Noch immer fehlen in Stuttgart zahlreiche Betreuungsplätze. 40 kommen nun voraussichtlich in Plieningen dazu. Foto: dapd

Weil noch viele Krippenplätze fehlen, will die Stadt den Bebauungsplan für die Dreifelderstraße lockern. Jetzt darf wohl doch eine Kita ins Gewerbegebiet ziehen.

Plieningen - Die Dreifelderstraße ist und bleibt ein Gewerbegebiet. Das stellt Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt klar. Trotzdem will die Verwaltung den Bebauungsplan ändern. Und zwar derart, dass für soziale Zwecke Ausnahmen zugelassen werden. Die Änderung ist kein Zufall: Schon seit Längerem interessiert sich der Anbieter privater Kindertagesstätten „MiniMax Kids“ für das Haus Nummer 5 an der Dreifelderstraße. „Auch jetzt stecken natürlich wir dahinter“, sagt die Geschäftsführerin Jennifer Maxa.

In der Vergangenheit wurde das Anliegen des privaten Kita-Trägers vom Baurechtsamt konsequent abgelehnt. In einem Gewerbegebiet dürfe sich keine Kita ansiedeln, der Bebauungsplan werde nicht geändert, hieß es stets. Und schon gar nicht wegen eines einzelnen Vorhabens, wie Baurechtsamtsleiterin Kirsten Rickes Anfang des Jahres noch erklärte.

Doch die Zeiten ändern sich. Weil die Stadt mit dem Ausbau der Kitaplätze im Verzug ist, soll jetzt alles ganz schnell gehen. Am heutigen Montag werden die Bezirksbeiräte, am Dienstag der Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) über das Vorhaben abstimmen. Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss werden in einem Rutsch gefasst. „Es ist ein vereinfachtes Verfahren, weil es keine vollumfängliche Änderung des Baurechts ist“, erklärt Susanne Frucht. Wenn die Gemeinderäte für die Änderung stimmen, werden der Bauantrag der Kita und das Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans gleich parallel bearbeitet, sagt Erwin Grimme, der persönliche Referent des Baubürgermeisters Matthias Hahn.

Von August 2013 an haben Kinder ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. In Stuttgart fehlen derzeit rund 4900 Krippenplätze. „Wir sehen das als unser städtisches Ziel an“, sagt Erwin Grimme. Bürgermeister Matthias Hahn habe sich das Konzept von Jennifer Maxa noch einmal erklären lassen und für gut befunden. Darum will er „möglich machen, was möglich ist“, sagt Grimme. Auf die Frage, warum nicht früher auf das Klopfen von „MiniMax Kids“ reagiert worden ist, meint er: „Die Notwendigkeit hat sich verschärft.“ Wie dringend der KitaAusbau sei, entscheide das Jugendamt.

„Das Baurechtsamt war die größte Hürde“, sagt hingegen Plieningens Betreuungsstadträtin und Mitglied im UTA, Helga Vetter von der CDU. Der Gemeinderat stehe hinter der Änderung des Bebauungsplans. „Der Druck ist groß und die Zeit bis August 2013 nicht mehr lang, warum sollte da also jemand was dagegen haben?“, sagt sie. Dass die Kindertagesstätte, wenn alles läuft wie geplant, in einem Gewerbegebiet beheimatet sein wird, beunruhigt sie nicht. Es werde schon alles den Voraussetzungen entsprechen, sonst würde die Kita nicht genehmigt werden, sagt Vetter. Zudem liege sie ja nicht mitten im Gewerbegebiet, sondern eher am Rande, argumentiert Erwin Grimme. Und die Geschäftsführerin Maxa hält die Lage sogar für „die beste Location“.

40 Plätze könnten mit dem Einzug von Maxa ins Haus Nummer 5 an der Dreifelderstraße entstehen, davon 20 Krippen- und 20 Kindergartenplätze. Zum Vergleich: Etwa 80 Plätze sind in Plieningen nötig, damit nur die Hälfte aller Kleinkinder einen Betreuungsplatz hat. Schon im Frühjahr 2013 würde Maxa die zusätzliche Einrichtung gerne eröffnen.