Ein Gentleman-Agent mit Manieren, perfekt sitzender Kleidung und hoher Durchschlagskraft: Colin Firth (Mitte) in einer für ihn ungewohnten Rolle Foto: 20th Century Fox

Agenten-Thriller und komödiantische Bond-Hommage: Colin Firth macht James Bond Konkurrenz als schlagkräftiger Gentleman. Sein Gegenspieler hat es – natürlich – auf die Weltherrschaft abgesehen: Der US-Milliardär Valentine (Samuel L. Jackson) lässt die Menschen zu aggressiven Monstern werden, die einander bis aufs Blut bekämpfen.

Filmkritik zum Kinofilm "Kingsman: The Secret Service"

Perfekt sitzender Anzug und gepflegte Ausdrucksweise – das ist der britische Geheimagent Harry „Galahad“ Hart. Der großartige Colin Firth, ein Mann von Statur, verschmilzt mit diesem Agenten, jeder mitleidige Blick für arrogante Gegner sitzt – eine echte Konkurrenz für einige James-Bond-Darsteller.

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Großmäulig und lässig gekleidet mit Skatermütze kommt Gary „Eggsy“ Unwin daher, den Agent Hart erwählt, die harte Ausbildung zum Superspion des höchst geheimen Geheimdienstes Kingsman zu absolvieren. Wie bei Tommy Lee Jones und Will Smith in „Men In Black“ sind die gemeinsamen Szenen des ungleichen Duos mehr als unterhaltsam – denn das Straßenkind Eggsy erhält nicht nur Kampftraining, sondern wird auch zum Gentleman ausgebildet. Nachwuchstalent Taron Egerton gestaltet diese Wandlung glaubhaft.

Beider Gegenspieler ist der US-Milliardär Valentine (Samuel L. Jackson), der es – natürlich – auf die Weltherrschaft abgesehen hat: Mit codierten Handychipkarten lässt er die Menschen zu aggressiven Monstern werden, die einander bis aufs Blut bekämpfen.

Spannender Agenten-Thriller und komödiantische 007-Hommage

Noch bevor der Comic von Mark Millar erschienen war, sicherte sich Matthew Vaughn („Kick-Ass“, „X-Men: Erste Entscheidung“) die Rechte, übernahm die Regie und wollte auch am Drehbuch mitwirken. Dies war ihm sogar so wichtig, dass er dafür die Regie an „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ablehnte.

Er hatte einen guten Riecher: „Kingsman“ ist beides, spannender Agenten-Thriller und komödiantische 007-Hommage zugleich. Solche Geschichten, wenn sie denn gut inszeniert sind, stehen hoch im Kurs, das weiß auch Vaughns langjähriger Weggefährte Guy Ritchie („Sherlock Holmes“), der mit „Codename U.N.C.L.E.“ ebenfalls in diesem Jahr die Adaption einer erfolgreichen Agenten-TV-Serie aus den 1960er Jahren in die Kinos bringt.

Der Film hat viele Überraschungsmomente zu bieten

Temporeich inszeniert und geschnitten, hat Vaughns Film viele Überraschungsmomente zu bieten. So entpuppt sich etwa die Agentenausbildung als psychisches Folterprogramm, das die jungen Agenten-Anwärter in Situationen auf Leben und Tod prüft. Und das Schneidergeschäft Kingsman kleidet die Spione nicht nur perfekt ein, sondern beherbergt im Hinterzimmer auch ein großes Arsenal an Spezialwaffen.

Die Kulissen sind liebevoll gestaltet bis ins Detail, der feudale Landsitz des ominösen Kingsman-Chefs (Michael Caine) ebenso wie der räudige Pub, in dem Hart einigen Unterschicht-Rabauken mit Regenschirm und Charme eine Lektion erteilt. Stil und Eleganz vereinen sich mit Härte und Kompromisslosigkeit: Britische Agenten sind geschmeidig und haben gute Manieren, können zugleich aber auch kräftig zulangen, was in zahlreichen Kampfszenen unter Beweis gestellt wird.

Viel Action, viele Opfer, aber kein Blut, selbst wenn Valentines Ausputzerin Gazelle (Sofia Boutella) mit den Rasiermesser-Beinprothesen einen Gegner zerteilt – das macht den Film besonders.

Der einzige Wermutstropfen: Der in der deutschen Synchronisation aufgesetzte Sprachfehler von Samuel L. Jackson. Der 66-jährige US-Amerikaner macht eigentlich eine gute Figur als größenwahnsinniger Bösewicht, doch er lispelt auf so alberne Art, dass es nach kurzer Zeit nur noch nervt.

Jackson, der in seiner Kindheit gestottert haben soll, liebt es, seinen Rollen Sprachfehler zu verpassen; manches aber lässt sich einfach nicht übersetzen.

Unsere Bewertung zu "Kingsman: The Secret Service": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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