Wie wird die religiöse Landkarte Deutschlands aussehen? Welche Bedeutung werden Glaube und Unglaube haben? Kehren die Götter zurück oder siechen die Religionen dahin? Um diese und andere Fragen geht es in unserer 15-teiligen Serie „Religion und Glaube 2050“.
Stuttgart - Die beiden großen Kirchen werden von der Mehrheit der Bevölkerung (und nicht nur den Christen) vor allem als soziale Dienstleister wahrgenommen. Die Caritas und ihr evangelisches Pendant die Diakonie sind zusammen mit den anderen Wohlfahrtsverbänden die großen „Social Player“ in Deutschland.
Caritas
Fast 600 000 Menschen arbeiten derzeit in den mehr als 24 000 Einrichtungen und Diensten, die dem Deutschen Caritas-Verband angeschlossen sind. Rund eine halbe Million Ehrenamtliche und Freiwillige unterstützen die Hauptamtlichen.
Diakonie
Rund 470 000 hauptamtlich Beschäftigte und rund 700 000 Freiwillige hat die Diakonie in Deutschland. Gut zehn Millionen Menschen in Deutschland nehmen die Arbeit der Diakonie regelmäßig direkt in Anspruch. Die rund 30 000 diakonischen Einrichtungen (Pflegeheime, Krankenhäuser, Beratungsstellen, Sozialstationen, Jugendhilfeeinrichtungen) verfügen über mehr als eine Million Betreuungsplätze und Betten.
Das soziale Gewissen der Kirchen
Caritas und Diakonie sind als institutionalisiertes soziales Gewissen einer der Grundpfeiler kirchlicher Verkündigung. Sie stiften Identität nach innen und außen, stehen für Solidarität und vermitteln der Gesellschaft wie dem Einzelnen das gute Gefühl sozialer Geborgenheit. Was umso wichtiger ist, je rauer und unsozialer die Zeiten werden.
Die große Mehrheit der Bürger – ob gläubig, kirchlich-distanziert oder konfessionslos – nimmt die Kirchen in dieser Rolle wahr: als Vermittler moralischer Wertvorstellungen und Garanten von Solidarität und Subsidiarität.
Bedeutung der Wohlfahrtsverbände wird wachsen
Das soziale Engagement wird das kirchliche Profil in Zukunft noch stärker als bisher schon bestimmen. Auch die Bedeutung der Kirchen und ihrer Sozialverbände als größter privater Arbeitgeber wird immer wichtiger. Caritas und Diakonie werden für einen funktionierenden Sozialstaat unverzichtbar denn je.
Die Zuschüsse von Bund, Ländern und Kommunen an die Kirchen sind unüberschaubar. So erhalten sie Finanzspritzen für den Betrieb von Kindergärten, Schulen und Fachhochschulen. Der kirchliche Eigenanteil beträgt oft kaum mehr als zehn Prozent. Krankenhäuser und Altenheime werden – wie bei anderen Trägern auch – fast komplett über die Kranken- und Pflegekassen finanziert. Daran wird sich auch künftig wenig ändern. Der Staat braucht die Kirchen genauso wie die Kirchen den Staat brauchen. Daran wird auch 2050 nichts ändern.
Unsere Serie: Religion und Glaube 2050
Teil 1: Trend 2050 – Religion, Glaube, Spiritualität
Teil 2: Trend 2050 – Globaler Glaube und Unglaube
Teil 3: Trend 2050 – Der Glaube der Ungläubigen
Teil 4: Trend 2050 – Säkularisierter Glaube
Teil 5: Trend 2050 – Individualisierter Glaube
Teil 6: Trends 2050 – Kirchlicher Glaube
Teil 7: Trend 2050 – Karitativ-diakonischer Glaube
Teil 8: Trend 2050 – Patchwork-Religiosität
Teil 9: Trend 2050 – Pseudo-religiöse Konsumtrends
Teil 10: Trend 2050 – Sanfter Glaube
Teil 11: Trend 2050 – Auf Sinnsuche bei Glaubenden
Teil 12: Trend 2050 – Fundamentalistischer Glaube
Teil 13: Trend 2050 – Fernöstliche Erleuchtung
Teil 14: Trend 2050 – Muslimische Parallelwelten
Abschluss: Religion und Glaube 2050 in 14 Thesen