Die Kita Rührberg in Münchingen muss innen . . . Foto: factum/Weise

In Korntal-Münchingen leben immer mehr Kinder. Die Stadt richtet deshalb immer mehr Kitaplätze ein, doch es sind nie genug. Außerdem gibt es noch ein Problem.

Korntal-Münchingen - In Ditzingen ist es schon passiert, in Korntal-Münchingen jederzeit möglich: Kitas verkürzen ihre Betreuungszeiten, weil Erzieher fehlen. „Das kann aktuell wohl fast jedem Träger im Landkreis passieren, da die Personalsituation überall sehr angespannt ist“, sagt Jörg Henschke. Der stellvertretende Fachbereichsleiter für Familie, Bildung und Soziales malt bei der Kinderbetreuung ein düsteres Bild. Derzeit seien etwa 3,5 Vollzeitstellen unbesetzt, zwischenzeitlich nahmen die Krippen keine neuen Kinder mehr auf. Ob die offenen Stellen bald besetzt werden? „Es gibt leider keine konkrete Perspektive, aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, meint Henschke. Um mehr Erzieher zu gewinnen, bildet die Stadt verstärkt junge Menschen aus. Dass die bleiben, ist aber nicht garantiert: Erzieher haben auf dem Arbeitsmarkt eine große Auswahl.

Weitere Gruppen bringen weitere Probleme

Der Personalengpass dürfte sich verschärfen, wenn die Stadt weitere Gruppen einrichtet. Das muss sie, denn die Zahl der Kinder steigt weiter und damit die Nachfrage nach Kitaplätzen, vor allem für unter Dreijährige. Binnen der letzten zwei Jahre nahm die Zahl der Jüngsten um mehr als 90 zu. Dieses Jahr werden 81 U3-Plätze frei – zu wenig bei 145 Anmeldungen im November. „Das Platzangebot kann mit dem Tempo der steigenden Geburtenzahlen nicht mithalten“, sagt Jörg Henschke. Die Stadt müsse jede Gelegenheit zum Ausbau nutzen. Von den 864 Betreuungsplätzen sind 147 für Kinder unter drei Jahre.

Die größte Sorge gilt Münchingen. Dort ist die Zahl der Kinder binnen eines Jahres so stark gestiegen wie in keinem anderen Stadtteil: um 43 auf 578. In Korntal war es gerade mal ein Kind mehr, Kallenberg zählte neun Kinder mehr. Münchingen hat 315 Plätze für Drei- bis Sechsjährige. Die Stadt ging davon aus, dass mittelfristig 355 Plätze reichen und der Bedarf von Sommer 2020 an gedeckt werden kann, wenn die Sportkita zwei zusätzliche Gruppen hat. Mit 43 Kindern mehr binnen eines Jahres sind aber mindestens noch zwei Kitagruppen nötig. Das Problem: „Wo die Gruppen realisiert werden können, ist derzeit noch unklar“, sagt Jörg Henschke.

Was wird aus der Kita Rührberg?

Eine Option, die die Stadt prüft, ist die Kita Rührberg. Die Einrichtung von 1996 muss aber zunächst dringend saniert werden, außen wie innen. Die Fassade ist verwittert, feucht, verfärbt, die Fenster sind löchrig, die Heizungsrohre immer wieder leck, weshalb die Böden feucht sind. Insgesamt kostet die Sanierung rund 1,2 Millionen Euro. Sie soll in zwei Bauabschnitten erledigt werden. Der erste Abschnitt ist im Sommer dran. Die Kinder können in die Flattichschule ziehen, deren Hortbereich dann frei ist. Im zweiten Bauabschnitt wird die Nordfassade energetisch saniert – und dabei wird eventuell die Kita erweitert.

Um die Sanierung, die mangels Geld immer wieder verschoben wurde, entbrannte im Gemeinderat ein Streit. Anne-Hilde Föhl-Müller von den Freien Wählern nannte es eine „Schande, wie die Stadt ihre Gebäude verkommen lässt“. Sie warf ihr einen „nicht verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern“ vor. Die Verwaltung wies dies zurück.

In Kallenberg rollen bald die Bagger an

In Korntal (366 Plätze für Ü3) ist die Situation bei der Kinderbetreuung etwas entspannter. In den nächsten Jahren fehlen zwei Gruppen. Die Lücke wird mit einer siebten Gruppe in der Kita Goerdelerstraße geschlossen sowie mit der Diakonie der Brüdergemeinde: Diese baut in der Mirander Straße eine Kita mit vier Gruppen und betreibt sie spätestens von Frühjahr 2021 an. Die Stadt mietet die Fläche. Damit werde der Bedarf laut Henschke „passgenau“ gedeckt. Reserven sind auch in Kallenberg nicht vorhanden. Die Versorgung ist mit 46 Ü3-Plätzen „gerade so gesichert“, sagt Henschke. Für eine Vollversorgung seien 61 Plätze nötig. Deshalb hat der Gemeinderat auch mehrheitlich der Erweiterung der Kita Kallenberg um zwei Gruppen zugestimmt. Für 2,6 Millionen Euro wird die Einrichtung mit einem Holzbau aufgestockt. Im Dezember 2020 sollen die Bauarbeiten beendet sein.