Weg der Erleuchtung: Für Sinnsuchende abseits der Kirchen wird der Buddhismus auch in Zukunft attraktiv bleiben. Foto: dpa

Wie wird die religiöse Landkarte Deutschlands aussehen? Welche Bedeutung werden Glaube und Unglaube haben? Kehren die Götter zurück oder siechen die Religionen dahin? Um diese und andere Fragen geht es in unserer 15-teiligen Serie „Religion und Glaube 2050“.

Stuttgart - Buddha liegt im Trend und wird in Zukunft en vogue sein, auch wenn die große Zeit des Buddhismus als Modereligion im Jahr 2050 schon lange vorbei sein wird. Als faszinierende-fremdartige Weltreligion mit 500 bis 700 Millionen Anhängern wird der buddhistische Weg der Erleuchtung auf viele Bundesbürger eine große Anziehungskraft ausüben. Buddhas Lehre verheißt zivilisationsmüden Westlern Befreiung von Stress und Zukunftsangst. Wo die Hoffnung aufs ewige Leben schwindet, wächst der Glaube an die Wiedergeburt.

Religion ohne Gott

Ob sich heute 100 000 oder eine halbe Million Deutsche zu Buddha bekennen, weiß niemand so genau. Das Zugehörigkeitsgefühl zur weltweiten Buddha-Anhängerschaft äußert sich nicht in einer formalen Mitgliedschaft, sondern eher in einer geistigen Verbundenheit und meditativen Praxis. Wer ein Yoga-Seminar besucht oder tantrische Meditationspraktiken ausprobiert, ist vielleicht ein Sympathisant, aber kein ernsthafter Anhänger Buddhas.

Der Buddhismus ist eine der ältesten Weltreligionen. Er wird nach seinem Stifter Buddha genannt, der 563 v. Chr. als Adeliger Siddhartha Gautama in Nordindien geboren wurde und im Alter von 80 Jahren starb. Nach buddhistischer Lehre wünschen alle Lebewesen Glück und wollen Leid vermeiden. Während Juden, Christen und Moslems glauben, dass nur Gottes Gnade dies möglich macht, ist der Buddhismus der Auffassung, dass alles Leid auf einer falschen Wahrnehmung der Realität beruht.

Von Gott ist im Buddhismus nirgendwo die Rede. Es gibt ihn nicht. Gnade, Kirche, Sühne, Vergebung - all das ist dem Buddhismus fremd. Es handelt sich um kein theologisches System, keine Religion im Sinne von Gottesbeziehung und Offenbarung. Der Mensch erlöst sich selbst – durch Entsagung, Meditation und gute Werke. Der Buddhismus ist eine Ethik ohne Gott, eine einzige Lebensregel, eine Empfehlung für den Weg zur Erleuchtung.

Weg der Erleuchtung

Letztlich ist jeder Mensch verantwortlich für seine Erleuchtung. Kein Gott, keine Kirche, kein Heiliger kann ihm sein Schicksal der Wiedergeburt abnehmen. In dieser engen Verknüpfung von Ethik, Meditation und Versenkung in die Gesetze des Lebens liegt die Einzigartigkeit dieser Weltreligion.

Gerade weil der Buddhismus sich als Erlösungsweg für alle Menschen versteht, ist er aus seinem Wesen heraus eine Weltreligion, die jedem Suchenden offen steht. Genau aus diesem Grund wird er auch für Sinnsucher in Deutschland 2050 hochattraktiv sein.

Unsere Serie: Religion und Glaube 2050

Teil 1: Trend 2050 – Religion, Glaube, Spiritualität

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Teil 1: Trend 2050 – Religion, Glaube, Spiritualität

Teil 2: Trend 2050 – Globaler Glaube und Unglaube

Teil 3: Trend 2050 – Der Glaube der Ungläubigen

Teil 4: Trend 2050 – Säkularisierter Glaube

Teil 5: Trend 2050 – Individualisierter Glaube

Teil 6: Trend 2050 – Kirchlicher Glaube

Teil 7: Trend 2050 – Karitativ-diakonischer Glaube

Teil 8: Trend 2050 – Patchwork-Religiosität

Teil 9: Trend 2050 – Pseudo-religiöse Konsumtrends

Teil 10: Trend 2050 – Sanfter Glaube

Teil 11: Trend 2050 – Auf Sinnsuche bei Glaubenden

Teil 12: Trend 2050 – Fundamentalistischer Glaube

Teil 13: Trend 2050 – Fernöstliche Erleuchtung

Teil 14: Trend 2050 – Muslimische Parallelwelten

Abschluss: Religion und Glaube 2050 in 14 Thesen