„Charlie Hebdo“-Chef Gérard Biard Foto: dpa

Mit einer Karikatur über den toten Flüchtlingsjungen Aylan bringt das französische Magazin „Charlie Hebdo“ viele gegen sich auf. Chefredakteur Biard verteidigt sich.

Potsdam - Der Chefredakteur des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“, Gérard Biard, hat Karikaturen seiner Zeitung zum Tod des Flüchtlingsjungen Aylan verteidigt. Die Zeichnungen machten sich nicht über den Tod des Kindes lustig, sagte er am Donnerstag bei der Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium in Potsdam. „Satire muss einen Schock provozieren.“ Ansonsten sei es keine gute Karikatur. Satire zeige die Realität.

Die Veröffentlichung der Karikaturen zu dem ertrunkenen Flüchtlingsjungen aus Syrien hatte eine Kontroverse hervorgerufen. Vor allem in sozialen Netzwerken gab es viel Kritik. Biard sagte, man müsse mit Karikaturen nicht einverstanden sein. Er verurteilte aber Hass-Kommentare: Man könne anderer Meinung sein, aber zu Mord aufzurufen sei ein Verbrechen.

In Potsdam wurde die Zeitschrift mit dem M100 Media Award ausgezeichnet. Mit dem Preis wird das Recht der freien Meinungsäußerung gewürdigt. „Die Überzeugungen und Werte, für die wir eintreten, sind universelle Werte und als solche gehören sie allen Bürgern dieser Welt“, sagt Biard in seiner Dankesrede.

„Dieser Preis heute ehrt die Toten“

Laudator Ferdinand von Schirach betonte: „Dieser Preis heute ehrt die Toten - und er ehrt die Überlebenden.“ Dass es „Charlie Hebdo“ noch immer gebe sei ein „trotzdem“, sagte der Schriftsteller. Und er betonte, wenn Satire niemandem weh tue, bedeute sie nichts.

Auf die Zeitschrift war im Januar ein islamistischer Anschlag verübt worden, bei dem zwölf Menschen starben. Die Potsdamer Konferenz fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Die Potsdamer Konferenz fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Bei dem Colloquium in der Orangerie von Sanssouci diskutierten Chefredakteure, Politiker und Historiker.