Im Bodensee vollzieht sich derzeit ein Wandel. Foto: dpa

Algenteppiche, Quagga-Muscheln, neue Sandinsel – für manche Fischart wird es ungemütlich: Der Klimawandel erwärmt den Bodensee. Umweltminister Untersteller macht sich Sorgen und hat sich die Lage vom Schiff aus angesehen.

Langenargen - Strahlend blauer Himmel, strahlend blauer Bodensee. Doch wenn der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) an Deck der „Kormoran“ auf den Anlass der Bootsfahrt zu sprechen kommt, trübt sich das Bild: Die Wassertemperatur in den oberen Schichten des Sees sei in den vergangenen drei Jahrzehnten im Schnitt um 1,2 Grad angestiegen im Vergleich zu den dreißig Jahren davor. „Sowas bleibt natürlich nicht ohne Folgen für den See.“

Welche Folgen genau, das untersucht das Institut für Seenforschung (ISF) in Langenargen, zu dem das Forschungsschiff gehört. Im Rahmen seiner Sommertour ist Untersteller mit den Wissenschaftlern des Instituts auf den Bodensee gefahren, um ihnen dabei über die Schulter zu sehen, wie sie Wasserproben entnehmen oder Temperaturen und Sauerstoffgehalt messen.

Rekordverdächtige Wassertemperaturen

Die Daten der Forscher zeigen die Erwärmung. Im vergangenen Sommer seien „rekordverdächtige“ Wassertemperaturen gemessen worden, heißt es in einem Bericht. Zudem hätten Hitze und Trockenheit die Wasserstände sinken lassen. Vor der Alpenrheinmündung sei sogar eine neue Sandinsel aufgetaucht.

An der Oberfläche zeigten sich die Folgen von Niedrigwasser und hohen Temperaturen in Form von Algenteppichen. Doch ein größeres Problem spielt sich in der Tiefe ab: Das Wasser vermischt sich wegen der höheren Temperaturen weniger und so gelangt weniger Sauerstoff an den Grund des Sees. Die Zersetzung von Algen kostet weiteren wertvollen Sauerstoff. Den benötigen aber Fische wie die immer weniger werdenden Felchen für ihre Eier, die sie am Grund ablegen.

Quagga-Muscheln breiten sich aus

Diese seien ohnehin schon unter Druck durch Stichlinge, die sich auf Grund der Erwärmung im Bodensee ausbreiteten und die Felchen und deren Laich fräßen, erklärt Ulfried Miller vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Veränderungen der Tierwelt im Bodensee seien teilweise dramatisch.

Eine weitere Art, die sich auf Grund der wärmeren Temperaturen ausbreitet, ist die eingeschleppte Quagga-Muschel. Diese werde laut Umweltminister langsam zu einem Problem für die Trinkwasserversorgung, weil sie sich in Rohren festsetze. Der Bodensee dient Millionen von Menschen als Trinkwasserquelle. Die Wasserqualität müsse oberste Priorität haben, sagt der Minister und verweist auf die Modernisierung von Kläranlagen und den Einbau zusätzlicher Filter.

Düngemittel verschmutzen den Bodensee

Auch Ulfried Miller fordert, beim Wasserschutz nicht locker zu lassen auch wenn man in den vergangenen Jahrzehnten schon einiges getan habe, um den Bodensee sauber zu halten. Auch in Zukunft müsse man etwa die Menge an Phosphat, die in den Bodensee gelangt, gering halten. Phosphat ist eine Verbindung, die das Element Phosphor enthält und zum Beispiel in Düngemitteln oder Exkrementen enthalten ist. Es kann etwa durch Zuflüsse in den Bodensee gelangen.

Auch zur indirekten Fütterung der heimischen Felchen sei Phosphat ungeeignet, erklärt Thorsten Rennebarth, Biologe des ISF. Zwar würde es das Algenwachstum fördern und damit indirekt auch die Nahrungsgrundlage der Felchen vergrößern, allerdings zehre die Zersetzung der Algen wiederum wertvollen Sauerstoff auf. Darum spricht sich auch der Umweltminister gegen mehr Phosphat im Bodensee aus.

Ulfried Miller vom BUND geht es nicht nur um die Bewältigung der Klimafolgen. Die Veränderungen im See zeigten, dass der Klimawandel in Baden-Württemberg angekommen sei. Er fordert deshalb auch mehr Anstrengungen beim Klimaschutz.