„Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang“ von Otto Dix Foto: Kunstmuseum Stuttgart

Der Kauf des Werks „Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang“ des Malers Otto Dix ist perfekt. Die Gesamtkosten liegen bei 1,7 Millionen Euro, 400 000 Euro kommen aus der Stadtkasse. Den Rest bezahlen drei Stiftungen.

Stuttgart - Das Kunstmuseum Stuttgart darf ein wichtiges Werk des Malers Otto Dix behalten. Damit das „Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang“ der Landeshauptstadt nicht verloren geht, haben die Stadträte nach dem Ankauf in einer konzertierten Aktion von Stadt und Stiftungen jetzt den letzten Akt vollzogen. Am Mittwochabend stimmte der Gemeinderat zu, dem Kunstmuseum aus diesem Anlass außerplanmäßig 400 000 Euro zu überlassen.

Das ist weniger als ein Viertel des Werts. Bezahlt wurden für das Werk aus dem Jahr 1942, das einen von innerer Emigration in der Nazizeit gezeichneten Künstler zeigt, nach Informationen unserer Zeitung 1,7 Millionen Euro. Diese Größenordnung überrascht nicht, denn schon das Dix-Bild „Ursus sitzend“ war so gehandelt worden.

Dass diese Summe der richtige Preis für das Selbstbildnis sei, hatten vor dem Kauf als Gutachter Professor Olaf Peters von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und Ingrid Mössinger, Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, erhärtet. Dies sagten Stadträte im Anschluss an die nichtöffentliche Sitzung des Stuttgarter Gemeinderats.

Angebahnt hatte sich der Kunsthandel im Herbst vergangenen Jahres, als die sich auflösende Erbengemeinschaft von Otto Dix den Leihvertrag für das Selbstbildnis im Kunstmuseum kündigte. Museumsdirektorin Ulrike Groos suchte dann eilends unter Stiftungen nach Zuschussgebern.

Neben der Kulturstiftung der Länder, die eine halbe Million Euro zusagte, trug die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung eine weitere halbe Million Euro bei, die Wüstenrot-Stiftung sagte 300 000 Euro zu. Mit dem städtischen Beitrag von 400 000 Euro konnte der Kauf auf diese Weise finanziert werden.

Das Museum erwirbt allerdings ein Teileigentum in Höhe von 900 000 Euro an dem wichtigen Dix-Bild, denn die Kunststiftung der Länder erhebt keine Ansprüche auf Teileigentum. Die beiden anderen Stiftungen werden in der Höhe ihrer Zuschüsse beteiligt sein. Für das Kunstmuseum besteht deswegen aber keine Gefahr, dass das Gemälde gegen den Willen der Stadt Stuttgart aus dem Kunstmuseum abgezogen wird. Sobald der Ankauf komplett abgeschlossen ist, soll die gemeinsame Verwaltung in einem Vertrag geregelt werden, teilte die Stadtverwaltung dem Gemeinderat mit.

Die Stadt Stuttgart und ihr Kunstmuseum sichern damit ihre Kompetenz in Sachen Otto Dix. Die drückt sich auch darin aus, dass das Kunstmuseum seit 2013 das frühere Wohnhaus von Dix in Hemmenhofen am Bodensee als „Haus Dix“ des Museums betreibt. Ende 2011 hatte die Stadt außerdem das Dix-Bild „Spielende Kinder“ zum Preis von 1,3 Millionen Euro gekauft.

Dix, der von 1891 bis 1969 lebte, wurde in den 1920er Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in der Malerei. In seinen Gemälden thematisierte er das Großstadtleben und die drastischen Konsequenzen des Krieges.

Ein Hauptthema in seinem Schaffen ist auch das Selbstporträt. Dix hat mehr als 150 Selbstbildnisse hinterlassen.