Am Kletterzentrum haben die vorbereitenden Maßnahmen für den Anbau der Boulderhalle bereits begonnen. Foto: Barnerßoi

Das Kletterzentrum auf der Waldau baut an: Für rund eine Million Euro entsteht eine neue Boulderhalle. Das Klettern in Absprunghöhe ist in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden.

Degerloch - Der Kletterer braucht keinen Partner, weniger Ausrüstung und kann Bewegungsabläufe ein ums andere mal wiederholen: dies sind laut Gerhard Lorch die Gründe dafür, dass die Kletterform Bouldern in den vergangenen Jahren immer beliebter wurde. Nämlich so beliebt, erklärt der technische Geschäftsführer des Kletterzentrums vom Deutschen Alpenverein, dass die Einrichtung auf der Waldau reagieren musste. Denn die bisherigen Boulderwände reichten längst nicht mehr aus. Bis zum Herbst soll nun am Friedrich-Strobel-Weg ein Anbau mit einer neuen Boulderhalle entstehen.

Bouldern bezeichnet das Klettern ohne Sicherung mit einem Seil in niedriger Höhe. Damit auch wirklich nichts passiert, sind die Hallen mit weichen Bodenmatten ausgelegt, falls doch mal ein Kletterer einen Haltegriff nicht erwischt und von der Wand fällt. Laut Gerhard Lorch ist das Bouldern aber nicht nur unkomplizierter als das Seillängenklettern, sondern auch ein gutes Training fürs Felsklettern und gut geeignet zum Aufwärmen.

Heutiger Boulderbereich genügt den Anforderungen nicht mehr

In der bestehenden Kletterhalle gibt es bereits einen Boulderbereich. Als dieser vor rund zehn Jahren gebaut wurde, sei das Klettern in Absprunghöhe allerdings nur eine Randerscheinung gewesen; darum sei er relativ klein. Dann schwappte die Trendwelle aus den USA in den vergangenen Jahren nach Europa. „Heute entspricht der Bereich einfach nicht mehr den Anforderungen“, sagt Gerhard Lorch.

Zwei Jahre hat ein Team aus Kletterern und Trainern des Alpenvereins mit der Hilfe von Architekten den Neubau geplant. Inzwischen hat die Stadt dem Verein auch die nötigen Genehmigungen zugesichert. Denn das Grundstück des Zentrums muss laut Lorch um rund 100 Quadratmeter erweitert werden. Dafür fallen die bisherigen Parkplätze sowie eine Böschung zwischen dem Kletterzentrum und der benachbarten Bezirkssportanlage weg. Zum Ausgleich werden derzeit vor der Außenkletteranlage fünf neue Parkplätze gebaut.

Rund eine Million Euro kostet das Vorhaben

Rund eine Million Euro wird das Vorhaben voraussichtlich insgesamt kosten, berichtet Geschäftsführer Lorch. 50 000 Euro übernimmt der Württembergische Landessportbund, von der Stadt und dem Dachverband des Alpenvereins gebe es bedauerlicherweise keine Zuschüsse.

Die neue Halle mit zwei Stockwerken soll einerseits den Besuchern genügend Raum bieten, aber auch den Wettkampfkletterern den Rückzug in abgetrennte Bereiche für ihr Training ermöglichen. Denn besonders abends sei es heutzutage im Kletterzentrum so voll, „dass ein Training kaum noch möglich ist“, sagt Gerhard Lorch. Auch für die Jugendarbeit soll Platz geschaffen werden.

Konkret wird es einen 3,70 Meter hohen Multifunktionsraum mit verstellbaren Boulderwänden geben. Zudem entstehe ein größerer und ganze sechs Meter hoher Raum. Die Besonderheit in diesem ist laut Lorch, dass die Boulderwände teils so angebracht sind, dass die Sportler nach oben ausklettern können. Das heißt die Wände enden mit einer Plattform, und die Kletterer müssen nicht mit dem Kopf bis unter die Decke klettern. Das gebe es nicht in vielen Kletterhallen. Um die Boulderräume herum soll es weitere Ruhe-und Seminarräume geben.

Die Konkurrenz in Stuttgart wächst

Rund 122 000 Besucher zählte das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins vergangenes Jahr. Das ist zwar eine Zahl, über die Geschäftsführer Gerhard Lorch nicht klagen möchte. Dennoch musste der Alpenverein einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Denn 2012 kraxelten noch knapp 130 000 Kletterbegeisterte an den Wänden in der Anlage am Friedrich-Strobel-Weg sowie im Außenbereich.

Ein Grund für den Rückgang ist laut Gerhard Lorch die Eröffnung einer privat betriebenen Kletterhalle in Zuffenhausen mit 2500 Quadratmeter Kletterfläche im Dezember 2012. Sie sei neben einer kleineren Kletterhalle (rund 500 Quadratmeter) der Evangelischen Jugendstiftung in Stuttgart Mitte nun das dritte Angebot für Kletterer in der Landeshauptstadt. Umso wichtiger sei der neue Anbau ans Kletterzentrum, sagt Lorch. Dieser vergrößert die Gesamtkletterfläche von rund 4300 auf gut 4800 Quadratmeter. Und wenn der Boulderbereich wieder den Anforderungen und Wünschen der heutigen Nutzer entspricht, ist sich Lorch sicher, bringe das wieder mehr Besucher.