Die Bauarbeiten am Schäferwehr werden frühestens Ende Juli abgeschlossen sein. Erst dann kann der Wehrneckar voll geflutet werden Foto: Horst Rudel

Es gibt kaum eine faszinierendere Variante, die historischen Esslinger Schönheiten zu bewundern, als auf einer Tour mit dem Kanu durch die Altstadtkanäle. Doch auf dieses touristische Angebot werden die Besucher in diesem Jahr möglicherweise verzichten müssen.

Esslingen - Es gibt kaum eine faszinierendere Variante, die historischen Esslinger Schönheiten zu bewundern, als auf einer Tour mit dem Kanu durch die Altstadtkanäle. Doch auf dieses touristische Angebot werden die Besucher in diesem Jahr aus mehreren Gründen möglicherweise verzichten müssen.

Zum einen verzögern sich die Bauarbeiten für die neue Fischtreppe am Schäferwehr. Eigentlich hätte die 560 000 Euro teure Aufstiegshilfe im Mai fertig sein sollen. Wegen baulicher Verzögerungen soll die Fischtreppe nun frühestens Ende Juli fertiggestellt sein. Bis dahin haben die Kanus so wenig Wasser unter den Kielen, dass die Touren nicht möglich sind. Denn um die Baugrube trocken zu halten, muss das Wasser großflächig umgeleitet und der Wasserpegel in den Neckarkanälen abgesenkt werden. Der Bauabschluss könnte sich sogar noch weiter verzögern, wenn es zu einem weiteren Wintereinbruch kommt.

Ungemach droht den Kanutouren auch aus Berlin. Denn weil die Regierung bundesweit ökologische Bedenken gegen solche Kanutouren hat, durften zuletzt nur noch bereits registrierte Boote bei solchen Angeboten eingesetzt werden – allerdings auch nur mit einer Übergangsfrist, die Ende März ausläuft.

Der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel hat sich an den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit der Bitte gewandt, die Ausnahmeregelung zu verlängern – zumindest bis zum Jahresende. So wäre zumindest diese Kanusaison gerettet. Aktuell, so Grübel, arbeite das Verkehrsministerium an einer Novelle der Sportbootvermietungsverordnung. Davon hänge dann auch maßgeblich die Zukunft der Esslinger Kanutouren ab. Vor diesem Hintergrund bittet Grübel den Minister, dass er die „Zukunft der beliebten touristischen Attraktion nicht generell in Frage stellt“.

Es gibt aber noch ein hausgemachtes Problem, dass das Aus für die Kanufahrten bedeuten könnte. Denn Ralf Weinberger, der vor mehr als 20 Jahren die Kanutouren durch die Esslinger Stadtkanäle „erfunden“ hat, hat sich immer wieder mit Teilen der Stadtverwaltung angelegt. Jetzt scheint das Verhältnis nachhaltig gestört. Nachdem er jahrelang seine Boote beim Schäferwehr zu Wasser gelassen hatte, war er zuletzt auf die grüne Wiese vor dem Neckarfreibad ausgewichen und steht nun, nachdem ihm die Stadt den Betrieb dort untersagt hat, ohne Anlegeplatz da.

Verständnis für die Entscheidung des Baurechtsamts hat Weinberger nicht: Bei der Wiese neben dem Freibad handele es sich um den einzigen historischen Standort einer Bootsvermietung in Esslingen. Darauf wiesen Hinweistafeln entlang des Neckartalradwegs sogar extra hin. Allerdings werde er nicht aufgeben und sei auf der Suche nach Ersatz.

Unverständlich sei auch, dass sich die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (EST) mittlerweile weigere, Karten für die Kanutouren Weinbergers zu verkaufen. EST-Chef Michael Metzler bestätigt diese Aussage. Es hätte sich ein weiterer Anbieter aus dem Raum Bietigheim-Bissingen gemeldet, der Interesse daran habe, Kanutouren in Esslingen anzubieten. Dieser Anbieter besitze ebenfalls Boote, die unter den Bestandsschutz fielen. Weil es dann möglicherweise mehrere Anbieter gebe, werde man sich aus dem Kartenverkauf zurückziehen.