An Spielsachen mangelt es nicht. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Stadt Korntal-Münchingen muss immer mehr Betreuungsplätze schaffen, weil die Nachfrage unaufhörlich steigt. Dabei ringt sie auch noch um Personal. Im Kampf um Fachkräfte lässt sie sich einiges einfallen.

Korntal-Münchingen - Die Situation bei der Kinderbetreuung bleibt in Korntal-Münchingen schwierig. Das Bevölkerungswachstum hinterlasse deutliche Spuren, sagt der stellvertretende Fachbereichsleiter für Familie, Bildung und Soziales, Jörg Henschke. „Wir haben große Probleme, mit der Infrastruktur nachzukommen. Ein noch größeres Problem ist es, ausreichend Fachkräfte bereitzustellen.“

Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder unter drei Jahren in die Kita geben. „Viele Familien wollen ihr Kind spätestens zum zweiten Geburtstag betreuen lassen“, sagt Henschke. Meist klappe das, manchmal sogar schon früher. Insgesamt gibt es im Bereich U3 186 Plätze, davon 29 bei Tageseltern. Für 2020 lagen der Stadt 173 Aufnahmeanträge für einen Krippenplatz vor (2018: 145). Frei werden aber nur 92 Plätze. Henschke sagt, dass gerade in Münchingen dringend die Zahl der U-3-Plätze erhöht werden müsse. „Hier fehlen nach wie vor geeignete Standorte.“

Kallenberger Kinder weichen nach Münchingen aus

Einen „akuten Engpass“ im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen besteht bereits im Frühjahr: 15 Münchinger Kindern könne man keinen Platz anbieten. Die Sportkita öffnet zwei weitere Gruppen mit 40 Plätzen erst im September, statt in Kürze. Und die Kita Rührberg vergrößert sich erst im Herbst 2021. Dann gibt es 375 Plätze. Allerdings rechnet die Verwaltung angesichts der geplanten Innenverdichtung mit 395 Kindern. „Wir sehen Bedarf für mindestens eine weitere Gruppe.“

Der Mangel in Münchingen betrifft auch den Ortsteil Kallenberg: Die Situation habe sich „weiter zugespitzt“, sagt Henschke. „Im Frühjahr müssen bis zu sieben Familien auf Kindergartenplätze in Münchingen ausweichen.“ Die 46 Plätze in der Kita Kallenberg sind belegt. Sie soll erweitert werden, aber später als geplant. „Aktuell brauchen wir für eine Vollversorgung 61 Plätze“, sagt Henschke. Anfang 2021 kann der Bedarf gedeckt werden, die zusätzlichen Kinder aufgrund geplanter Bauprojekte mit eingerechnet. 82 bis 92 Plätze bietet Kallenberg dann.

Fehlendes Personal: Kitas ziehen Konsequenzen

Auch Korntal wächst, sodass es perspektivisch an Plätzen mangelt. 366 Plätze für über Dreijährige sind da, der Bedarf für eine Vollversorgung liegt bei 394. Von 2021 an fehlen laut Henschke mindestens zwei Gruppen. Er empfiehlt daher eine schnelle Entscheidung zur geplanten Kita im Neubaugebiet Korntal-West.

Doch selbst wenn Jörg Henschke genug Plätze hätte – er ringt auch um Erzieher. Aktuell sei jeder Träger froh, wenn er auf Stellenausschreibungen überhaupt irgendeine Resonanz erhalte. Zurzeit sind in den städtischen Kitas fünf Stellen vakant. Je nach Öffnungszeit entstehen sechs bis neun weitere Stellen, wenn die Kitas Rührberg und Kallenberg erweitern.

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Schon jetzt ziehen die Einrichtungen Konsequenzen: Für die siebte Gruppe in der Goerdeler Straße wird noch immer Personal gesucht. Bis auf Weiteres öffnet die Kita nur bis 16.30 Uhr. Zwar gebe es laut der Stadtverwaltung noch keine verbindlichen Pläne, in anderen Kitas die Öffnungszeiten zu reduzieren. Aber: „So ein Schritt wird in Zukunft eventuell nötig. Eine flächendeckende Reduzierung wollen wir aber so lange wie möglich vermeiden.“ Gleichwohl nutzten nur wenige Familien die maximale Öffnungszeit.

Stadt als Kita-Träger wirbt mit Vorzügen

Für nicht ausgeschlossen hält die Stadt auch, die Randzeiten mit weniger Kindern nicht mehr als offizielle Öffnungszeit anzugeben. Dann gelte ein anderer Fachkraftschlüssel, sagte Henschke mit Blick auf Oliver Nauths Anregung: Der CDU-Fraktionschef hatte wissen wollen, ob sich am Personalschlüssel drehen lasse – also ein Erzieher mehr Kinder betreuen könne. Grundsätzlich sei dies kaum möglich, so Henschke: Erzieher hätten immer mehr Aufgaben, etwa in der Sprachförderung.

Im Kampf um Fachkräfte setzt die Stadt seit knapp einem Jahr auf das Know-how einer Agentur. „Wir haben unser Arbeitgeberprofil durch optisch ansprechende, professionelle Stellenanzeigen geschärft“, heißt es aus der Verwaltung. Mit Erfolg: „Es gab schon mehrere Bewerber, die als Grund für die Bewerbung glaubhaft den ansprechenden Anzeigentext benannt haben.“

Mitarbeiter sucht die Stadt fast nur noch in entsprechenden Portalen im Internet. Mit „guten Rahmenbedingungen wie Schichtzulagen im Ganztagesbetrieb, Gesundheitsmanagement, individuelle Fortbildungsangeboten oder Persönlichkeitsentwicklung“ versuche man als Träger bei den Bewerbern zu punkten. Und anstatt mit Prämien zu werben, habe man die Zahl der Ausbildungsplätze fast verdoppelt.