Im Dialog (von links): Alexander König, Gerlinde Risel, Martina Koch-Haßdenteufel, Angelika Schnell, Klaus Wagner und Albrecht Fischer-Braun Foto: factum/Granville

Beim Gemeindeforum in der Gerlinger Lukaskirche gibt es eine Bestandsaufnahme des Gemeindelebens. Es gibt viel Lob, aber auch Kritik und Anregungen.

Gerlingen - Wie funktioniert das gemeindliche Leben in den evangelischen Kirchengemeinden Petrus und Lukas in Gerlingen? Wie nehmen Akteure aus der Stadt die Gemeinden wahr? Und was kann man tun, um die Kooperation noch zu verbessern? Diese und weitere Fragen stellten sich Vertreter der beiden Kirchengemeinden am Freitagabend in der Lukaskirche in Gerlingen. Dabei kamen vor allem Personen außerhalb der Gemeinden zu Wort. Moderiert wurde die Veranstaltung von Pfarrer Albrecht Fischer-Braun, dem Leiter der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein.

So beschrieb Martina Koch-Haßdenteufel, Erste Beigeordnete der Stadt Gerlingen, die Zusammenarbeit der Gemeinde als „sehr gut“. Gerade beim Thema Flüchtlinge sei die Stadt den Kirchen „sehr dankbar“, dass sie unterstützten. „Wir haben nur zwei Sozialarbeiter, alleine schaffen wir das nicht“, sagte sie. Umso erfreulicher sei es, wenn die Stadt die Kirchen auch finanziell unterstützen könne, und nannte die Spendenaktion für die Sanierung der Petruskirche vor drei Jahren als Beispiel.

Gerlinde Risel, die Rektorin der Breitwiesenschule, beschrieb die Lukasgemeinde als „sehr offen, einladend und engagiert“. Schnittstellen zur Schule gebe es viele, beispielsweise jährlich sechs Schul-Gottesdienste in der Kirche und ein Weihnachtskonzert. „Und da singen die Kinder nicht nur Kirchenlieder, sondern da geht es auch mal um Schnee.“

Begegnung „auf Augenhöhe“

Der Dekan Alexander König von der katholischen Kirche Gerlingen lobte den Eine-Welt-Laden als ein Beispiel guter ökumenischer Zusammenarbeit. „Das ist ein im Ort sichtbares Projekt“, sagte er. Im Übrigen seien auch viele Ehen im Ort gelebte Ökumene, wenn der eine Partner evangelisch, der andere katholisch sei.

Angelika Schnell, die Vorsitzende der evangelischen Matthäusgemeinde in Gerlingen sagte, ihre Gemeinde versuche, den beiden größeren Gemeinden Lukas und Petrus „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Während die Matthäus-Gemeinde über etwa 850 Mitglieder verfügt, sind es bei Lukas 1053, bei Petrus 4785. Weil in Anbetracht der geringen Mitgliederzahlen keine konstante Jugendarbeit stattfinden könne, wäre eine Kooperation mit den beiden größeren Gemeinden „schön“.

Strohgäu Extra könnte ein Mittler sein

Kritische Worte fand als einziger Klaus Wagner, Redakteur von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Für die Lokalausgabe Strohgäu Extra ist er für Gerlingen zuständig. Zwar seien die Kirchengemeinden im Ort sehr aktiv, jedoch sei manchmal die Positionierung zu wichtigen gesellschaftlichen Themen „nicht so richtig zu erkennen“. Etwa bei der sich weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich, die im reichen Gerlingen besonders stark offenbar werde. Ein positives Beispiel im Sinne eines Signals dagegen sei der Tafelladen in Ditzingen, „wo man sich mit Lebensmitteln versorgen kann, wenn selbst der Aldi zu teuer ist“. Zum Schluss machte Wagner den Gemeinden ein Angebot: Strohgäu Extra könne als Mittler zwischen den Gemeinden fungieren, gerade, wenn es um das Ankündigen von Terminen ginge. „Es gibt nicht nur die örtlichen Mitteilungsblätter, es gibt auch uns.“