Wie wird die religiöse Landkarte Deutschlands aussehen? Welche Bedeutung werden Glaube und Unglaube haben? Kehren die Götter zurück oder siechen die Religionen dahin? Um diese und andere Fragen geht es in unserer 15-teiligen Serie „Religion und Glaube 2050“.
Stuttgart - Der Begriff religiöser Fundamentalismus kommt vom Lateinischen „fundamentum“ – Grundlage, Grundanschauung. Gemeint ist eine äußerst konservative, einseitig an der Bibel orientierte und von ihrer buchstäblichen Irrtumslosigkeit überzeugte Frömmigkeit. Heute dient Fundamentalismus auch als Bezeichnung für radikale Strömungen in anderen Religionen und Bewegungen. Der religiöse Fundamentalismus ist ein globales und sich zunehmend verschärfendes Problem.
Antimodern, intolerant, radikal
Der Begriff Fundamentalismus stammt ursprünglich aus einem christlichen Kontext: 1910 bis 1915 veröffentlichten Theologen der evangelikalen Bewegung in den USA die Schriftenreihe „The Fundamentals“ über die Fundamente des christlichen Glaubens.
Mittlerweile ist der Begriff zum Synonym für eine radikale Denkhaltung, für Intoleranz, Engstirnigkeit, Antimodernismus und Wissenschaftsfeindlichkeit geworden. Fundamentalisten sind überall dort zu finden, wo soziale Verunsicherung und kultureller Wandel Traditionen und Werte hinwegspülen.
Religion wird zum wichtigsten Halt
Religion wird zum wichtigsten Halt in einer als feindlich empfundenen Lebenswelt – in Form eines intoleranten, starren Dogmatismus, der nur die strikte Befolgung von Glaubenssätzen fordert. Jedes Abweichen von der reinen Lehre wird als Sünde und Abkehr vom rechten Pfad gebrandmarkt. Die Absolutierung und Radikalisierung der Religion findet sich im Islam genauso wie im Christentum oder im Hinduismus.
„Entscheidend für das Verständnis des Fundamentalismus ist, dass es sich um eine moderne Bewegung handelt“, erklärt der evangelische Theologe Peter Zimmerling von der Universität Leipzig. „Am deutlichsten wird seine Modernität daran, dass er traditionelle religiöse Überzeugungen ideologisiert. Dadurch wird die jeweilige vom Fundamentalismus geprägte Religion zur Ideologie mit technisch-wissenschaftlichen Wahrheitsansprüchen.“
Unsere Serie: Religion und Glaube 2050
Teil 1: Trend 2050 – Religion, Glaube, Spiritualität
Teil 2: Trend 2050 – Globaler Glaube und Unglaube
Teil 3: Trend 2050 – Der Glaube der Ungläubigen
Teil 4: Trend 2050 – Säkularisierter Glaube
Teil 5: Trend 2050 – Individualisierter Glaube
Teil 6: Trends 2050 – Kirchlicher Glaube
Teil 7: Trend 2050 – Karitativ-diakonischer Glaube
Teil 8: Trend 2050 – Patchwork-Religiosität
Teil 9: Trend 2050 – Pseudo-religiöse Konsumtrends
Teil 10: Trend 2050 – Sanfter Glaube
Teil 11: Trend 2050 – Auf Sinnsuche bei Glaubenden
Teil 12: Trend 2050 – Fundamentalistischer Glaube
Teil 13: Trend 2050 – Fernöstliche Erleuchtung
Teil 14: Trend 2050 – Muslimische Parallelwelten
Abschluss: Religion und Glaube 2050 in 14 Thesen