So richtig warm sind Lars Klingbeil (Mitte) und Marie-Agnes Stark-Zimmermann (rechts) nicht miteinander geworden. Foto: ZDF/Screenshot StZN

Alles deutet momentan auf eine Ampel hin. Aber wenn man die richtigen Leute fragt, könnte es auch noch Jamaika geben, wie Markus Lanz in seiner Sendung zeigt.

Berlin - Was haben Annalena Baerbock, Robert Habeck (beide Grüne), Christian Lindner und Volker Wissing (beide FDP) da genau bei ihrem Treffen besprochen, von dem sie am Dienstagabend ein Gruppen-Selfie gepostet haben? Haben sie sich schon auf eine Ampelkoalition unter Olaf Scholz (SPD) festgelegt? Die Öffentlichkeit kann nur spekulieren – so wie am Abend bei Markus Lanz im ZDF. Der CDU-Widersacher Armin Laschet, so die Kernaussage der Sendung, ist angeschlagen, aber immer noch im Spiel.

Robin Alexander, Redakteur bei der konservativen „Welt“ – und früher bei der linken „Taz“ – konnte jedenfalls davon berichten, dass sich die angebliche Hoffnung von Scholz, er brauche nur „fröhlich abzuwarten und die CDU werde sich schon irgendwie zerlegen“, auch an diesem turbulenten Tag (noch) nicht erfüllt hat. Die SPD könne es immer noch vermasseln. So lange Laschet noch nicht abserviert sei, so seine These, sei auch Jamaika noch möglich. Warum kein anderer Unionspolitiker einspringen kann, sagte er allerdings nicht.

Die Flausen der SPD

Alexander hat offenbar den Dauerplatz in der Lanz-Sendung übernommen, der in den Monaten der Coronakrise noch vom SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gewärmt worden war. Das schadet nicht. Schließlich gilt Alexander als einer der „am besten informierten Hauptstadtjournalisten“ – eine Erkenntnis, die wir auch der Erfindung der Namenseinblendung in Talkshows verdanken. Er weiß auch, welche Funktion der FDP in einer Ampel zukommen werde. „Die FDP zwingt Scholz, die Flausen aus dem SPD-Programm zu entfernen. Und Scholz freut sich insgeheim.“

Warum aber hat die CDU so stark verloren? So richtig erklären konnte das auch nicht Herbert Reul. Der nordrhein-westfälische Innenminister gilt als enger Vertrauter von Laschet. Auf jeden Fall trage nicht nur der Spitzenkandidat eine Schuld. Der Niedergang der einstigen Volkspartei sei ein langfristiger Trend, sagte Reul. In Nordrhein-Westfalen habe man unter Laschet gut regiert. „Ich kenne keinen, der sagt, wir hätten schlecht gearbeitet.“

Luftikus und helle Kerzen

Blickt man auf die Zufriedenheitswerte in dem Bundesland, könnte Reul aber auch einfach die falschen Leute kennen. Wie dem auch sei: Gerettet werden kann Laschet immer noch von der FDP, wie Alexander betonte. Die Liberalen wurden an diesem Abend durch Marie-Agnes Strack-Zimmermann vertreten, eine nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete, die als Sprecherin ihrer Partei die nicht unbedingt nahe liegenden Felder Verteidigung und Kommunales beackert und tatsächlich zu den Fans der schwarz-gelben Regierung in Düsseldorf zählt.

Aus ihrer Abneigung gegen die Ampel und speziell gegen die SPD machte sie keinen Hehl. Den nicht anwesenden Ex-Juso-Chef Kevin Kühnert, der im Wahlkampf Lindner als „Luftikus“ bezeichnet hatte, attestierte sie nicht minder beleidigend, „auch nicht die hellste Kerze auf der Torte“ zu sein.

Selbst mit Lars Klingbeil, dem neben ihr sitzenden SPD-Generalsekretär, wurde sie an diesem Abend nicht wirklich warm, obgleich der sich nach den aufregenden Wahlkampfwochen um verbale Abrüstung bemühte. Schon sein Hinweis, dass die vielen jungen Wähler, die der FDP – darauf ist die Partei stolz – ihre Stimme gegeben hätten, eine Ampel bevorzugen würden, kam bei Strack-Zimmermann nicht gut an. „Wir sind als eigenständige Kraft gewählt worden.“

Die Ampel steht auf Gelb

Umfragen zeigen, dass ein Großteil der FDP-Wähler tatsächlich mit einer Ampel besser leben kann als die Grünen-Wähler mit Jamaika. Im Führungspersonal sei es hingegen genau umgekehrt, behauptete Alexander. Da hätten nicht nur die Liberalen, sondern genau genommen auch die Grünen im Vorfeld längst eine gewisse Präferenz für Jamaika gezeigt. Trotzdem wird jetzt erst einmal die Ampel verhandelt. Vielleicht kommt man ja doch auf einen gemeinsamen Nenner – vor allem, wenn es dann keinen Moderator gibt, der dauernd dazwischen redet.