Bei der Chorfreizeit trainieren die Jungs ihre stimmlichen Fähigkeiten Foto: /Bernd Zeyer

Die diesjährige Ferienfreizeit des Knabenchors collegium iuvenum findet in diesem Jahr im evangelischen Waldheim auf der Schlotwiese statt. Trotz der strengen Hygienevorgaben haben die 50 Jungs viel Spaß, können aber auch ihre gesanglichen Fähigkeiten verbessern.

Zuffenhausen - Denk an einen Hefezopf oder eine Pizza, dann löst sich die Spannung“, sagt Ulrike Härter und blickt lächelnd auf Oskar. Der 12-Jährige war ein wenig verkrampft und hat deshalb nicht sofort den richtigen Ton getroffen. Beim nächsten Versuch klappt es dann viel besser und die glasklare Sopranstimme lässt die Luft vibrieren. Oskar stemmt die Hände in die Hüften – so kann er seine Atmung besser spüren. Die richtige Atmung ist das A und O beim Singen. Und ums Singen geht es im evangelischen Waldheim auf der Schlotwiese. Dort ist für knapp zwei Wochen der Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart (CIS) mit seiner Chorfreizeit zu Gast.

Das Waldheim wird zum Flughafen

Aufgrund von Corona kann heuer nicht wie in den Vorjahren zehn Tage lang verreist und übernachtet werden. Stattdessen sind die rund 50 Jungs im Alter zwischen neun und 16 Jahren ins Waldheim ausgewichen, wo sie täglich acht Stunden unter strengen Hygienebedingungen betreut werden. Geschlafen wird daheim. „Das tolle Gemeinschaftsgefühl ist trotzdem da, nur hat es etwas länger gedauert“, erzählt Betreuer Yannick Federmann. Das diesjährige Motto lautet „Herrscher des Himmels“. Dabei verwandelt sich das Waldheim in einen Flughafen: Morgens wird eingecheckt, Fieber gemessen und Bordpässe werden ausgeteilt. Jeden Tag steht ein neues Reiseziel auf dem Programm: In Kanada wird nach Hirschen gesucht, in Brasilien gibt es ein Geländespiel, in Monaco fahren die Jungs Rennen mit selbst gebastelten Spielzeugautos. Abends wird wieder ausgecheckt.

Von der Chorfreizeit profitieren die Beteiligten in mehrfacher Hinsicht: Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird gestärkt, die Jungs lernen spielerisch die Hygieneregeln, haben viel Spaß miteinander und können ihre gesanglichen Fähigkeiten verbessern. Gerade der letzte Punkt hat während Corona eine besondere Bedeutung bekommen. Monatelang konnte nämlich nicht zusammen geübt werden. „Es ist schön und wichtig, sich endlich wieder persönlich zu sehen“, sagt Ulrike Härter. Schon mit 13 Jahren hat die Reutlingerin Konzerte gegeben, seit 15 Jahren gibt sie Unterricht. „Singen ist Leistungssport“, sagt die Sopranistin.

„Das Gemeinschaftserlebnis lässt sich nicht digitalisieren.“

Das Repertoire des Knabenchors umfasst mehrstimmige, vor allem geistliche Chormusik aller Jahrhunderte und Genres. Die Texte sind für die jungen Sänger nicht immer leicht zu verstehen – vor allem die englischen oder lateinischen. Deshalb werden während der Proben auch Inhalte vermittelt.

Geleitet wird der Chor von Benjamin Hartmann. „Wir gehen gestärkt aus der Coronakrise“, ist er sich sicher. Auch er ist froh, dass man sich wieder persönlich treffen kann: „Das Gemeinschaftserlebnis lässt sich nicht digitalisieren.“ Insgesamt sind derzeit rund 180 Sänger dabei, neue Gesichter und Stimmen sind jederzeit willkommen. Der Chor steht allen offen und gehört keiner Kirche an. Das nächste Konzert soll am Sonntag, 11. Oktober, in der Kirche Sankt-Elisabeth in Stuttgart-West stattfinden. Infos gibt es im Internet unter www.collegium-iuvenum.de.