Klaus Johann Grobe machen am Freitag im Merlin in Stuttgart den Anfang. Bilder vom darauffolgenden Auftritt von International Music zeigt die Fotostrecke. Foto: Jan Georg Plavec

Das Merlin unterbricht seine Klinke-Reihe und lädt zum Doppelkonzert mit zwei Lieblingsbands. Das funktioniert erstaunlich gut. Bis auf die Frage: Wer spielt zuerst?

Stuttgart - Im Stuttgarter Kulturzentrum Merlin schätzt man langjährige Geschäftsbeziehungen. Wer bei Booker und Publikum ankommt, den stellt man in den Wagenhallen auf die Bühne (Erobique). Oder lädt zum Doppelkonzert im Westen, so wie am Freitag mit Klaus Johann Grobe und International Music. Für beide Bands ist es bei weitem nicht der erste Merlin-Gig, für die Schweizer von Klaus Johann Grobe aber immerhin der erste ohne Krankheitsfall. Man kennt sich also, und weil auch das Merlin-Publikum diesen Umstand schätzt, ist der Raum bestens gefüllt – obwohl es das einzige Bezahlkonzert inmitten der alljährlichen Hutspende-Klinke-Reihe im August ist.

Ein Doppelkonzert also mit zwei Lieblingsbands, bei dem sich nur eine Frage stellt: Wer spielt eigentlich zuerst? Es wurde geknobelt, und Klaus Johann Grobe fangen an. Bei den Schweizern bestechen ihr Retro-Disco-Funk im Allgemeinen und die schimmernden Orgel- und Synthesizer-Sounds im Besonderen, dazu kommen ein Hauch von Deutschschweizer Tropicalia sowie ein bekiffter bis schnoddriger Gesang, der nach Kraftwerk klingt und irgendwie an Christian Ulmen erinnert. Das pumpt jedenfalls in einer Tour durch, ohne auch nur eine Sekunde lang überdreht oder aufgesetzt zu wirken.

Nachdem von dieser ersten Doppelkonzerthälfte alle ein wenig angeschwitzt sind, hilft dem Essener Trio International Music dessen Schlagzeuger Joel Roters dabei, den Faden wieder aufzunehmen. Ihr Doppelalbum „Die besten Jahre“ wurde von der Kritik gefeiert. Was auf Platte stark krautig bis psychedelisch klingt, steigert sich live im Merlin zu einer stellenweise zappeligen Indie-Rock-Performance. Das erinnert manchmal an die Berliner Band Chuckamuck, macht musikalisch aber viel mehr her.

Faszinierend ist, wie International Music mit vergleichsweise simplen Mitteln eine klangliche und atmosphärische Dichte erzeugen, die gerade bei Clubkonzerten unweigerlich auf das Publikum übergeht. Da kommt man gerne wieder. Das Doppelkonzert-Experiment ist bestens geglückt.