Trainer Julian Kainz will Talente im Volleyball früh entdecken und den Spaß an der Bewegung vermitteln. Foto: Tom Bloch

Mit der Grundschulliga sollen Kinder nach dem langen Aus während der Corona-Pandemie wieder zum Sporttreiben animiert werden.

Filder - In seiner Rolle als Professor Karl-Friedrich Boerne im Münster-Tatort äußerst beliebt, im richtigen Leben wegen seiner ironisch-sarkastischen Äußerungen zur Rolle der Medien während der Corona-Pandemie in die Schlagzeilen geraten – doch wo er recht hat, hat er recht: „Viele Kinder können keinen Purzelbaum mehr“, beanstandete der in Berlin lebende Schauspieler Jan Josef Liefers jüngst bei der Gründung des Vereins „Bewegt Euch“ in Tübingen. Aufgrund von Schulausfall und der Einstellung des Vereinssports wegen der Corona-Krise wird in nächster Zeit außer mit psychischen Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen auch mit enormen physischen Rückständen gerechnet.

Das Projekt wendet sich an Kinder der vierten Klasse

Julian Kainz, Jugendtrainer bei der Volleyball-Akademie des MTV Stuttgart, und seine Mitstreiter wollen dagegen etwas tun. Ihr Projekt Grundschulliga wendet sich dabei direkt an Kinder der vierten Klassen – auch in den Grundschulen auf den Fildern. „Die meisten Kinder haben jetzt eineinhalb Jahre keinen Sport mehr gemacht. Wir wollen da jetzt neuen Schwung reinbringen“, sagt Kainz, der außer seinem Job als Trainer beim MTV an der Uni Stuttgart Sportmanagement studiert.

Johannes Koch, Sportlicher Leiter der Volleyball-Akademie, hatte die Idee zur Grundschulliga und will damit neue Chancen schaffen – für Kinder und den Volleyballsport. Karsten Ewald nennt ihn einen Mann mit Visionen. Ewald, in seiner Zeit als Geschäftsführer des Stuttgarter Großvereins selbst oft als Visionär in Erscheinung getreten, widmet sich seit seinem offiziellen Ruhestand vermehrt der Vermarktung seines ehemaligen Arbeitgebers und will als Geschäftsführer der Promit GmbH helfen, Projekte wie diese auf solide finanzielle Füße zu stellen. Einheitliche Trikots soll damit beispielsweise angeschafft werden, die die Zusammengehörigkeit festigen. Der Versuch, als Vereinssportler in die Schulen hineinzugehen, hat für ihn Modellcharakter. Auch Bojan Slegel, der Leiter der Volleyball-Akademie, hält große Stücke auf Kochs Idee und vor allem auf seinen 21-jährigen Trainer Julian Kainz. „Er hat sich bei uns eigeninitiativ beworben. Einfach weil er gerne Trainer werden wollte. Wir hatten gar keinen gesucht.“

Ziel ist es, den sportlichen Ehrgeiz zu wecken

In Zusammenarbeit mit dem Trägerverein „Ganztag“ der Caritas und der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart, die sich schon länger um Unterrichtseinheiten kümmern, die von Lehrern nicht mehr leistbar sind, sollen noch vor den Sommerferien vierte Klassen von mindestens drei Schulen gefunden werden, die sich mit ihren Schülern am Projekt beteiligen. „Wir wollen mit einem schulinternen Event starten“, sagt Kainz. „Da geht es in erster Linie darum, Spaß an der Bewegung zu fördern, vielleicht auch durch Wettkämpfe den sportlichen Ehrgeiz zu wecken.“ Das alles mit Übungen, die Kainz als „Vorstufen von Volleyball“ bezeichnet.

Klar können dabei auch schon mögliche Talente in einem frühen Stadium entdeckt werden. Grundschulligen sind schon lange bekannt aus den Sportarten Handball oder Basketball. Doch dem Projekt der Volleyball-Akademie geht es viel mehr um sportartübergreifende Aktivitäten. Weiterführend soll es dann Turniere geben, bei denen Klassen gegeneinander antreten, später auch Schulen, „damit Aufgaben im Team gelöst werden und auch der Umgang mit Sieg und Niederlage gelernt wird“, sagt Kainz.

Durch das Projekt können Kontakte zum Verein geknüpft werden

Karsten Ewald sieht dabei mehrere Aspekte, wie sich die Idee der Grundschulliga weiterentwickeln kann. „Zum einen können Kontakte zum außerschulischen Sportangebot geknüpft werden, also zu den Vereinen. Zum anderen können auch mögliche Talente für andere Sportarten entdeckt werden“, sagt er. „Und außerdem kann dasselbe Konzept auch von anderen Vereinen übernommen werden, die dies dann direkt vor Ort umsetzen und mit ihren Kernsportarten beleben.“ Kinder sollen den Spaß am Sport wieder erlernen – auch, damit es bald wieder mit dem Purzelbaum klappt. Und im besten Fall herausragende sportliche Talente früh erkannt und anschließend gefördert werden können.