Jürgen Seeberger: Der Kickers-Coach fordert mehr Widerstandsfähigkeit von seiner Mannschaft. Foto: Baumann

Die Lage ist äußerst prekär: Die Stuttgarter Kickers stehen auf dem 17. Platz, der am Ende den Abstieg in die Fußball-Oberliga bedeuten würde. Warum Trainer Jürgen Seeberger vor den letzten beiden Spielen dennoch an den Klassenverbleib glaubt, sagt er im Interview.

Stuttgart - Die Mannschaft sei intakt, die personelle Lage viel besser als zuletzt. Das macht Jürgen Seeberger, dem Trainer des stark abstiegsbedrohten Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers, vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag (14 Uhr) beim FSV Mainz 05 II Mut.

Herr Seeberger, wir groß ist Ihre Hoffnung noch auf den Klassenverbleib?
Ich glaube nach wie vor fest an unsere Chance.
Durch die Siege von TuS Koblenz und Hessen Kassel rutschten die spielfreien Kickers aber erstmals auf den 17. Platz ab, der den sicheren Abstieg in die Oberliga bedeutet.
Trotzdem hat sich unsere Ausgangslage nicht wesentlich verändert: Denn wir selbst wollen und müssen punkten.
Am kommenden Samstag geht es zum FSV Mainz 05 II. Das Team hat zuletzt beim Tabellendritten SC Freiburg II überraschend mit 3:2 gewonnen.
Ich habe das Spiel persönlich im Stadion beobachtet. Genauso wie unseren Gegner am letzten Spieltag, den FSV Frankfurt in Völklingen. Aber zunächst zählt nur unser nächstes Spiel in Mainz. In der Mainzer Mannschaft hat es Anfang April einen Trainerwechsel gegeben (Anm. d. Red: Thomas Krücken für Dirk Kunert) – und dieses sehr spielstarke Team ist seitdem offenbar hochmotiviert. Das wird eine richtig schwere Aufgabe für uns, ich erwarte am Bruchweg ein hochinterssantes Spiel, aber ich bin optimistisch.
Warum?
Wir trainieren gut. Es wird diszipliniert und zielgerichtet gearbeitet. Die Truppe macht einen positiven Eindruck. Sie ist nicht zerstritten, es müssen keine Gräben zugeschüttet werden. Der Glaube ist da. Das alles macht uns Mut, daraus schöpfen wir Kraft.
Warum setzt es die Mannschaft auf dem Platz dann nicht in Punkte um?
Vielleicht fehlte es bisher an der Widerstandsfähigkeit. Man muss gewissen Spielverläufen trotzen. Geht mal eine Chance nicht rein, muss man fest daran glauben, dass die nächste reingeht. Liegt man in Rückstand, ist das Spiel noch lange nicht aus. Solche Dinge sind wichtig. Genauso natürlich Erfolgserlebnisse.
Die aktuelle Mannschaft könnte bei einem Abstieg im negativen Sinne in die Geschichtsbücher der Stuttgarter Kickers eingehen. Sind sich dessen alle bewusst?
Also dieses Schwert möchte ich so nicht ziehen. Das Muss ist ohnehin schon groß genug. Und viele Spieler sind auch durch ihre regionale Nähe zu den Blauen ohnehin von klein auf mit dem Verein verbunden. Ich bin mir ganz sicher, dass wir in den letzten beiden Spielen noch einmal alle Kräfte mobilisieren werden.
Wie sieht die personelle Lage aus?
Viel besser. Wir haben bis auf die Langzeitverletzten alle Mann an Bord. Auch Lhadji Badiane, Alwin Komolong und Daniel Hammel trainieren wieder voll mit.
Wie erleben Sie den Sportlichen Leiter Martin Braun in dieser Krisensituation?

Es ist beeindruckend, mit welch ruhiger Hand er arbeitet, Planungen vorantreibt und auf alle Eventualitäten vorbereitet ist.