Am 27. März 1954 zündeten die USA auf dem Bikini-Atoll im Pazifik die Wasserstoffbombe „Castle Romeo“. Sie hatte eine Sprengkraft von elf Megatonnen. Foto: Wikipedia commons/United States Department of Energy

Nicht nur die Rhetorik zwischen Pjöngjang und Washington hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Auch die Drohgebärden. Wird Nordkorea seinen martialischen Worten bald Taten folgen lassen?

New York/Seoul - Mit der Drohung, eine Wasserstoffbombe über dem Pazifik explodieren zu lassen, hat Nordkorea den Krieg der Wortemit den USA um sein Atomprogramm gefährlich verschärft. Außenminister Ri Yong Ho sagte laut südkoreanischer Nachrichtenagentur Yonhap, der nächste Atomtest Nordkoreas könne die „stärkste Explosion einer Wasserstoffbombe“ im Pazifischen Ozean bringen.

Welche Folgen hätte die Drohung, eine Wasserstoffbombe über dem Pazifik zu testen – für die Weltpolitik, die Erde und ihre Bewohner?

Wäre dieser Test eine neue Eskalationsstufe?

Ganz eindeutig. Bisher hat Nordkorea trotz UN-Sanktionen sechs Atomtests unternommen – und das auf eigenem Territorium. Davon waren nach eigenen Angaben zwei Versuche mit Wasserstoffbomben. Der UN-Sicherheitsrat hat jeweils mit der Verschärfung von Sanktionen gegen Pjöngjang reagiert.

Die Verlegung eines Tests in den Pazifik wäre ein deutliches Warnsignal an die USA. Wo solch ein Test erfolgen soll, wie er technisch durchführbar wäre und ob über dem Pazifik oder unter Wasser, bleibt unklar.

Was ist eine Wasserstoffbombe?

Die erste Wasserstoffbombe, auch H-Bombe (englisch für Hydrogen Bomb) genannt, wurde in den USA entwickelt und 1952 auf dem Bikini-Atoll im Pazifik gezündet. Ihre Sprengkraft geht weit über die von Atombomben hinaus.

Während diese ihre Zerstörungskraft aus der Spaltung von Uran- oder Plutoniumkernen beziehen, beruht das Prinzip der Wasserstoffbombe auf der Verschmelzung von Kernen des Elements Wasserstoff zu Helium – vergleichbar mit den physikalischen Prozessen auf der Sonne. Weil zur Zündung einer H-Bombe extrem hohe Temperaturen nötig sind, kommt eine Atombombe als Zünder zum Einsatz.

Ob Nordkorea tatsächlich über die größte bisher entwickelte Massenvernichtungswaffe verfügt, ist fraglich.

Sind Atomtests in der Atmosphäre verboten?

Ein Abkommen, das oberirdische Kernwaffenversuche verbietet, gibt es schon seit 1963, unterzeichnet von den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Das Moskauer Atomteststoppabkommen sollte Tests in der Atmosphäre, im Weltraum oder unter Wasser verhindern, um Mensch und Umwelt vor radioaktiver Verseuchung zu schützen. Doch längst nicht alle Staaten sind ihm beigetreten, darunter Nordkorea.

Ein umfassendes Verbot auch unterirdischer Tests sieht der 1996 verabschiedete Atomteststopp-Vertrag CTBT vor. Er kann aber erst in Kraft treten, wenn ihn alle Staaten ratifiziert haben, die über Atomtechnologie verfügen. Das haben mehr als 40 bisher nicht getan.

Welche Auswirkungen hätte eine H-Bomben-Test?

Alle bisherigen Nukleartests in der Atmosphäre hätten zusammen so viel Energie freigesetzt wie 29.000 Hiroshima-Bomben, zählt die Organisation für die Überwachung des Atomteststopp-Vertrages CTBTO. Neben den geopolitischen Konsequenzen wären von einem Test über dem Pazifik auch Mensch und Natur betroffen. Radioaktivität kann zu Zellmutationen und damit zu Krebs führen. Im Meer werden Fische und andere Lebewesen kontaminiert. Radioaktivität könnte so in die Nahrungskette gelangen.

