Ein Bub kippte nach mehreren Stunden Sport ohne Frühstück im Bauch um. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Auf Hitzeerschöpfung hatten die Rettungskräfte getippt, als sie neun Kindern helfen musste, die bei einem Sporttag umgekippt waren. Der Kollaps hatte aber eine andere Ursache.

Stuttgart - Stuttgart - Einen Tag nach den Bundesjugendspielen herrscht an der Raitelsbergschule Erleichterung: Alle neun Kinder, denen am Mittwoch bei dem Sporttag der Rettungsdienst hatte helfen müssen, geht es wieder gut und sie konnten zum Unterricht kommen. Die Kinder waren nach einem freiwillig bestrittenen 800 -Meter-Lauf kollabiert. Bei aller Erleichterung hat auch die Analyse begonnen, was passiert war und wie man das in Zukunft verhindern kann, sagt die Schulleiterin Bianca Krämer-Martin.

Am Mittwoch war nach dem Lauf am Ende des Sporttages zuerst ein Bub umgekippt. Danach wurde es auch acht Mädchen schlecht. Der Rettungsdienst rückte zu einem großen Einsatz aus. Es stellte sich heraus, dass der Bub ohne Frühstück zum Wettkampftag ins Stadion Festwiese gekommen war. In ihrer ersten Diagnose hatten die Rettungskräfte angenommen, dass die Kinder aufgrund von Hitzeerschöpfung kollabiert wären. Das Wetter könne aber inzwischen als Ursache ausgeschlossen werden. Bei den acht Mädchen, die es ebenfalls traf, haben Rettungskräfte und Lehrer eine andere Erklärung. Es könnte sein, dass die Aufregung sie „angesteckt“ habe. Das passiere manchmal, so ein Sprecher der Feuerwehr, dass jemand ebenfalls umkippe, wenn er einen Notfall und Rettung miterlebe. Am ausgefallenen Frühstück habe es bei den Mädchen nicht gelegen.

Lehrer erwägen ein Schulfrühstück vor Sporttagen

„Das kommt leider immer häufiger vor, dass Kinder morgens vor der Schule noch nichts gegessen haben“, sagt die Schulleiterin. An der Raitelsbergschule werde daher dienstags und donnerstags Schulfrühstück angeboten, aber die Bundesjugendspiele fielen eben auf einen Tag ohne gemeinsames Müsli zum Start. „Wir überlegen daher, ob wir das an Sporttagen grundsätzlich jetzt einführen“, sagt Krämer-Martin.

Im Unterricht hätten die Lehrer den Zwischenfall am Donnerstag thematisiert. Man habe darüber gesprochen, wie wichtig regelmäßige Ernährung sei. „Außerdem haben wir gesagt, dass man aufgeben kann, wenn man merkt, dass die Kräfte schwinden“ sagt Krämer-Martin.

Mit einem Gerücht, dass am Mittwoch sofort im Internet kursierte, räumte die Schulleiterin klar auf: Nach dem Zwischenfall wurde im Internet spekuliert, ob die betroffenen Kinder muslimischen Glaubens seien und sich an die strengen Regeln des Fastenmonats Ramadan halten würden. „Da ist nichts dran“, sagt Krämer-Martin. „Wenn tatsächlich mal ein Grundschüler fastet, was sehr selten ist, dann darf er beim Sport natürlich aussetzen“, sagt sie. Bei den am Mittwoch betroffenen habe das Thema Ramadan aber keine Rolle gespielt.

Im Staatlichen Schulamt Stuttgart lobt man die Raitelsbergschule: „Sie haben hervorragend reagiert“, sagt der stellvertretende Amtsleiter Matthias Kaiser. „Im Vorfeld verschickte die Schule einen Elternbrief, in dem stand, dass die Kinder ausreichend Getränke mitnehmen sollen. Auch auf Sonnenschutz wurde hingewiesen“, sagt Kaiser. Die Lehrer hätten zudem die Wettervorhersage und die Prognose der Ozonwerte gecheckt. Generelle Vorschriften für Sportunterricht bei Hitze existieren nicht. Die Lehrer seien gehalten, Aktivitäten im Freien „der Witterung anzupassen“.