Sozialbürgermeister Werner Wölfle (stehend l.) und Margitta Zöllner von der Caritas diskutieren mit Jugendlichen. Foto: Caritasverband

In der Kirche St. Josef ging es um die Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt.

Stuttgart-Feuerbach - Trauer, Gewalt und Verzweiflung: Das fällt Markus (Name von der Redaktion geändert) ein, wenn er über seine Jugend nachdenkt: „Ich hatte ein schlechtes Elternhaus, war nie in die Gesellschaft integriert.“ Schule war Nebensache. Er nahm Drogen, wurde kriminell. „Ich habe nicht an morgen gedacht“, sagt der 24-Jährige. Durch den Drogenkonsum bekam er Angststörungen und Panikattacken. Dann reicht es ihm. Er will sein Leben ändern. Er will eine Zukunft. Schließlich landet Markus bei der Caritas, die ihm hilft, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Maurer- und die Verkäufer-Lehre bricht er ab. Im dritten Anlauf klappt es. „Ich bin jetzt im dritten Lehrjahr zum Zierpflanzengärtner und seit drei Jahren clean.“ Markus hat sich seinen Problemen gestellt. Doch ohne Hilfe wäre das wohl unmöglich gewesen.

So wie Markus geht es vielen Jugendlichen. Insgesamt haben sich sechs von ihnen am Sonntag im Gemeindesaal der Kirche St. Josef in Feuerbach eingefunden. Sie alle hatten Probleme, nach der Schule in den Arbeitsmarkt zu gelangen – aus den unterschiedlichsten Gründen. Die katholische Kirche und der leitende Pfarrer Matthias Hambücher haben das Thema in ihrer neuen Predigtreihe „Was die Menschen um uns herum bewegt, bewegt auch uns“ aufgegriffen. Unter dem Motto „Wer und was hilft mir – Integration in und durch Arbeit“ diskutierten die Mitglieder der Gemeinde nun mit den Jugendlichen der Jugendberufshilfe Feuerbach, dem Caritasverband und Sozialbürgermeister Werner Wölfle über Hilfestellungen.

„Die Jugendlichen sind beim Übergang von der Schule in den Beruf holprig gestartet. Bei ihnen ist nicht immer alles glatt gelaufen“, sagte Margitta Zöllner von der Caritas. „Aber warum“, fragten sich einige Zuhörer. Einige der Jugendlichen erklärten, dass sie ihre Bewerbungen zu spät losgeschickt hatten oder sie eben zu schlecht ausgearbeitet waren. „Ich hatte keine Hilfe. In der Schule hatten die Lehrer zu wenig Zeit. Eine Mobile Jugendarbeit gab es bei mir in der Nähe nicht. Zudem hatte ich keinen Computer, nur ein Handy. Zum Glück ist die Caritas dann eingesprungen“, sagte Konrad (Name von der Redaktion geändert). Dort wurde mit ihm behutsam umgegangen, habe er das für ihn so wichtige Vertrauen gespürt und mittlerweile arbeite er in einem Autohaus.

Der Abschluss der Predigtreihe ist am 12. November

Für Sozialbürgermeister Wölfle ist klar, dass es noch vieles zu verbessern gibt – auch in den städtischen Einrichtungen und Schulen. „Aber dort trifft niemand die Schuld. Wir müssen einfach immer dafür sorgen, dass es bei den Jugendlichen am Ende niemanden gibt, der sagt ,jetzt ist Schluss‘.“ Wölfle möchte, dass die Jugendlichen immer denselben Verantwortlichen haben, egal bei welchem Träger oder bei welcher Institution sie Hilfe suchen. „Daran arbeiten wir.“ Wichtig sei, dass „wir als öffentliche Hand den Jugendlichen Wärme und Zuwendung geben“. Die Stadt Stuttgart kann das allerdings nicht alleine stemmen. Aber der Gemeinderat finanziert auch Programme verschiedener freier Träger, die dann diese Aufgabe übernehmen. So zum Beispiel der Caritasverband mit seinem Projekt „400 plus Zukunft“, in das die Stadt jährlich rund 1,2 Millionen Euro investiert. Gemeinsam mit vier Sozialunternehmen und der Volkshochschule bekommen die Jugendlichen die Möglichkeit, in unterschiedliche Berufsfelder zu schnuppern und sich gezielt auf die Anforderungen auf dem freien Arbeitsmarkt vorbereiten. Zudem werden sie noch finanziell entlohnt – mit bis zu 400 Euro pro Monat. „Wir stärken die Jugendlichen, arbeiten ihre Fähigkeiten heraus und schauen, was sie vielleicht daran hindert, weiterzukommen“, sagte Zöllner. „Und wir bieten ihnen an, im Kinderland unseres Fairkaufhauses in Feuerbach zu arbeiten. Dort lernen sie auch wichtige Dinge wie Pünktlichkeit.“

Den Abschluss der Predigtreihe der St.-Josef-Kirche, Oswald-Hesse-Straße 74, bildet am Sonntag, 12. November, der Diözesan-Caritasdirektor und Pfarrer Oliver Merkelbach, der gemeinsam mit Edgar Heimerdinger, dem Leiter des Bereichs Arbeit beim Caritasverband Stuttgart, das Verhältnis Kirche und Caritas beleuchten wird: „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten. Eine Chance für Kirche und Caritas?“. Los geht es um 9 Uhr mit einem Brunch, um 9.45 Uhr folgt der Kurzvortrag, um 10.15 Uhr das Podiumsgespräch und um 11 Uhr die Eucharistiefeier mit der Predigt.