Am „Karma Day“ im Fluxus in Stuttgart haben die Teilnehmer anderen Menschen etwas Gutes getan. Foto: Georg Linsenmann

Startups und kleine Hilfsorganisation präsentieren sich beim ersten „Fluxus Karma Day“ in der Calwer Passage. Nachhaltige Visitenkarten aus Elefantenkot oder Freizeittandems für Menschen mit und ohne Behinderung – Besucher konnten viel Neues entdecken.

Stuttgart - Anderen zu helfen, beschert ein gutes Gefühl. Und es wirkt auf uns selbst zurück und gibt uns „ein gutes Karma“, würden Anhänger einschlägiger spiritueller Konzepte sagen. In diesem Sinne haben die Teilnehmer des ersten Karma-Tages in der Calwer Passage, einem Gemeinschaftsprojekt von Wulle-hilft und Fluxus, allesamt Plus-, wenn nicht gar Glückspunkte gesammelt. Johannes Mohr hat den Begriff gleich für den Namen seines jungen Startups mit fair gehandelter Ware aus Sri Lanka genutzt: „Karma Foods“. Seine Visitenkarte ist aus Altpapier – und zu einem Drittel aus Elefantenkot, weshalb manche das Kärtchen erst einmal zur Nase führen: „Wir sind Teil eines Ganzen. Auch beim Wirtschaften sollte Nehmen und Geben im Gleichgewicht stehen“, sagt Mohr.

Punktuelles Engagement

Beim „Karma Day“ würde ihm gewiss niemand widersprechen. Im Gegenteil! Manche legen den Fokus sogar ganz aufs Geben. Wie „Helfer auf Achse e. V.“. Zwölf Ehrenamtliche, die Sachen für den täglichen Bedarf sammeln und diese zu einem kleinen Projekt in Rumänien bringen. „Es ist ein Klecks auf den heißen Stein“, sagt eine Helferin, „aber jeder macht, was er kann.“ Genau darum gehe es, erklärt Hannes Steim, Mitorganisator der Veranstaltung: „Hey, du musst nicht gleich riesig denken und die ganze Welt im Blick haben oder einer großen Organisation beitreten! Es gibt auch die kleinen Dinge vor der Haustüre oder Möglichkeiten für punktuelles Engagement.“

Hauptsache, man macht was zusammen! Das ist der Grundgedanke der Initiative „Machen wir was!“ Sie pflegt mit anderen Ehrenamtlichen eine Plattform, auf der Menschen mit und ohne Behinderung bei gleichen Interessen zu „Freizeit-Tandems“ zusammenfinden. Mit „Küstenhund“ organisieren Lena Stroh und Thao Vo Futterspenden für bedürftige Tierbesitzer. „Arthelps“ fördert mit Kreativ-Aktionen Bildung und Selbstbewusstsein von Menschen in Armut. Und Stay, die Stiftung aus Stuttgart-West, organisiert in Uganda mit der Förderung der Ausbildung von Lehrern, Gesundheitshelfern und Landwirten „Entwicklung, die bleibt“ - und generiert dafür auch Unterstützung hiesiger Firmen. Solche übernehmen auch Patenschaften für „Future4Kids“: für gesundes Frühstück in Stuttgarter Kitas mit vielen Benachteiligten, und neuerdings auch für die nachhaltige Förderung von Flüchtlingskindern.

Direkt vor der Haustüre aktiv

Auch andere sind „direkt vor der Haustüre“ aktiv. „Joblinge“ etwa in Stuttgart und Region, um Jugendliche und Flüchtlinge auf der Suche nach Ausbildung und dann bei dieser selbst zu unterstützen: „In sieben von zehn Fällen mit Erfolg“, sagt einer der Ehrenamtlichen am Stand. Mit feiner Drechselarbeit seiner Klientel ist das Hans-Sachs-Haus präsent. Einst obdachlos „und ganz weit unten“, sagt Alfred Flaig nun: „Mir hat das Haus geholfen, wieder auf die Beine zu kommen.“ In den „Hobbyhimmel“ hilft die gleichnamige Initiative aus Feuerbach in einer gemeinschaftlich nutzbaren Werkstatt: „Ressourcen schonen und gutes Werkzeug gemeinsam nutzen, darum geht es“, sagt Martin Langlindner.

Erst dieses Jahr von drei Personen gegründet: „SocEntBW“. Es geht um unternehmerische Lösungen für gesellschaftliche oder ökologische Probleme, wobei die Rendite in den sozialen Mehrwert reinvestiert wird“, erklärt Marika Baur – und hat als Beispiel ein Startup für eine reparierbare LED-Lampe parat. So will man „Sozialunternehmungen und entsprechende Startups qualifizieren und vernetzen.“ Professionalisierung also der Hilfe im Kleinen. Damit das gute Karma über den Tag hinaus wirksam bleibt.