Stein des Anstoßes: in Geislingen gab es immer wieder Protest gegen die Schließung der Helfenstein-Klinik – am Ende ohne Erfolg. Foto: Staufenpress/Archiv

Die Schließung der Helfenstein-Klinik hat Folgen: Bei zwei Bürgerentscheiden am Sonntag in Geislingen und Böhmenkirch hat sich die Bevölkerung deutlich artikuliert. Kehren die Kommunen dem Kreis Göppingen nun den Rücken?

Geislingen - Die Abspaltungstendenzen, die es bei einigen Gemeinden im Kreis Göppingen gibt, haben am Sonntagabend neue Nahrung erhalten. Bei einem Bürgerentscheid in Geislingen an der Steige votierten die Bürgerinnen und Bürger klar dafür, dass die Stadtverwaltung prüfen möge, sich dem benachbarten Alb-Donau-Kreis anzuschließen. Mehrere weitere Gemeinden im Kreis hatten bereits zuvor beschlossen, einen Kreiswechsel zu prüfen. Diesen Auftrag hat nun auch die Gemeindeverwaltung in Böhmenkirch, wo es am Sonntag bei einem Bürgerentscheid zum selben Thema ein entsprechend eindeutiges Votum gab.

Beteiligung geringer als bei Bundestagswahl

In Geislingen waren 20 000 Wahlberechtigte zur Abstimmung aufgerufen. Für 81,6 Prozent ist ein Kreiswechsel eine Option, 18,3 Prozent votierten dagegen. Die Beteiligung lag bei 56,5 Prozent und war damit deutlich geringer als bei der Bundestagswahl. In Böhmenkirch wiederum waren knapp 4400 Menschen zur Abstimmung aufgerufen: 71,5 Prozent sprachen sich dafür aus, dass die Verwaltung sich mit Vor- und Nachteilen eines Kreiswechsels befassen möge; 28,5 Prozent stimmten dagegen. Die Wahlbeteiligung lag bei stattlichen 74 Prozent.

Hintergrund des Unmuts im Kreis Göppingen ist die im Mai vom Kreistag mit deutlicher Mehrheit beschlossene Schließung der Helfenstein-Klinik als stationäre Einrichtung in Geislingen. Vor allem bei der Bevölkerung in den Richtung Ulm und Heidenheim, also im Oberen Filstal, gelegenen Kommunen stößt diese Entscheidung auf Unverständnis. Drei Gutachten hatten am Ende ergeben, dass die Kräfte bei den kreiseigenen Alb-Fils-Kliniken in einem Neubau am Eichert in Göppingen gebündelt werden sollen.

Moderner Klinikneubau in Göppingen

Mit einem Gesamtvolumen von rund 445 Millionen Euro handelt es sich dabei um eines der größten Bauprojekte in Baden-Württemberg, in dem künftig modernste Medizin und Pflege für die rund 250 000 Menschen im Landkreis Göppingen vorgehalten werden soll. Eröffnung: voraussichtlich 2024. Die Helfenstein-Klinik wird in diesem Zuge zu einer reinen Ambulanz herabgestuft. Allerdings soll, so betont der Landrat Edgar Wolff, auch in Geislingen weiterhin eine Rund-um-die Uhr-Notfallversorgung garantiert sein.

Inwieweit die Überlegungen für einen Kreiswechsel realistisch sind, ist offen. Am Ende muss ohnehin der Landtag einem solchen Schritt zustimmen. In jüngeren Fällen von Bad Herrenalb und Reutlingen wurde das Ansinnen abgelehnt.