Der Kickers-Trainer über Verstärkungen, die Aufstiegschancen und seine Zukunft.

Stuttgart - An diesem Samstag (14 Uhr) gegen den SC Freiburg II sitzt Dirk Schuster bei einem Pflichtspiel der Stuttgarter Kickers zum 100. Mal auf der Bank. "Wir wollen unbedingt als Tabellenführer überwintern", sagt der Trainer des Regionalligisten vor dem letzten Spiel des Jahres.

Herr Schuster, Sie sind in diesem Jahr in Karlsruhe schon einen Marathon gelaufen, auf welchem Streckenabschnitt befinden Sie sich mit den Kickers auf dem Weg in die dritte Liga?
Kurz hinter der Hälfte, so zwischen Kilometer 20 und 25. Die war für mich als Läufer übrigens die schwerste Phase.

Im Gegensatz zum Marathon können Sie mit Ihrem Team bald einen Zwischenstopp einlegen. Kommt Ihnen die Winterpause gelegen?
Und wie. Wir sind seit 23. Juni mit viel Druck im Trainingsbetrieb. Die Jungs haben Tolles geleistet, kommen jetzt aber auf dem Zahnfleisch daher. Was natürlich auch an unserer Verletztenmisere liegt.

Ist keine Entspannung in Sicht?
Ganz im Gegenteil. Neben den fünf Langzeitverletzten und Torwart Daniel Wagner fehlt uns jetzt auch noch Fabian Gerster mit einem Muskelfaserriss. Und bei Jérîme Gondorf besteht Verdacht auf Mittelfußbruch.

Liegt die Flut an Verletzungen am Training, an der medizinischen Abteilung oder ist das alles Zufall?
Bei den meisten Verletzungen handelt es sich um Brüche und Bänderrisse. Bei anderen Spielern ist die Umstellung auf die Trainingsintensität ein Grund. Das alles lässt sich im Trainingsbetrieb nicht wesentlich beeinflussen.

Sie haben vor der Saison eine "ganz fiese Liga" prognostiziert. Jetzt haben die als Mitfavoriten gehandelten Hessen Kassel und FC Bayern II 20 und 21 Punkte Rückstand.
Trotzdem ist es eine fiese Liga. Die zweiten Mannschaften verstärken sich mit gestandenen Erst- und Zweitligaspielern. Das hat mit einem fairen Wettbewerb nichts zu tun.

Ihr schärfster Verfolger ist aber die SG Sonnenhof Großaspach. Rechnen Sie mit einem Zweikampf um den Aufstieg?
Nein, da werden noch andere Teams mitmischen wie etwa die SpVgg Greuther Fürth II oder Eintracht Frankfurt II, die ohnehin nur drei Punkte Rückstand haben.

Wollen die Konkurrenten überhaupt hoch?
Von Eintracht Frankfurt II weiß ich sicher, dass sie aufsteigen wollen. Bei Großaspach sieht man an der Verpflichtung von Matthias Morys vor der Saison und Torwart Volkan Ünlü während der Runde, dass sie hoch wollen. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie in der Winterpause nachlegen.

Wie die Kickers?
Unsere besten Torschützen haben vier Treffer auf dem Konto. Das zeigt, jeder stellt sein Ego hintenan, und wir sind in der Breite gut aufgestellt. Aber wir brauchen vorne einen Knipser.

Am besten ihren früheren Wunschkandidaten Elia Soriano von Eintracht II, dann hätten sie gleichzeitig einen Konkurrenten geschwächt. 
(Lacht.) Das wäre der Königsweg, aber wir haben es nicht nötig, anderen weh zu tun.

Mit dem offensiven Mittelfeldspieler Moritz Kuhn vom VfB II sei man sich einig, heißt es.
Er war im Training, hat gute Anlagen, aber bei uns besteht zu allererst Handlunsbedarf im Sturm.

Sie hatten als aktiver Spieler 15 verschiedene Trainer, wer hat Sie am meisten geprägt?
Ich habe von allen das Positive mitgenommen.

Können Sie ein paar Beispiele geben?
Von meinem Vater die Ruhe und Gradlinigkeit. Von Winni Schäfer die positiven Emotionen. Von Uwe Rapolder hohes Fachwissen. Von Uwe Neururer die Motivationskünste. Von Lorenz-Günter Köstner die Ehrlichkeit. Und während meines Praktikums beim KSC war Edmund Becker ein Lehrbeispiel dafür, wie man Konflikte löst.

Sie haben mit Alexander Malchow einen sehr dominanten Assistenten. Stört Sie nicht, wenn er während des Spiels häufig Anweisungen an die Spieler gibt?
Nein, das ist von mir gewünscht. Wir liegen auf einer Wellenlänge. Und wenn es Dinge zu korrigieren gibt, hat er dazu auch die Befugnis.

Also wird es sie weiter nur im Doppelpack geben?
Ohne Malchow ist es für mich nur schwer vorstellbar.

Die Anzeichen verdichten sich, dass Ihr Vertrag noch in diesem Jahr verlängert wird?
Grundsätzlich ist mir das Thema Vertragsverlängerung derzeit völlig egal. Ich will nur eines: als Tabellenführer überwintern.

Würden Sie am Saisonende auch bei einem Nicht-Aufstieg weitermachen wollen?
Ich gehe davon aus, dass wir aufsteigen.

Wenn der Marathon mit den Kickers mit dem Titel endet, welches Ausdauer-Event gönnen Sie sich?
Ich haben schon vorher vor, einen Marathon zu laufen - Mitte März in Rom.