Der Mann mit der Binde: Marc Oliver Kempf ist neuer Kapitän des VfB Stuttgart. Foto: Baumann

Tim Walter machte ein Geheimnis aus der Personalie – doch nun ist es raus. Der neue Trainer des VfB Stuttgart hat einen Verteidiger zum Kapitän bestimmt.

Stuttgart - „Ich weiß es“, hatte Tim Walter noch am Mittwoch gesagt – und verschmitzt gegrinst. Weil der Trainer des VfB Stuttgart alle anderen im Unklaren gelassen hatte, wer denn nun der neue Kapitän des VfB Stuttgart sein wird. Den Auserwählten informierte der neue Coach dann am Donnerstag, rund eine Stunde vor dem Anpfiff des Zweitligaauftakts war die Katze dann vollends aus dem Sack.

Da wurde die Aufstellung für die Partie des VfB gegen Hannover 96 veröffentlicht – und hinter einem Namen war der Buchstabe „C“ zu sehen. Captain, Capitano, Kapitän, Spielführer – ganz egal, wie man ihn nennen mag, nun ist klar, wer es ist: Marc Oliver Kempf.

Lese Sie hier: Unser Spieltagsblog zum Zweitligastart

Der Abwehrspieler war schon vorab der Favorit auf den Posten. Weil er in der nun zu Ende gegangenen Vorbereitung einer der konstantesten Spieler gewesen war, weil er in der Innenverteidigung gesetzt zu sein scheint, und weil er er sich, wie viele andere auch, voll auf die neuen Anforderungen eingelassen hat. „Das wichtigste in der Vorbereitung war, dass diese neue Ausrichtung alle Spieler an sich rangelassen und auch gesehen haben, dass sie funktionieren kann“, sagt Kempf in einem Interview, das in der Stadionzeitung erschienen ist. Auch deren Cover ziert der Kopf von Kempf.

Trotz Klausel ist Kempf noch beim VfB

Der 24-Jährige war vor der vergangenen Saison vom SC Freiburg zum VfB Stuttgart gewechselt – mit dem Anspruch, sich im neuen Club nach oben orientieren zu können. Der Abstieg passte eigentlich nicht in die Karriereplanung des einstigen U-21-Europameisters. Nach einem holprigen Start mit Verletzungsproblemen, wurde er in der Abstiegssaison zur Stammkraft und absolvierte 23 Partien (zwei Tore) für den VfB. Nach dem bitteren Absturz in Liga zwei gab es ein kurzes Zeitfenster, in dem Kempf für rund sieben Millionen Euro zu haben gewesen wäre.

Doch der Stichtag der Klausel verstrich – Kempf ist noch beim VfB und in der Hierarchie der Innenverteidiger nach dem Angang von Benjamin Pavard und Timo Baumgartl endgültig aufgerückt. Er sagt: „Von der Dynamik her, die jetzt in der Mannschaft ist, sieht es gut aus. Die Neuen sind durchweg offene Typen, von denen sich keiner verschließt oder sein eigenes Ding machen will. Es macht Spaß mit ihnen auf dem Platz zu sein. Wir verstehen uns untereinander richtig gut.“ Das war in der Abstiegssaison ganz anders. Selten stand ein echtes Team auf dem Platz.

Lesen Sie hier: Warum Timo Baumgartl den VfB verlässt

Mental sieht er die stark veränderte Mannschaft „gefestigter“ – und nennt auch einen Grund: „Vor allem auch die Art, wie das Trainerteam den Umgang mit Fehlern vorlebt, hat dazu geführt.“ Auf Dauer könne „etwas Gutes“ entstehen, meint der Abwehrspieler, der mit seiner Freundin in Esslingen lebt und in seiner neuen Rolle gleich an das große Ganze denkt. Kempf hofft, dass das Team mit seinen Leistungen auch dazu beitragen kann, dass es im Verein „wieder eine größere Harmonie“ entsteht.

Marc Oliver Kempf folgt übrigens auf Christian Gentner, der zuvor sechs Jahre lang die Kapitänsbinde getragen hatte. Nach der vergangenen Saison wurde dessen Vertrag nicht verlängert. Der Mittelfeldspieler wechselte zu Aufsteiger 1. FC Union Berlin. Kempf ist ist die Nummer 20 in der Reihe der VfB-Spielführer seit Gründung der Bundesliga.

Wer trug alles die Spielführerbinde beim VfB? Wir haben die Antwort – in unserer Bildergalerie!