Ärgerliche Altlasten – Klinikum Stuttgart: Foto: dpa

Dem früheren Klinikumchef hätte fristlos gekündigt werden müssen. Stattdessen wurde er mit einem goldenen Handschlag verabschiedet. Ein skandalöser Vorgang, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Neulich schrieb eine Leserin, worüber sie sich in Stuttgart alles ärgert: über kaputte Aufzüge zum Beispiel. Die Liste lässt sich fortsetzen, unabhängig von Stuttgarts schönen Seiten . . . Kandidat für das Ärgernis Nummer eins ist übrigens das Versagen der Stadtverwaltung beim Rauswurf des Ex-Klinikumschefs Ralf Michael Schmitz.

Wenn’s nur ein Rauswurf gewesen wäre! Doch statt Schmitz fristlos zu kündigen, wie es angesichts eines Berichts des Rechnungsprüfungsamtes über gravierende Versäumnisse im Zusammenhang mit der International Unit im Dezember 2015 angezeigt gewesen wäre, verabschiedete ihn die Stadt im März 2016 mit „goldenem Handschlag“. In Zahlen: 900 000 Euro Abfindung plus eine jährliche Pension von 160 000 Euro. Es fehlte nur, dass man Schmitz einen roten Abschiedsteppich ausrollte.

Ein skandalöser Vorgang! Der Akteneinsichtsausschuss zur Klinikum-Affäre lässt daran mehrheitlich keinen Zweifel: Demnach wurde es sträflich versäumt, Schmitz im vorgeschriebenen Zwei-Wochen-Zeitraum den Stuhl vor die Tür zu setzen. Geklärt werden muss noch, wer alles dafür die Verantwortung trägt. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. Im reichen Stuttgart leben Tausende Menschen mit geringfügigem Einkommen. Sie, aber auch viele andere, werden diesen „goldenen Handschlag“ als einen Schlag ins Gesicht empfinden.

jan.sellner@stzn.de