Seinen Hand- und Flächenreiniger verschenkt Andreas Stiegler im Freundes- und Familienkreis. Foto: Werner Kuhnle

Andreas Stiegler ist Kleinbrenner. Er würde gerne Apotheken beliefern – darf aber noch nicht.

Marbach - Der Beginn der Corona-Krise war zugleich der Beginn größerer Hamsterkäufe in Deutschland. Neben Toilettenpapier und Mehl war und ist nach wie vor besonders ein Produkt betroffen: Desinfektionsmittel. Auch im Elektrotechnik-Unternehmen von Andreas Stiegler blieb irgendwann das bestellte Desinfektionsmittel für die Mitarbeiter aus. Nur: Der Marbacher, der auch die „Destille an der Stadtmauer“ betreibt, sitzt eigentlich auf den nötigen Ressourcen. Hauptbestandteil von Desinfektionsmittel ist nämlich Alkohol, „und den haben wir Kleinbrenner in unseren Kellern literweise eingelagert“.

Seine Idee und die vieler Produzenten: Wieso nicht den Alkohol den Apotheken zur Verfügung stellen? Die dürfen nämlich seit dem 4. März dank einer Verfügung Desinfektionsmittel herstellen. Bei der Schiller-Apotheke sei auch Interesse da, so Stiegler, nur: „Die Auflagen der WHO kann ich nicht voll erfüllen.“ Die sieht für Handdesinfektionsmittel einen Wert von 96 Prozent vor und einen Reinheitsgrad, für den eine chemische Reinigung notwendig wäre. „Ich selbst brenne maximal 83 Prozent.“

Für ein Flächendesinfektionsmittel wäre das in Ordnung. Bedarf herrscht aber vor allem an Handdesinfektion. Der Wunsch von Andreas Stiegler ist es daher, dass die Verordnung angepasst wird: „Wir Brenner könnten dann unseren Anteil leisten und in die Bresche springen.“ Andreas Stiegler selbst will bis dahin aber seine Familie und Freunde versorgt wissen, weshalb er in seiner Destille jetzt „in Eigenverantwortung und für mich“ Reinigungsmittel für Flächen und Hände produziert. Dabei betont er jedoch: „Ich ziehe da keinen Handel auf oder verdiene etwas daran.“ Seine Produkte gibt er kostenlos in der Nachbarschaft weiter. Wenigstens, bis es eine neue Verordnung gibt: „Wenn die Möglichkeit besteht, will ich natürlich dann an Apotheken liefern.“

Seine Handreinigung stellt Stiegler nach den Vorgaben der WHO her, wie sie für die Apotheken erlassen wurden: „Ich denke mir da nichts Eigenes aus, das muss eine solide Grundlage haben.“ Und dafür braucht es nicht viele Mittel. Er verdünne den 83-prozentigen Alkohol und gebe dann Wasserstoffperoxid anteilig hinzu. Schließlich wird noch Glycerin beigefügt. Das wirkt rückfettend und pflegt und schützt damit die Hände. „Außerdem gebe ich noch etwa Zitronenöl mit dazu, um den Alkoholgeruch zu übertünchen.“

Die Grundlage für den Reiniger bildet ein Weinbrand aus eigener Herstellung. „Ich nehme natürlich nicht den Williams oder Mirabelle her“, erklärt Andreas Stiegler mit einem Augenzwinkern. Es schlagen da durchaus auch zwei Herzen in seiner Brust, schließlich haben seine Brände ihn allesamt viel Mühe, Arbeit und einiges an Sorgfalt gekostet: „Aus Spaß würde ich meine Produkte nun nicht zu Reinigungsmitteln verarbeiten.“ Die Corona-Pandemie sei aber eine solche Ausnahmesituation, in der jeder sehen sollte, was er beitragen könne.

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