Die Staatsanwaltschaft in Tübingen klagt demnächst einen Prüfingenieur an. Er soll auch schrottreifen Autos HU-Plaketten verliehen haben. Ein weiterer Kollege derselben Firma könnte gar 39 000 Fahrzeuge ungeprüft durchgewunken haben.
Stuttgart/Tübingen - Der Kfz-Prüfingenieur aus dem Landkreis Böblingen soll in mehreren Fällen gegen Aufpreis Fahrzeugen die Plakette der Hauptuntersuchung (HU) verliehen haben, obwohl er die Autos nicht richtig geprüft hat oder sie Mängel aufwiesen. „Er hat dabei auch mit Werkstätten zusammengearbeitet“, so ein Sprecher.
Der Prüfingenieur ist wie ein im Mai 2014 verurteilter Kollege selbstständig für die Karlsruher Gesellschaft für technische Sicherheitsprüfungen (GTS) tätig gewesen. Im damaligen Fall waren 8500 Autofahrer zu Nachkontrollen geladen worden. Der Mann ist zu vier Jahren Haft verurteilt worden, der Fall hat bundesweit Aufsehen erregt.
Das dicke Ende im Skandal um HU-Plaketten könnte aber erst noch bevorstehen. Die Tübinger Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Fall, der die bisherigen Dimensionen bei weitem sprengen könnte. Auch dabei soll ein Prüfingenieur, der für die GTS tätig gewesen ist, in selber Weise bestechlich gewesen sein. „Es geht um einen Großkomplex, bei dem innerhalb von drei Jahren 39 000 Prüfungen vorgenommen worden sind“, sagt der Sprecher. Es handle sich dabei um Fahrzeuge vorwiegend im Bereich Nordschwarzwald. Die Ermittlungen seien „äußerst umfangreich“.
Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg als Aufsichtsbehörde hat aus den Fällen weit reichende Konsequenzen gezogen. „Wir haben bereits mehrere Reihen verdeckter Tests gemacht“, sagt ein Ministeriumssprecher. Dabei hätten sich Schwerpunkte herausgestellt, in denen Verbesserungsbedarf bestehe. Die Prüforganisationen seien darauf aufmerksam gemacht worden und hätten die Schulung ihrer Mitarbeiter in einigen technischen Feldern angepasst. Daraus hätten sich bereits positive Effekte ergeben.