Blutspende: Nur ein Pikser, doch der kann Leben retten. Foto: dpa

Weil die Weihnachtsfeiertage und Neujahr auf Werktage gefallen sind, haben weniger Menschen als sonst Blut gespendet. Per Brief werden Stammspender nun um Spenden gebeten.

Weil die Weihnachtsfeiertage und Neujahr auf Werktage gefallen sind, haben weniger Menschen als sonst Blut gespendet. Per Brief werden Stammspender nun um Spenden gebeten.

Stuttgart - Der Patient liegt auf dem Operationstisch. Er hat viel Blut verloren. Doch weil alle Blutkonserven aufgebraucht sind, bekommt er keine Transfusion. Ein solches Szenario droht nicht. Dennoch schreibt das Zentralinstitut für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst am Katharinenhospital Stammspender an und bittet sie Blut zu spenden. Das ist zwar nichts Besonderes. Die rund 43.000 Stammspender werden immer wieder in regelmäßigen Abständen um weitere Blutspenden gebeten. Doch diesmal fallen die Anschreiben dringlicher aus: Die Konserven, vor allem die der seltenen Blutgruppe Null Rhesus negativ, gehen jetzt zur Neige.

„Weil die Weihnachtsfeiertage, Neujahr und Heilige Drei Könige jeweils auf Werktage gefallen sind, waren weniger Menschen als sonst bei der Blutspende“, sagt Beate Luz. Sie ist Ärztliche Direktorin des Zentralinstituts für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst am Katharinenhospital und befürchtet, dass das Defizit kaum noch aufgeholt werden kann. Ihr Institut, dass das Klinikum Stuttgart sowie rund ein Dutzend Krankenhäuser in Stuttgart und der Region mit Konserven versorgt, verbraucht pro Jahr fast alle 43 000 Spenden. In den gängigen Blutgruppen sind rund 1000 Spenden auf Lager. Damit sind die Vorräte laut Luz im noch grünen Bereich. In der Blutgruppe Null Rhesus negativ, die nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung hat, sind hingegen nur noch 40 statt wie sonst 50 auf Lager. Der Vorrat an Konserven dieser Blutgruppe ist deshalb so wichtig, weil deren rote Blutkörperchen von allen Patienten unabhängig von ihrer eigenen Blutgruppe vertragen werden. „Zum Einsatz kommen sie, wenn die Transfusion sehr schnell gehen muss, so dass keine Zeit mehr für einen Abgleich der Blutgruppen bleibt“, sagt Luz.

Blutspenden werden zu drei Blutprodukten verarbeitet: zu den roten Blutkörperchen, zu Blutplättchen und zu Plasma. Die roten Blutkörperchen sind Sauerstoffträger und werden Patienten mit Blutmangel zum Beispiel bei Leukämie übertragen. Sie sind etwa sechs Wochen haltbar. Die nur einige Tage haltbaren Blutplättchen sind zur Blut stillung nötig und verstopfen bei Verletzungen Gefäßwunden. Plasma wirkt gerinnend und wird bei Operationen mit hohem Blutverlust eingesetzt. Es kann tiefgefroren werden und ist deshalb zwei Jahre haltbar.

Bedarf an Blutkonserven steigt

Plasma wird nur dann verwendet, wenn das Blut bei einer zweiten Blutspende nochmals untersucht worden ist. Auch deshalb werden Spender, die nicht aus eigenem Antrieb kommen, angeschrieben. „Es wäre schade, wenn die Spende vergebens gewesen wäre“, sagt Harald Klüter, Bereichsleiter des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg und Hessen. Blutnotstand herrscht beim DRK zwar nicht. Doch ist man auch dort bestrebt, die Bestände nach den Feiertagen wieder aufzustocken und verschickt „vorsorglich“ Erinnerungsschreiben. „Wir vergeben derzeit nur sehr restriktiv und in Notfällen Konserven“, sagt Klüter. Der DRK-Blutspendedienst braucht in Baden-Württemberg 2000 und in Stuttgart 200 Spenden pro Tag.

Obwohl der Verbrauch an Blutkonserven im chirurgischen Bereich aufgrund des Anstiegs der minimalinvasiven Operationen sinkt, wird nach Meinung von Experten in den kommenden Jahren der Blutbedarf steigen. Grund ist der demografische Wandel. Da die Menschen immer älter werden, werden mehr Blutkonserven zum Beispiel bei Krebsoperationen benötigt. Als Spender infrage kommen Menschen jedoch nur bis zum 70. Lebensjahr. Erstspender sollten unter 60 sein. „Routinierte Spender werden auch im Alter von über 60 keine gesundheitlichen Probleme wie Kreislaufschwäche bekommen. Bei Erstspendern über 60 wäre das ein Risiko“, stellt Luz fest. Auch nach Aufenthalten in exotischen Ländern ist ein Jahr keine Blutspende möglich, weil die Zahl der möglichen Infekte zu groß ist, um sie per Untersuchung alle auszuschließen.