Mit Feuereifer dabei: Die jungen Gasthörer und die Wissenschaftler der Hochschule für Technik bei einem Versuch mit Luftzug und flammendem Gasrohr. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei der Weihnachtsvorlesung für Kinder dürfen die Gasthörer so viel Krach machen, wie sie nur können, und der Professor zirpt mit Baby-Stimme. Thema waren akustische Phänomene.

Stuttgart - Es ist ganz einfach, 300 Kinder in der Aula der Hochschule für Technik (HFT) bei Laune zu halten: mit einem Disney-Film, bei dem die Bäume wackeln, dass es kracht. Großes Kino für die Kleinen geht aber auch anders: als Live-Show mit tollen Experimenten zu Naturphänomen, wie sie die HFT in der Weihnachtsvorlesung geboten hat unter dem Titel: „Warum knistert, knallt und pfeift es?“

Akustische Phänomene waren diesmal das Thema. Wie aber geht laut und leise, wie gehen hohe und tiefe Töne? Ganz einfach, wenn man 300 Kinder vor sich hat! Wobei laut entschieden leichter geht, was sich sogar messen lässt mit den Geräten da vorne. Auf 105 Dezibel bringt es die Schar. Lauter ist vorerst nur Moritz alias Professor Andreas Beck, der mit seiner Posaune die Balken noch ein bisschen höher jagt. Wie eine ganz hohe Stimme geht, das zeigt dann Max alias Berndt Zeitler, Professor für Bauakustik. Ein tiefer Zug aus dem Helium-Ballon, – und schon zirpt er mit seiner neuen Baby-Stimme!

Anschauliche Wissenschaft

Zum größten Vergnügen der Kinder spielen sich Max und Moritz beim Experimentieren die Bälle zu. Sie wissen aber auch, dass Kinder dabei sind, die wissen, dass Licht in einer Sekunde sechs Mal um den Globus saust. Also wagen sie grafische Modelle, um das Unsichtbare darzustellen und zu erklären. Selbst die Kleinen begreifen so, dass beim Blätterrauschen „Wirbel entstehen, wie wenn du den Kaba in deiner Milch umrührst“.

Von der Theorie ins Anschauliche: Je nach Luftzug schlagen unterschiedlich hohe Flammen aus der gasbetriebenen Stahlröhre mit den vielen Düsen. Dann darf Karl (10) Puderzucker auf eine Platte streuen, die durch Schall in Vibration versetzt wird und je nach Schallstärke andere Muster fabriziert, was sich wiederum auf der Leinwand im Großformat verfolgen lässt.

Physik zum Mitmachen

Wie „Verdrängungsschall“ geht, lässt sich kollektiv erproben: mit Stampfen und Klatschen. Und wie Schall gespeichert wird, anhand einer alten Schallplatte. Dann lassen sie es nochmals richtig knallen, was bei der doch etwas komplizierten Trennung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff auch ein bisschen geheimnisvoll bleibt. So lässt sich immerhin ahnen „wo die Schallmauer steht“ – und wie sie „gebaut wird“.

Was aber macht man mit einem Professor, der zwar richtig toll Posaune spielen kann mit diesem „schwingenden Luftpaket“, der aber angeblich kein Handy hat? Man schenkt ihm eines! Ein live gebasteltes, mit zwei großen Plastikbechern und einer diagonal durch den Raum gespannten Schnur. Der Klassiker unter den akustischen Experimenten, hier mit viel Witz im Großformat geboten – und ganz, ganz einfach mit einem Knoten reparierbar.

Neugierde wecken

Arne, acht Jahre alt, hat das flammende Rohr am besten gefallen. Sein Bruder Daniel, 14, war schon oft hier. Vieles hat er schon gewusst. Warum es trotzdem spannend war? „Weil die Experimente so interessant gemacht sind!“ Daniel will „vielleicht Bauingenieur“ werden. Wie Peter Holz, sein Vater.

Holz erzählt, weshalb er immer wieder mit seinen Kindern hierher kommt: „Es ist einfach interessant, was den Kindern hier geboten wird. Viel mehr als im Schulunterricht. Hier wird die Neugierde der Kinder angeregt, und Spaß macht es auch.“ Das hört Berndt Zeitler gerne: „Es ist toll, wie die Kinder mitfiebern, wenn wir auf unterhaltsame Art physikalische Phänomene erklären.“ Andreas Beck, der Erfinder der Kindervorlesungen, geht noch einen Schritt weiter: „Es macht mir Freude, die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, wie sie Feuer und Flamme sind für die Sachen, die wir ihnen zeigen. Das ist die pure Neugierde auf Naturphänomene und was dahinter steckt“, sagt Beck, „wir wollen so einen anderen Zugang zu den Naturwissenschaften bieten.“ Seine „heimliche Hoffnung“: „Dass vielleicht einige dieser schlauen Kinder dauerhaft interessieren für die MINT-Fächer.“ Für Ostern hat er schon eine Idee: „Es könnte ums Kochen gehen.“