Eine Amsel will Bürgermeister werden – in Nufringen zumindest Foto: Die Sekretärin?

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche bekommt Ingolf Welte tierischen Besuch und Stefan Belz zeigt schon erste Anzeichen von Amtsmüdigkeit. Und Roland Bernhard chillt im Kreistag.

Böblingen - Der Nufringer Bürgermeister hat gute Nachrichten dringend nötig. Als Ingolf Welte kürzlich ein besonderer Besuch ins Haus flatterte, verschickte er prompt persönlich eine ausführliche Mitteilung: Ein Amselpaar war im wahrsten Sinne des Wortes auf seinem Tisch gelandet, wo sich sonst die Verwaltungsvorlagen stapeln. Offensichtlich hatten es sich die schrägen Vögel tatsächlich überlegt, in die Amtsstube einzuziehen. Als ob man es sich in dem karg ausgestatteten Dienstzimmer gemütlich machen könnte!

Auf dem Sims des geöffneten Rathausfensters landeten die Amseln zunächst. Den „melodiös und laut vorgetragenen Reviergesang des Männchens betrachtete Ingolf Welte als „eine angenehme Begleitung für den Arbeitsalltag“, der ja bekanntermaßen zuletzt eher von Misstönen geprägt war. Dann flog das Vogelpaar lautstark zwitschernd in das Zimmer, drehte eine Runde und landete auf einer Zimmerpflanze. So vertrauenswürdig muss dem Männchen der Bürgermeister erschienen sein, dass er sogar auf dessen Schreibtisch hopste, während es sich das Weibchen zwischen den Blättern bequem machte, lautet sicherlich der Kern der Botschaft von Ingolf Welte. „Erst als die hinzugerufene Sekretärin das Zimmer betrat, entschloss sich das Vogelpärchen, seinen hohen Besuch abzubrechen“, teilt der Bürgermeister noch mit. Damit ist wiederum klar, wo in Nufringen eigentlich die Macht liegt.

Amtsmüde nach nur sechs Wochen

Dass Abwechslung in den ersten Amtswochen äußerst willkommen ist, hat auch Stefan Belz diese Woche durchblicken lassen. Das Treffen in Berlin zum Thema Schießlärm, den Architektenwettbewerb für ein Wohnbauprojekt auf dem Flugfeld und die erfolgreichen Handballer nannte er in seiner Antrittsrede „auch mal die angenehmen Seiten des OB-Daseins“. Dass dieser Satz nach nur sechs Wochen im Amt noch schräger klingt, als sich die Nufringer Amseln verhalten haben, muss Böblingens Oberbürgermeister gleich aufgefallen sein. „Neben den anderen angenehmen Seiten“, fügte er hastig an. Dass er erst gar nicht auf die Idee kommen braucht, sich im Rathaus in den kommenden acht Jahren ein behagliches Nest bauen zu können, zeigte dann die anschließende Gemeinderatssitzung. Denn beim sechsten Tagesordnungspunkt war Schluss mit dem zutraulichen Gezwitscher, obwohl es nur um den Umbau des Betriebsgeländes der technischen Dienste ging. „Wie können Sie als Grüner den letzten Grünstreifen für einen Mitarbeiterparkplatz verwenden?“, fragte der CDU-Stadtrat Willi Braumann entsetzt.

Leider hat Stefan Belz den richtigen Moment verpasst, an dem er seine Sekretärin in den Sitzungssaal hätte rufen sollen. Stattdessen brütete der Gemeinderat am Ende einer langen Diskussion die Forderung nach einem Konzept für das Parken von städtischen Mitarbeitern aus. Denn Willi Braumann hatte nicht nur den Grünstreifens für sich entdeckt, sondern auch, dass die Betriebshofmannschaft kostenlos parken darf, während er als Arzt beim Krankenhaus zur Kasse gebeten wird. Dermaßen lautstark war der Reviergesang des CDU-Mannes, dass es Ralf Sklarski von den Freien Wählern fast die Sprache verschlug: „In diese gechillte, nette Atmosphäre so viel Pfeffer reinzubringen, da bleibt einem die Spucke weg“, sagte der Stadtrat.

Der Landrat lässt andere für sich arbeiten

Wahrlich gechillt geht hingegen Roland Bernhard seine Aufgaben an. Der Landrat ist schließlich schon seit zehn Jahren im Amt und lässt längst andere für sich arbeiten. In dem Fall nicht die Sekretärin sondern einen Professor. Als es im Kreistag lange um die Frage ging, ob das Leonberger Krankenhaus im Klinikverbund Südwest nicht zu kurz gehalten wird, lieferte Hans-Georg Leser die schlagenden Argumente. Die wahre Bedrohung seien die Stuttgarter Kliniken, die Patienten aus dem Kreis Böblingen abwerben, erklärte der Ärztliche Direktor des Klinikums Sindelfingen-Böblingen, sowie der Fachkräftemangel. Für diese treffenden Zusammenfassung fühlte sich der Landrat fast bemüßigt, dem Mediziner etwas von seinem Gehalt abzugeben. „Wobei die Gehaltsklasse so ist, das ich nichts abgeben muss“, trällerte er die für sich persönlich gute Nachricht gleich hinterher.