Gibt es Zahlen zu Opfern von Nuklear-Tests?

Keine genauen. Laut CTBTO ist es schwierig, genaue Todeszahlen wegen radioaktiver Kontaminierung zu erheben. In einer Studie von 1991 schätzt die Anti-Atomwaffen-Organisation IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges), dass die Zahl der Krebstoten wegen Verstrahlung nach Nukleartests bis zum Jahr 2000 bei 430.000 liegen und in den Jahren danach noch auf bis zu 2,4 Millionen steigen könnte.

Wie viele Atomtests hat es seit 1945 gegeben?

Seit 1945 mehr als 2000, überwiegend durch die USA und Russland. Beide stoppten ihre Tests – so wie Großbritannien – zu Beginn der 1990er Jahre. Frankreich und China schlossen sich 1996 an, Indien und Pakistan folgten 1998. Alle jüngeren Atomtests gehen auf das Konto des Regimes in Nordkorea, sechs seit Oktober 2006.

Kernwaffen-Technik

Atombombe

Als ihr „Vater“ gilt der Amerikaner Robert Oppenheimer. Die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf die japanischen Städte Hiroschima und Nagasaki beendeten den Zweiten Weltkrieg in Asien. Atomwaffen werden mit radioaktivem Plutonium oder Uran hergestellt.

Die Kettenreaktion bei ihrer Explosion setzt Energie als Hitze, Druck und Strahlung frei. In kurzer Zeit können Hunderttausende getötet und ganze Landstriche verwüstet werden. Die radioaktive Strahlung verursacht gesundheitliche Langzeitschäden.

Wasserstoffbombe

Die Wasserstoffbombe, auch H-Bombe (Hydrogen Bomb)genannt, wurde unter Leitung von Edward Teller in den USA entwickelt und erstmals 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Die Sprengkraft ist um ein Vielfaches größer als bei einer Atombombe. Sie setzt Energie aus einer Kernverschmelzung frei.

Bei dieser Fusion verschmelzen unter anderem die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium zu Helium. Zur Zündung des Gemischs sind mehr als 100 Millionen Grad erforderlich. Deshalb enthält eine H-Bombe als Zünder eine Atombombe.

Neutronenbombe

Neutronenwaffen vernichten Lebewesen bei geringen Materialschäden. Beruht die Wirkung herkömmlicher Atomwaffen vor allem auf der Druck- und Hitzewelle, geben Neutronenwaffen die meiste Energie in Form harter Neutronenstrahlung ab. Sie führt je nach Intensität innerhalb von Minuten oder Wochen zum Tod. Gebäude bleiben unversehrt. Der Fallout der 1958 von dem Amerikaner Samuel Cohen entwickelten Waffe ist gering: Einen Tag nach der Explosion kann das betroffene Gebiet gefahrlos betreten werden.

Kobaltbombe

Bei einer Kobaltbombe werden große Mengen eines stabilen Isotops 59Co (Co steht für englisch Cobalt) im Mantel einer Kernspaltungs- oder Fusionsbombe (Atombombe beziehunsgweise Wasserstoffbombe) verbaut. Durch die bei der Explosion freigesetzten Neutronen wird das 59Co in das radioaktive 60Co umgewandelt.

Die radioaktive Verseuchung ist so stark und dauerhaft, dass menschliches Überleben außerhalb von Bunkern unmöglich ist. Die Strahlung einer solchen Bombe würde die einer herkömmlichen Wasserstoffbombe in den ersten fünf Jahren nach der Explosion um das 150-fache übertreffen.

Schmutzige Bombe

Die Bezeichnung „schmutzige“ oder „radiologische Bombe“ (englisch: Dirty Bomb) bezieht sich auf die Wirkweise dieser Nuklearwaffe. Radioaktives Material soll mittels konventioneller Sprengstoffe am Explosionsort verbreitet werden, um die Umgebung zu kontaminieren. Eine Kernreaktion findet nicht statt, weil diese Bombe nicht genügend spaltbares Material für die kritische Masse oder keinen geeigneten Zündmechanismus besitzt. Ziel ist, eine Gegend für lange Zeit radiaoktiv zu verseuchen und unbewohnbar zu machen.