Während es bei einer Fusion in der Michaelskirche (Foto) weiter jeden Sonntag Gottesdienste geben soll, könnten diese in der Kirche in Hoffeld und in der Versöhnungskirche im 14-tägigen Wechsel angeboten werden. Dafür könnte es in diesen Gotteshäusern aber Raum für neue Angebote wie Taizé-Andachten oder Gottesdienste mit Frühstück geben. Foto: Recklies

Die drei evangelischen Kirchengemeinden in Stuttgart-Degerloch haben sich auf den Weg zu einer Fusion gemacht. Die Entscheidung fällt am 7. Februar. Wir klären hier die wichtigsten Fragen.

Degerloch - Am Donnerstag, 7. Februar, werden die Gemeinderäte der drei evangelischen Kirchengemeinden Michael, Versöhnung und Hoffeld, die zusammen die Gesamtkirchengemeinde Degerloch bilden, darüber abstimmen, ob sie künftig eine Kirchengemeinde bilden sollen. Dies würde dann aus rund 4700 Gemeindemitgliedern bestehen. Bereits am Dienstag, 22. Januar, informieren die Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs und die Pfarrer Albrecht Conrad (Michaelsgemeinde), Andreas Maurer (Versöhnungsgemeinde) und Helene Eichrodt-Kessel (Hoffeldgemeinde) über den geplanten Zusammenschluss, den bis dahin zu beschreitenden Weg und die Konsequenzen. Ein Überblick.

Seit wann wird über eine Fusion der drei Kirchengemeinden diskutiert?

Seit mehr als zehn Jahren wird darüber nachgedacht, wie die Zusammenarbeit der drei Teil-Kirchengemeinden neu gestaltet werden kann. Was mit einer Art Immobilienkonzept begann, hat sich dann zum Fusionsprozess entwickelt. Auch wegen des neuen Pfarrplans. Dieser gibt vor, dass ab 2024 die Pfarrstelle Hoffeld mit einem Stellenumfang von 75 Prozent wegfällt.

Zu welchem Zeitpunkt soll der Zusammenschluss erfolgen?

Wenn die drei Teil-Kirchengemeinderäte der Fusion zustimmen, soll sie zum 1. Januar 2020 erfolgen. Eine vor zweieinhalb Jahren eingesetzte Steuerungsgruppe, die sich aus insgesamt 14 Mitgliedern und zwei Moderatoren zusammensetzt, hat die Eckpunkte erarbeitet. Diese sollen bei der Gemeindeversammlung am 22. Januar von 20 Uhr an im Gemeindehaus Elly Heuss-Knapp vorgestellt werden.

Können dort auch Anregungen vorgebracht werden?

Ja. Rechtlich bindend sind Anregungen, die von Gemeindemitgliedern kommen, aber nicht. Es ist aber Vorgabe der Landeskirche, die Mitglieder der Kirchengemeinde zu informieren und zu hören. „Kritik und Anregungen werden auch sehr ernstgenommen“, so Vogel-Hinrichs. Die Steuerungsgruppe wird daher bei Bedarf im Nachgang nochmals mit den Kirchengemeinderäten über strittige Themen reden.

Kann die geplante Fusion überhaupt noch scheitern?

Ja, denn alle drei Kirchengemeinderäte müssen der Fusion jeweils mit einfacher Mehrheit zustimmen. Die Abstimmung erfolgt nichtöffentlich. Stimmt ein Gremium dagegen, kann die Fusion wohl nicht mehr zum geplanten Zeitpunkt erfolgen.

Welche Konsequenzen hätte eine Ablehnung des Zusammenschlusses?

„Ich glaube, da wäre zunächst eine große Enttäuschung all derjenigen, die sich an dem langen Prozess hin zur Fusion beteiligt haben“, sagt die Dekanin. Es müsste dann wohl nachgearbeitet, später ein neuer Anlauf genommen werden. „Ich habe aber die große Hoffnung, dass es klappt – trotz der Bedenken, die es verständlicherweise von mancher Seite gibt“, sagt Vogel-Hinrichs. Generell stellte die Mehrheit nicht die Fusion infrage. „Es geht vielmehr darum, wie sie erfolgt“, so die Dekanin. Dies habe sich schon bei einer Infoveranstaltung Anfang 2018 gezeigt. Seither habe man viele gute Ansätze erarbeitet. „Das war teils ein hartes, aber auch erfolgreiches Ringen.“

Gibt es Themenfelder, die bislang noch nicht geklärt sind?

Offen ist noch die Parochieaufteilung, also wie die räumlichen Teilbereiche aussehen werden, die von den einzelnen Pfarrern betreut werden. Die Reduzierung von 2,75 auf zwei Pfarrstellen wird spätestens 2024 erfolgen – oder bei einem früheren Pfarrerwechsel. Für die mögliche Besetzung des neuen Kirchgemeinderats, dessen Wahl Ende 2019 erfolgt, gibt es indes bereits einen Vorschlag. Er soll künftig aus zwölf Kirchengemeinderäten bestehen: Sechs aus dem Bereich der Michaelskirchengemeinde und jeweils drei aus den Bereichen der seitherigen Kirchengemeinden Versöhnung und Hoffeld.

Geht mit der Fusion ein Verlust der Angebotsvielfalt einher?

Das ist nicht vorgesehen. Aber es wird in der Summe wohl weniger Sonntagsgottesdienste geben. In der Michaelskirche soll jeden Sonntag ein Gottesdienst sein. Im 14-tägigen Wechsel sind Sonntagsgottesdienste in der Versöhnungskirche und in Hoffeld geplant. Zusätzliche Angebot könnten Taizé-Andachten oder Gottesdienste mit Frühstück für Familien sein. „Mein fester Wille ist, dass wir ein vielfältiges Gemeindeleben erhalten“, so Vogel-Hinrichs. Dass es Sorgen Einzelner gibt, die Vielfalt könnte weniger werden, kann sie verstehen.