Der Dorffußballer Buengo (Castro Dokyi Affum, li.) und der Provinz-Cop Eberhofer (Sebastian Bezzel) besichtigen ein zweifelhaftes Werbekunstwerk. Foto: Constantin/Bernd Schuller

Die sechste Verfilmung nach Rita Falks erfolgreicher Bayernkrimi-Reihe ist gewohnt unterhaltsam: Im fiktiven Örtchen Niederkaltenkirchen treiben skurrile Typen ulkige Dinge – auch der Dorfpolizist Franz Eberhofer.

Stuttgart - Riecht a bisserl nach Schweinebraten, gell?”, bemerkt der Landarzt angesichts einer vollkommen verkohlten Leiche, die im ausgebrannten Wohnhaus der Mooshammer Liesl (Eva Mattes) gefunden wird. Der Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) wird dabei schon etwas blass um die Nase. Die Diagnose vom Doktor: zu hohes Cholesterin infolge ungesunder Ernährung, zu viel rotes Fleisch und Leberkässemmeln. Sofortige Diät ist angesagt. Also Schluss mit Oma Eberhofers (Enzi Fuchs) deftigen Fleischpflanzerl. Kruzifix!

Ein Dorf, das jeder kennt

Willkommen in der tiefsten niederbayerischen Provinz! Um genauer zu sein: in Niederkaltenkirchen, jener Gemeinde, aus der Eberhofer stammt und in die er vor langer Zeit aus München wieder strafversetzt wurde. Dieses fiktive Örtchen ist ein Glücksfall für den deutschen Film, seine skurrilen Hinterwäldler lockten seit 2013 insgesamt 3,4 Millionen Besucher in die Kinos – und das vornehmlich in Bayern. Aber auch außerhalb des Freistaats sind die Verfilmungen von Rita Falks Provinzkrimis längst Kult geworden.

Woher dieser Erfolg? „Wenn ich es erklären könnte, würde ich wahrscheinlich nicht mehr schauspielern, sondern nur noch produzieren. Und zwar sehr erfolgreiche Kinofilme!“, scherzt Simon Schwarz, der Eberhofers Sidekick Rudi Birkenberger spielt, den Kaufhausdetektiv gewordenen Ex-Kollegen. „Wir haben eine sehr archaische Dorfstruktur in der Erzählung, deren Figuren man einfach kennt – ob in Bayern, Norddeutschland oder sonstwo. Man weiß einfach wie Metzger, Klempner & Co. in einem Dorf funktionieren. Es sind Konstellationen, die man sich vorstellen kann. Fast jeder erkennt in einer der Figuren jemanden, der so ähnlich ist.“

Bajuwarischer Wortwitz

Sebastian Bezzel erweitert diese Theorie: „Es ist so etwas wie das gallische Dorf aus den Asterix-Büchern. Die Clique in der Kneipe, der kiffende Papa, die Oma, die Susi und natürlich auch der Franz – das sind Typen, die die Menschen einfach mögen.“ Die Zutaten sind nicht mehr ganz taufrisch, aber fein aufeinander abgestimmt: ein bis in Nebenrollen perfekt besetztes Ensemble, auf den Punkt gebrachte Dialoge schrullig-liebenswerte Charaktere, bajuwarischer Wortwitz, deftig kredenzte bayerische Schmankerln. Ein Gemisch, das seine Wirkung auf die Lachmuskeln gar nicht verfehlen kann.

Natürlich darf auch in „Leberkäsjunkie“ das wichtigste Utensil nicht fehlen: der Kreisverkehr im Nirgendwo, den Bezzel gerne als einen der Hauptdarsteller bezeichnet: „Ein wunderbares Bild für deutsche Provinz!“. Bedeutungsschwer taucht er in jedem der Filme auf. Auch heuer wieder, wenn Franz mit seinem Söhnchen Pauli im Polizeiauto 36 Ehrenrunden dreht, damit der Kleine endlich schläft. Mehr noch: Klempner Flötzinger (nur echt mit überdimensionierter Brille!) errichtet auf dem Kreisel einen Kultur-Skandal: „Ihr Geschäft in besten Händen“ prangt in großen Lettern über einer bizarren Kloschüssel-Installation.

Tiefer in die Krise

Seit einer gefühlten Ewigkeit fiebern Eberhofer-Fans mit Franz und seiner Susi (Lisa Maria Potthoff). Fünf Filme hat es gebraucht, bis die beiden mehr oder weniger unfreiwillig Eltern wurden. Ohne Trauschein, denn Franz ist immer noch unentschlossen. Am liebsten hängt er in der Dorfkneipe mit seinen Kumpels ab, dem Flötzinger und dem Metzger Simmerl. Dass ausgerechnet diese beiden ihm nun auch noch in den Rücken fallen, stürzt den Ärmsten tiefer in die Krise. Da hilft nur noch eine Leberkässemmel XXL.

Auch wer sich noch nie mit dem Niederkaltenkirchener Mikrokosmos beschäftigt hat, braucht sich vor „Leberkäsjunkie“ nicht zu fürchten. Spätestens nach einer halben Stunde steckt man schon so tief in der Geschichte, dass man unweigerlich großen Appetit auf das Versäumte bekommt. „Leberkäsjunkie“ zelebriert einmal mehr bayerische Lebensart auf absolut köstliche Weise: skurril und a bisserl pervers, aber stets mit prickelnden Gaumenfreuden. Wie der Eberhofer sagen würde: „Oafach sauguad!“

Leberkäsjunkie. Deutschland 2019. Regie: Ed Herzog. Mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Robert Stadlober, Eva Mattes. 96 Minuten. Ab 12 Jahren.