Viola Schöndorf (links) und Carmen Strauß mit den Kindern Matteo, Theo und Clara sowie der Hündin Luna. Foto: Alexandra Kratz

Vor kurzem haben drei Frauen aus Rohr an der Rathausstraße eine Großtagespflegestelle für Kinder eröffnet. Die Nachfrage ist groß.

Stuttgart-Rohr - Wer groß werden soll, muss Kind sein dürfen. Das wissen auch Viola Schöndorf, Carmen Strauß und Melanie Herrmann. Sie sind selbst Mütter. Damit ihr eigener Nachwuchs ein paar Spielgefährten hat und sie etwas Geld dazu verdienen, haben sie vor kurzem an der Rathausstraße in Rohr die Kinderbetreuungseinrichtung „Die kleinen Freunde“ eröffnet. Es ist eine so genannte Großtagespflegestelle. Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich ein einfaches Prinzip: „Wir verstehen uns als eine große Familie“, sagt Schöndorf. Und zu dieser gehören derzeit neben den drei Tagesmüttern sieben Kinder und die Hündin Luna. „Im Februar folgen Kind Nummer sieben und Kind Nummer acht. Dann sind wir voll“, sagt Schöndorf. Die Nachfrage sei groß gewesen. „Auf unserer Warteliste stehen schon jetzt zehn Kinder“, so Schöndorf.

Das spricht nicht nur für den guten Ruf der Tagesmütter, sondern zeigt auch, dass Krippenplätze Mangelware sind. Dass die Ersatzmamas immer wichtiger werden, weiß auch Michael Weiße vom Tagesmütterverein. Und nicht nur die Familien, sondern auch die Kommunen haben ein Interesse an dem Ausbau der Netzwerke. Denn von 2013 an müssen die Städte und Gemeinden für mindestens ein Drittel der Null- bis Dreijährigen einen Krippenplatz zur Verfügung stellen. Die von Tagesmüttern angebotenen Betreuungsplätze zählen mit.

Eltern sollten auf eine gültige Pflegeerlaubnis achten

Doch unabhängig davon würden manche Eltern ihr Kind ganz bewusst in die Obhut einer Tagesmutter geben – trotz der höheren Kosten, sagt Michael Weiße. Denn: „Es ist familiärer und die Betreuungszeiten sind meist flexibler.“ Eltern sollten auf eine gültige Pflegeerlaubnis achten, rät Weiße. Denn wer Tagesmutter werden will, muss unter anderem 160 Unterrichtseinheiten und einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Auf die Weise werde die Qualität der Betreuung gesichert, sagt Weise. Auf Qualität legen auch die Tagesmütter von den Kleinen Freunden großen Wert. Sie haben ein eigenes Konzept erarbeitet. Dieses sieht unter anderem einen strukturierten Tagesablauf mit viel Musik und Naturpädagogik vor. Zudem wird jeden Tag frisch gekocht.

Wichtig ist den Frauen auch, dass alles kindgerecht ist. „Wir müssen nicht ständig hinter den Kleinen herrennen, weil wir wissen, dass bei uns nicht viel passieren kann“, sagt Strauß. Die Räume an der Rathausstraße, in denen früher das Sportgeschäft Röhrle war, haben die Tagesmütter selbst umgebaut und eingerichtet. Besonders stolz sind sie auf das Spielhaus, dass sie entworfen und dann von einem Schreiner haben bauen lassen.

Für die drei Tagesmütter war die Eröffnung der Räume an der Rathausstraße ein großer Schritt – doch der Erfolg gibt ihnen recht. Reich werden sie mit ihrer Arbeit freilich nicht. Aber darum gehe es auch gar nicht, sagt Schöndorf. „Die Arbeit als Tagesmutter passt einfach in unseren Lebensrhythmus“, sagt die junge Mutter, die ebenso wie Strauß auch eines ihrer eigenen Kinder zu den „kleinen Freunden“ zählt. Eine Hilfe wäre es für sie und ihre Mitstreiterinnen dennoch, wenn die Tagesmütter in Stuttgart stärker gefördert würden. Vorreiter sind hier zum Beispiel die Nachbarkommunen Filderstadt und L.-E. Dort müssen Eltern nicht tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihr Kind statt in einen Kindergarten zu einer Tagesmutter geben, denn die Stadt zahlt den Differenzbetrag. Immerhin: „In Stuttgart ist ein ähnliches Modell in Arbeit“, sagt Weiße.