Mit diesem Mann ist nicht zu spaßen: Liam Neeson als Racheengel in „Hard Powder“ Foto: Verleih

Im Remake der schwarzen norwegischen Komödie „Einer nach dem anderen“ dezimiert Liam Neeson als Vater eines toten Sohnes Drogendealer.

Stuttgart - Skandinavische Kinohits bekommen oft amerikanische Remakes. So war’s mit „Verblendung“, dem ersten Teil von Stieg Larssons Millennium-Trilogie, und so ist es mit der schwarzen Komödie „Einer nach dem andern“ des norwegischen Regisseurs Hans Petter Moland. Der hat nun selbst Regie geführt beim US-Remake. Während im Original Stellan Skarsgård den Schneepflugfahrer Nils Dickman mimte, kämpft sich in „Hard Powder“ Liam Neeson als kräftiger älterer Herr namens Nels Coxman in den Rocky Mountains durch den Schnee. Neeson hat sich Rassismusvorwürfe eingehandelt, als er in einem Interview über private Rachegelüste sprach: Er sei nach der Vergewaltigung einer Freundin tagelang durch die Stadt gelaufen, um einen „schwarzen Bastard“ zu finden – der Täter war Afroamerikaner.

Coxman dagegen ist einer, der nicht gerne redet. Bei seiner Dankesrede zur Wahl zum Bürger des Jahres fasst er sich so kurz wie möglich. Lieber lasse er Taten sprechen. Als er erfährt, dass sein Sohn an einer Überdosis Heroin gestorben sei, zweifelt er: Der Junge hatte mit Drogen nichts am Hut. Er nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand und zieht eine Schneise der Selbstjustiz durch den verschlafenen Skiort Kehoe: Er knipst einem Kriminellen nach dem anderen das Licht aus.

Für den Humor sorgen die Gangster

Der von Neeson schön knurrig gespielte Coxman besitzt wenig Sinn für Humor, die Bösewichte zeichnen diese schwarze Komödie aus: Tom Bateman als selbstverliebter Drogenboss „Viking“ verdient wie alle in dieser Gegend sein Geld mit Kokain. Zugleich achtet er peinlich genau auf die Ernährung seines Sohnes. Zudem gibt es Ärger mit den konkurrierenden Native Americans aus den Reservaten. Das erinnert ein wenig an „Pulp Fiction“: Kaltblütige Killer haben mitunter banale bis abstruse Alltagssorgen. Sie streiten sich über die Musik im Autoradio, geben Tipps, wie man Zimmermädchen verführt und befinden sich im Sorgerechtsstreit mit der Ex-Frau.

Was im Original schon perfekt getimt war, ist beim Remake noch ein bisschen weitergedreht. Im Original hebelt ein Mediziner die Bahre mit der Leiche des Sohnes zur Identifizierung einige unangenehme Sekunden lang nach oben, was komisch wirkt, weil es egal ist, ob der zu beäugende Kadaver auf Knie- oder Hüfthöhe liegt. In der US-Version geschieht dies mit voller Absicht. Das zerstört die Komik nicht, wohl aber deren Subtilität. So ist „Hard Powder“ zwar eine gelungene schwarze Komödie, übertrumpft die Vorlage aber nicht.