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Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erhält "in Würdigung einer beeindruckenden Biografie" den Internationalen Karlspreis 2010.

Aachen - Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erhält den Internationalen Karlspreis 2010. Das teilten der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Sprecher des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden, in Aachen mit. Tusk werde die Auszeichnung verliehen "in Würdigung einer beeindruckenden Biografie im Dienste der Freiheit und der Demokratie und in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Verständigung und Zusammenarbeit der Republik Polen mit seinen europäischen Partnern", hieß es zur Begründung.

Der Preis wird am 13. Mai, dem Christi-Himmelfahrt-Tag, im Krönungssaal des Aachener Rathauses bei einem Festakt verliehen. Das Karlspreisdirektorium nannte Tusk einen "polnischen Patrioten und großen Europäer", der vor drei Jahrzehnten gemeinsam mit zahlreichen Mitgliedern der Solidarnosc-Bewegung den Grundstein für die Wiedervereinigung Europas gelegt habe und "heute in besonderer Weise für ein demokratisches und weltoffenes Polen im Kreise der europäischen Völkerfamilie steht".

Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ über einen Sprecher erklären, sie freue sich über die Entscheidung der Karlspreis-Jury: Tusk sei eine gute Wahl. Außenminister Guido Westerwelle sprach von einer "hochverdienten Wahl des Karlspreis-Direktoriums". Tusk stehe "für die Vertiefung der europäischen Einigung und eine enge deutsch-polnische Freundschaft. Mit ihm erhält ein wirklicher Europäer den diesjährigen Preis", sagte er der "Sächsischen Zeitung".

Dritter polnischer Preisträger

Tusk ist der 52. Träger des Karlspreises. Mit ihm erhält zum dritten Mal ein Pole die begehrte Auszeichnung. Im Jahre 1998 ging der Preis an den damaligen polnischen Außenminister Bronislaw Geremek. Im März 2004 hatte zudem der damalige Papst Johannes Paul II., der ebenfalls aus Polen stammte, einen sogenannten Außerordentlichen Karlspreis erhalten.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt.

Preisträger 2009 war der Gründer der weltumspannenden katholischen Laienorganisation Sant'Egidio, Andrea Riccardi. Im Jahr 2008 wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel geehrt. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderen Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), François Mitterrand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der britische Premierminister Tony Blair (1999) sowie der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000).

"Ermutigung für junge Menschen in Polen"

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, erklärte, Tusk habe nicht nur zur Öffnung Polens gegenüber Europa, sondern auch für die Verwirklichung des Lissabon-Vertrages einen entscheidenden Beitrag geleistet. "Im Verhältnis zu Deutschland lässt sich Tusk von den Prinzipien der Versöhnung, der Verständigung und des Ausgleichs leiten", fügte Pöttering hinzu. Die Verleihung des Karlspreises an ihn sei auch eine Ermutigung für die jungen Menschen in Polen, "den europäischen Weg ihres Landes weiterzugehen".

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