Das Kinderhaus wird mit einer Fotovoltaikanlage bestückt. Die Foto: KS-Images.de

Kinderhaus Lehenstraße bekommt Fotovoltaikanlage. Bei Räten ist das Projekt aber nicht unumstritten.

Steinheim - Die Stadt Steinheim untermauert mit einem neuen Projekt ihren Ruf, in puncto Klimaschutz häufig eine Vorreiterrolle in der Raumschaft einzunehmen. Der Gemeinderat hat nun bei einer Gegenstimme von CDU-Mann Markus Klein und zwei Enthaltungen beschlossen, das Kinderhaus Lehenstraße mit Fotovoltaikzellen bestücken zu lassen– obwohl das Gebäude schon jetzt mit einer Solarthermieanlage für die Aufbereitung von warmem Wasser ausgestattet ist und über ein Nahwärmenetz weitere umweltfreundliche Energie bezieht. Gänzlich unumstritten war die Entscheidung allerdings nicht. Der eine oder andere in der Runde fragte sich laut, ob man damit wirklich den richtigen Kurs einschlägt.

„Ich sehe die Einsparung in der Größe nicht“, sagte beispielsweise Uwe Löder von der CDU. Sein Fraktionskollege Jürgen Weis und Michael Uhl von der SPD wollten zudem wissen, warum man nicht einfach die bestehende Solarthermieanlage erweitere. Timo Renz von den Freien Wählern trieb darüber hinaus die Sorge um, dass man auf ein Vorhaben zusteuert, das sich aus statischen Gründen vielleicht gar nicht realisieren lässt. Die Rathausmannschaft um Bürgermeister Thomas Winterhalter beteuerte jedoch, dass die Pläne Sinn ergeben und sich auch umsetzen lassen.

Die Klimaschutzmanagerin Rebecca Roller erklärte, wo die Schwachstelle an der bisherigen Systematik liegt. Demnach werde die bestehende Solarthermieanlage zwar zur Aufbereitung von warmem Wasser genutzt und benötigt. Allerdings kann über diese Schiene nicht der gesamte Bedarf gedeckt werden. Die fehlende Energiemenge wird über die Holzhackschnitzelanlage beim Schulzentrum zum Kinderhaus befördert, über die das Gebäude auch beheizt wird. Diese Gemengelage habe zur Konsequenz, dass die Holzhackanlage immer laufen muss, selbst im Sommer, obwohl dann gar nicht geheizt wird, erläuterte Roller. Das sei nicht mehr nötig, wenn die neue Fotovoltaikanlage in den Kreislauf eingeklinkt werde. Damit könne dann unterm Strich auch Energie eingespart werden. Auf dem Weg vom Schulcampus zum Kinderhaus verliert man in den Leitungen alleine im Sommer 19 Megawattstunden. Dies entspreche circa neun Prozent des Gesamtenergiebedarfs des Kinderhauses in einem Jahr, heißt es in der Vorlage zur Sitzung.

Das Projekt lohne sich aber auch, weil man die laufenden Ausgaben reduzieren könne, sagte Roller. Nach elf Jahren habe sich die Investition von rund 28 000 Euro amortisiert. Der Strom, der über die neuen Module gewonnen wird, soll teils vor Ort verbraucht, teils für die zusätzliche Warmwasseraufbereitung verwendet und teils ins allgemeine Netz eingespeist werden, erklärte Rebecca Roller. „In meinen Augen ist das ein nächster wichtiger Schritt in eine klimaneutrale Zukunft“, fasste die Fachfrau zusammen.

„Wir haben sicher nachher eine Verbesserung“, ergänzte Thomas Winterhalter, der darauf hinwies, dass die Verbindung über die Leitungen zum Schulzentrum wirtschaftlich nicht so effizient wie das nun anvisierte Modell seien. Im Moment werde unnötig viel Wasser im Kreis gepumpt, betonte auch Anselm Laube von der Ludwigsburger Energieagentur, der zufällig wegen eines anderen Tagesordnungspunkts im Saal war. Zudem sei der Weg im Verhältnis zur geringen Abnahmemenge lang. „Machen Sie die Fotovoltaikanlage einfach mal, so schnell und so groß wie möglich“, lautete deshalb seine Empfehlung. Das System lasse sich später auch problemlos in das große geplante Nahwärmenetz integrieren, das rund ums Schulzentrum und die angrenzenden Wohngebiete aufgebaut werden soll (siehe Text unten). In puncto Statik dürfte es ebenfalls keine Probleme geben, wie die Anmerkung von Bauamtsleiter Frank Fussenegger nahelegte. Die Planungen für eine Fotovoltaikanlage lägen seit drei Jahren in der Schublade, seien bislang nur nicht umgesetzt worden, sagte er.

Passen musste er in der Sitzung allerdings im Hinblick auf den Einwand von Michael Uhl und Jürgen Weis, wonach eine Erweiterung der Solarthermieanlage vielleicht der bessere Weg gewesen wäre. Fussenegger versprach aber, den Punkt aufzuklären. Darum hat sich inzwischen Rebecca Roller gekümmert. Sie erklärt auf Nachfrage, dass eine Erweiterung der Solaranlage nicht möglich sei, „da nicht genügend Platz, zum Beispiel für den benötigten Pufferspeicher, vorhanden ist“.