Der Ruf des Sterns leidet unter dem Diesel. Foto: dpa

Die Klage von Anlegern bringt Daimler in eine unangenehme Lage. Der Konzern hat beim Diesel einst zu früh Entwarnung gegeben, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - „Zum Thema Diesel kann ich mich kurzfassen“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche, kurz nachdem vor vier Jahren herauskam, dass Volkswagen bei den Diesel-Abgaswerten manipuliert hat. „Wir haben bei Daimler nie betrügerische Software eingesetzt und werden das auch nicht tun.“ Seither musste der Konzern auf Geheiß der Behörde viele Hunderttausend Dieselautos zurückrufen, die Staatsanwaltschaft Stuttgart verhängte ein Bußgeld über 870 Millionen Euro, Tausende von Verfahren von Mercedes-Besitzern laufen vor Gericht. Nun rollt auch noch eine etliche Hundert Millionen schwere Klagewelle großer Aktionäre an, die sich unzureichend informiert sehen.

Ungeschickte Aussage von Zetsche

So groß der juristische Druck auf Daimler auch ist – ein juristischer Nachweis, dass der Konzern manipuliert hat, konnte bisher nicht erbracht werden. Gleichwohl war es aus heutiger Sicht äußerst ungeschickt, dass Zetsche geradezu damit prahlte, wie sauber die Dieselautos aus seinem Konzern sind. Denn mit dieser Aussage ermunterte er Aktionäre möglicherweise, Daimler-Aktien zu kaufen, die seither nicht zuletzt wegen des Diesels massiv an Wert verloren haben. Er bietet Klägern damit eine juristische Angriffsfläche, die diese gerne nutzen.

VW als Schrittmacher?

Womöglich übernimmt ausgerechnet der VW-Konzern die Rolle des Schrittmachers. Denn seine Entscheidung, in Vergleichsverhandlungen mit Autokäufern einzusteigen, die derzeit in einem riesigen Musterverfahren gegen ihn klagen, könnte eine Signalwirkung auch auf den Daimler-Konzern haben, dessen Ruf unter jahrelangen Verfahren mindestens so leiden würde wie der von VW. Für die großen Anleger, die nun ein Musterverfahren anstreben, geht es allerdings um weit größere Summen als für den einzelnen Autofahrer. Finden sie vor Gericht ein offenes Ohr, können sie Daimler das Leben noch eine ganze Zeit schwer machen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de