Die Computeranimation zeigt einen Asteroiden, der auf die Erde zurast. Die europäische Weltraumorganisation ESA will angesichts potenzieller Gefahren aus dem Weltall ihre Warnsysteme ausbauen, um wichtige Daten über die Bewegungen von erdnahen Objekten in unserem Sonnensystem liefern zu können. Foto: Sdecoret/Fotolia

Actionstar Bruce Willis hat in dem US-Katastrophenfilm „Armageddon“ vorgemacht, wie’s geht: landen, bohren, wegbomben. Doch so einfach wird man einen Asteroiden nur im Kino los. Kann die Kollision eines Himmelskörpers überhaupt verhindert werden? Planetenforscher warnen vor einem Ende der Welt.

Stuttgart - Was haben sich seriöse Wissenschaftler, waffenbegeisterte Militärs und fantasiebegabte Hollywood-Regisseure nicht schon alles ausgedacht, um die Erde vor einem Asteroiden-Einschlag zu schützen. Mit Wasserstoffbomben, Raketensalven und Laserkanonen wollen sie kosmische Gesteinsbrocken pulverisieren. Stark gebündeltes Licht, riesige Segeln, Nuklearantriebe und Einschlagprojektile sollen die Himmelskörper von ihrer Bahn abgelenken. Leider funktionieren all diese Methoden bisher nur im Kino.

1100 Asteroiden auf Kollisionskurs

Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA muss sparen. Zu viele teure Projekte, zu wenig Geld. Auch die Mittel für die Asteroiden-Abwehr werden gekürzt. Die Asteroid Impact Mission (AIM) wird abgespeckt und muss später beginnen als geplant. Ziel dieses Projekts ist es, Techniken zur Abwehr von Asteroiden zu entwickeln, um die kosmischen Gesteinsbrocken von ihrem Kurs auf die Erde abzulenken.

Eine kluge Entscheidung? Zumindest arbeiten ESA und NASA (die amerikanische Weltraumbehörde) weiter gemeinsam am Abwehrprojekt Don Quijote. Die Idee ist, dass im Fall der Fälle Raumsonden zu einem Asteroiden fliegen und ihn mit Höchstgeschwindigkeit rammen sollen. Seit 2012 beschäftigt sich das internationale Forschungsprojekt NEOshield mit der Möglichkeit einer planetaren Verteidigung gegen erdnahe Objekte.

US-Wissenschaftler haben mehr als 1100 Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer entdeckt, die die sich auf einer Umlaufbahn befinden, die sie der Erde gefährlich nahe bringen könnten. Ein Impakt, die Kollision der Erde mit einem großen Himmelskörper, ist offenbar gar nicht so unwahrscheinlich.

Es wäre der planetarische Supergau und könnte das Ende der gesamten Menschheit bedeuten.

Wissenschaftler warnen: Schützt die Erde!

Führende Planetenforscher haben erst Mitte November im Internet eine Kampagne für Raumfahrtmissionen zur Asteroidenabwehr gestartet, um die Erde wirkungsvoller vor Einschlägen aus dem All zu schützen. „Im Gegensatz zu anderen Naturkatastrophen ist ein Asteroideneinschlag vorhersehbar und bei frühzeitiger Entdeckung möglicherweise vermeidbar“, heißt es in einem offenen Brief von mehr als hundert Wissenschaftlern. Deshalb müssten mehr als bisher Möglichkeiten einer frühzeitigen Ablenkung gefährlicher Asteroiden erforscht werden.

Die Menschheit müsse endlich Technik zur Abwehr von Asteroiden entwickeln, warnt auch Rusty Schweickart, Ex-Astronaut der „Apollo“-Mission der Nasa, in einem Interview mit dem „Spiegel“. Sonst könnte eines Tages eine globale Katastrophe drohen. „Im Extremfall geht es um das Ende unserer Zivilisation“, verdeutlicht Schweickart die Brisanz der ESA-Entscheidung, die Asteroiden-Abwehr aus finanziellen Gründen zu reduzieren. Asteroiden hätten die Erde millionenfach getroffen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns ein großes Exemplar trifft, und da wir das verhindern können, sollten wir es auch tun.“

Geld ist da – nur nicht für die Asteroiden-Abwehr

Trotz drohender Gefahren hat sich der Ministerrat der Europäischen Raumfahrtagenturbei seinem Treffen im schweizerischen Luzern Anfang Dezember gegen eine Aufstockung der Mittel für das AIM-Projekt entschieden.

Insgesamt stellen die 22 ESA-Mitgliedstaaten – darunter Russland und die USA mit ihrer Raumfahrtagentur NASA – 10,3 Milliarden Euro für Raumfahrtprogramme in den kommenden Jahren bereit. Da die Agentur aber ursprünglich Wünsche im Wert von mehr als elf Milliarden Euro angemeldet hatte, muss sie den Gürtel enger schnallen. Den Sparstift setzt sie ausgerechnet bei der Asteroid Impact Mission an.

Dafür seien keine ausreichenden Finanzzusagen gemacht worden, erklärt ESA-Chef Jan Wörner. AIM könne deshalb nicht wie geplant starten. „Ein cooles Projekt wurde gekillt, weil es an Vision und Mut fehlt“, kritisiert Patrick Michel, Planetenforscher am Französischen Zentrum für Wissenschaftliche Forschung in Nizza.

Bildergalerie: Kann man Asteroiden abwehren?

Was die Menschheit gegen die Gefahren aus den Tiefen des Weltalls tun könnte und schon heute tut, illustrieren wir in unserer Bildergalerie.