Junge Familien, die sich in Ebersbach-Roßwälden angesiedelt haben, wollen ihre Kinder in dem Dorf in den Kindergarten schicken. Foto: dpa

Schon vor Jahren stellte die Kommune die Weichen auf Wachstum und brachte neue Baugebiete in Roßwälden auf den Weg. Jetzt fehlen Kinderbetreuungsplätze.

Ebersbach - Verärgert reagieren Eltern aus Roßwälden auf den Platzmangel im örtlichen Kinderhaus, seit feststeht, dass von September an rund 15 Kinder in dem Ebersbacher Teilort nicht betreut werden können. Das Kinderhaus umfasst einen Kindergarten und eine neue Kinderkrippe. Befeuert wird der Ärger, weil die Kommune die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens mit derzeit zweieinhalb Gruppen wohl seit Jahren verschiebt.

Die Eltern verlangen genügend Kindergartenplätze am Ort

Rund 1,5 Millionen Euro würde es kosten, die evangelische Einrichtung im Besitz der Kommune für den aktuellen Bedarf auszubauen. „Eine Menge Geld, die Ebersbach nicht hat“, kommentiert Egon Eisele den Zustand der städtischen Kassen. Deshalb müsse der vorliegende Entwurf überdacht werden, stellt der stellvertretende Amtsleiter im Fachgebiet Bildung, Erziehung und Betreuung fest. Klar sei aber: „Wir brauchen eine dritte Gruppe,“ zumal die zusätzliche Kleingruppe für zehn Kinder ebenfalls voll sei.

„Für mich ist das ein Versagen der Verwaltung“, sagt ein betroffener Vater und macht damit seinem Ärger Luft. Der drohende Mangel an Plätzen habe sich vor Jahren abgezeichnet, als im Ortschaftsrat über die Pläne für das neue Baugebiet Dammbach mit mehr als 30 Bauplätzen für 58 Wohneinheiten gesprochen wurde. Inzwischen sind dort die ersten jungen Familien genauso ansässig geworden wie in der Ortsmitte, wo mit Reihenhäusern nachverdichtet wurde. Weitere zehn Bauplätze sollen zudem am westlichen Ortsrand erschlossen werden.

Eine Mutter klagt: „Wenn ein Dorf attraktiv sein soll für junge Familien, müssen genügend Betreuungsplätze angeboten werden.“ Hier käme aber nur zum Zug, wer sein Kind schon Jahre im Voraus angemeldet habe  – Zustände wie in einer Großstadt. Ein weiterer Vater kommentiert den Hinweis der Verwaltung, im benachbarten Sulpach gebe es genügend freie Plätze in der Kindertagesstätte: „Ich bin doch nicht aufs Dorf gezogen, um meine Kinder mit dem Auto herumzukutschieren.“ Die Sanierung des Kindergartens sei im Übrigen versprochen und immer wieder verschoben worden.

Der Bürgermeister kündigt ein Gesamtkonzept an

Um sich mehr Gehör zu verschaffen, haben die Betroffenen nun eine Elterninitiative gegründet und ihr Anliegen in der jüngsten Bürgerfragestunde im Gemeinderat artikuliert sowie einen zeitnahen Informationsaustausch gefordert. Der Bürgermeister Eberhard Keller (SPD) erklärte, der Bedarf nach Plätzen steige auch in anderen Stadtteilen, deshalb bedürfe es eines Gesamtkonzepts. Die Kommune werde den Rechtsanspruch auf Betreuung erfüllen, das Gesetz fordere dies aber nicht am Wohnort. Und da sich Ebersbach mitten in der Konsolidierung seiner Finanzen befinde, müssten alle geplanten Investitionen der Haushaltsstrukturkommission vorgelegt werden. Egon Eisele, der nach der Fragestunde mit den Eltern weiterdiskutierte, kündigte an, bis Mai werde die Verwaltung eine „standortscharfe Bedarfsanalyse“ als Basis für ein Gesamtkonzept vorlegen.

Der Babyboom hat Ebersbach erreicht

Verantwortlich für den Mehrbedarf seien wachsende Altersjahrgänge: „Früher hatten wir 120 bis 130 Kinder pro Jahrgang, inzwischen sind es 150 Kinder.“ Solche Schwankungen kennt auch der evangelische Pfarrer von Roßwälden, Alfred Kohnke. Als er vor 23 Jahren die Gemeinde übernahm, gab es schon einmal einen Babyboom, und die damals rund 90 Kinder füllten drei Gruppen: zwei im heutigen Kindergarten „Burg Steinbiß“ und eine weitere im alten Kindergarten in der Ringstraße, der eigentlich verkauft werden sollte, nun aber als Ausweichquartier im Gespräch ist.

Die CDU-Sprecherin Brigitte Kreisinger forderte nun die sofortige Reaktivierung des Gebäudes Ringweg, und auch Ingrid Scherr (SPD) bezeichnete dies als gute Übergangslösung, zumal für die Ertüchtigung 100 000 Euro im Haushalt stünden.

Schon vor Jahren stellte die Kommune die Weichen auf Wachstum

Schon unter dem Altbürgermeister Sepp Vogler (parteilos) hatte die Kommune übrigens die Weichen auf Wachstum gestellt. Von mehr Arbeitsplätzen und mehr Einwohnern erhofft man sich stabile Steuereinnahmen und eine Auslastung der Infrastruktur. Ein Auslöser war, neben der Wirtschaftskrise 2009, der Verlust der Werkrealschule und der Exodus Ebersbacher Schüler an die Gemeinschaftsschulen in Uhingen und Schlierbach.