Ines Maier Foto: Ines Rudel

Das Union-Theater in der Esslinger Straße ist zu den zehn besten Kinos in Deutschland gewählt worden. Die kinoverrückte Besitzerin Ines Maier führt diesen Erfolg auf ihr Programm zurück und auch auf ihr treues Stammpublikum.

Plochingen - Im Kino muss es hämmern, dröhnen, da muss sich was tun!“ Das ist kurz gefasst das Erfolgsrezept von Ines Maier, mit dem das Plochinger Union Theater unter die zehn besten Kinos in Deutschland gewählt wurde. Etwas ausführlicher geht die Geschichte so: Durch sehr viele Klicks im Internet kam das 80 Jahre alte Kino im Wettbewerb der Kino-Plattform Moviepilot unter die besten 100 deutschen Kinos. Eine Fachjury brachte sie schließlich unter die ersten zehn, das einzige Kino in der Region, das ebenfalls ausgezeichnet wurde, ist der Traumpalast in Backnang. Die Filme kommen heute auf der Festplatte Ines Maier bezeichnet sich als kinoverrückte Geschäftsfrau. Sie ist, je nachdem wen man fragt, etwas oder auch reichlich über sechzig Jahre alt, aber sie wirkt wie Mitte 30, füllt den Kinosaal mit ihrer Präsenz, wimmelt lästige Vertreter ab, schleppte früher 20 Kilo schwere Kisten mit Filmrollen in den Vorführraum und jetzt noch kleine Köfferchen mit Festplatten.

Das Kino in Plochingen hat sie von ihrer Mutter geerbt. Die Familie stammt aus Villingen- Schwenningen, der Lebenstraum ihres Vaters war es, ein Kino zu eröffnen. In Plochingen fand er den passenden Platz dafür. Der Vater blieb im Krieg, in der Kino-Bar hängt eine Fotografie von ihm, die einen empfindsamen Mann zeigt, der nachdenklich in die Kamera blickt.

Die Mutter brachte das Kino hoch, und Ines Maier übernahm es im Jahre 1976. Zwei Fliegen sind in dem Gebäude an der Esslinger Straße 5 in Plochingen wie in Bernstein eingeschlossen. Eine unveränderte Kinofassade aus den 30er-Jahren und eine unveränderte Innenausstattung aus den 70er-Jahren, mit den charakteristischen bunten Kreismustern, den rostbraunen Schalensitzen und den braunen Teppichen. Jeden Kinoabend verkauft Ines Maier dort ihre Karten, begrüßt die Gäste, startet den Beamer, verkauft die Getränke und unterhält sich an der Theke nach der Vorstellung über den Film. Problemfilme? Nein – ins Plochinger Kino kommt man, um sich zu entspannen und um Spaß zu haben. Star Wars? – Ja. Das ist Kult, das darf nach Plochingen. Den Winston-Churchill-Film zeigt sie demnächst und den Kinderfilm „die kleine Hexe“. „James Bond, der ist sexy“, schwärmt sie. Auch Daniel Craig darf immer bei ihr seine geschüttelten Martinis auf der Kinoleinwand schlürfen.

Viele haben hier ihren ersten Kinofilm gesehen

Viele Plochinger haben ihren ersten Kinofilm im Union-Theater gesehen, und die wenigsten haben ihn vergessen. Dass das Union-Theater das große Kinosterben in den 80er-Jahren in einer 14 000-Seelen- Stadt überlebt hat, ist nachgerade ein Wunder. Für Außenstehende jedenfalls. Für Ines Maier liegt es daran, dass sie ihr Programm bewusst auf ihr Stammpublikum zuschneidet. Die Filme wählt sie einerseits nach Geschmack aus, das ist die Kinoverrücktheit in ihr. Andererseits achtet sie auf die Einspielergebnisse, das ist die Geschäftsfrau in ihr. Darüber hinaus gibt es montags einen Kinotag mit billigerem Eintritt und oftmals einem passenden Rahmenprogramm zum Film. Ihr Kino vermietet sie für Geburtstagsfilmpartys, lässt Jazz-Konzerte stattfinden und arbeitet mit den Kirchen oder der Stadtverwaltung zusammen, die hin und wieder das Kino chartern. Ihre vier Kinder unterstützten sie. Die ganze Familie hofft, und mit ihnen halb Plochingen, dass es im Kinosaal an der Esslinger Straße noch sehr lange hämmert, dröhnt und brummt.