Neue Blitzableiter, neue Dachrinnen, neue Schindeln – die Petruskirche strahlt in neuem Glanz. Foto: factum/

Die Sanierung der Petruskirche ist fast beendet – nach neunjähriger Planungs- und Bauzeit. Ein paar Tausender sollen noch mit einer besonderen Spendenaktion gesammelt werden.

Gerlingen - Das Gerüst ist weg, die Kirche, ihr Turm und dessen Dach strahlen. Die Steinmetze haben ihr Werk getan, ebenso die Zimmerleute und die Dachdecker. Die Außensanierung der Petruskirche in Gerlingen ist so gut wie abgeschlossen. Noch aber schleppt Sekiri Bessim schwere Steine über den Kirchhof. Der Mann aus Mazedonien verlegt sie direkt vor dem Eingang. Für die großen Platten aus Bamberger Granit gibt es Patenschaften – die sollen die letzten paar Tausend Euro zur Finanzierung einbringen. Pfarrer Jochen Helsen ist zuversichtlich: „Wir brauchen noch 150 Paten – die finden wir.“

Halbschalenziegel gegenläufig verlegt

Seit anderthalb Jahren wurde der zweite Bauabschnitt zur Sanierung der Kirche in die Tat umgesetzt. Dabei ist das Dach des Turms ebenso neu belegt worden wie das des Chors – dort übrigens in „Mönch-Nonne-Deckung“. Dafür werden Ziegel in Form von Halbschalen verwendet, die abwechselnd gegenläufig verlegt werden. Die Ziegel sind komplett erneuert, das Gebälk darunter zum Teil. „Wir hatten am Anfang überlegt, die alten Ziegel zu übernehmen“, erzählt Helsen. Das habe aber nicht funktioniert, weil das Fachwerk marode gewesen sei. „Der längste Balken war zwölf Meter lang.“ Jetzt glänzen auf dem Dach des Turms Ziegel in verschiedenen Farben: drei Grüntöne, zwei Brauntöne und dazwischen etliche weiße Ziegel. Das bunte Bild ist auf alten Aufnahmen zu erkennen – und genauso sollte es wieder aussehen.

Zu den Arbeiten am Dach kamen neue Blechverwahrungen und Dachrinnen, neue Blitzableiter, aber auch etliche neue Steine in der Außenfassade. In einer Säule des Chors prangt etwa einen Meter über dem Boden ein großes Loch: 25 bis 30 Zentimeter im Quadrat. „Das war so, und das wollen wir so lassen“, sagt Helsen. Woher das Loch stammt und welche Funktion es einstmals hatte? „Wir wissen das nicht, es reizt zu Spekulationen.“ Das Widerlager eines Balkens war es wohl nicht, dafür liegt es zu tief – und an dieser Stelle war auch früher der Friedhof.

Gesamte Sanierung jetzt abgeschlossen

Mit der Außenrenovierung ist das Bauvorhaben „Sanierung Petruskirche“ für die Gemeinde abgeschlossen. Die Arbeiten im Inneren waren seit 2010 geplant und 2012/13 ausgeführt worden – jetzt strahlt die Kirche eine Atmosphäre der gelungenen Verbindung von alten mit neuen Elementen aus. Einige Jahre später begannen die Planungen für außen. Beide Abschnitte haben jeweils gut eine Million Euro gekostet. An der Außenrenovierung haben sich die Stadt mit rund 200 000 und das Landesdenkmalamt mit 120 000 Euro beteiligt. Die Landeskirche und der Kirchenbezirk steuerten 330 000 Euro bei, die Gemeinde übernahm mit ihrem Eigenanteil von 444 000 Euro den größten Brocken. 200 000 Euro habe man in den Rücklagen gehabt, rund eine Viertelmillion musste neu aufgebracht werden. Allein seit 2017 seien mehr als 200 000 Euro Spenden zusammengekommen, berichtet Helsen.

Günstig: Fünf Steine für 100 Euro

Die noch notwendigen Tausender soll die letzte Aktion bringen: Für die großen roten Steinplatten, die Sekiri Bessim und sein Kollege Sadudin Nuhija in diesen Tagen vor der Kirche verlegen, werden Patenschaften ausgelobt. Es sind gut 250, die Hälfte ist schon vergeben. Die Patenschaft für einen Stein kostet 30 Euro, fünf Steine gibt es für einen Hunderter. „Das ist doch günstig“, sagt Helsen mit ernster Mine, „wir machen das mit Augenzwinkern.“ Die Kirche jedenfalls macht jetzt wieder etwas her im Ortsbild von Gerlingen.