Daniel Lindenschmid tritt für die AfD im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd an. Er arbeitet jetzt schon für einen Landtagsabgeordneten seiner Partei und sieht den Umgang mit dem Flüchtlingsthema kritisch.

Backnang - Als Treffpunkt hat sich Daniel Lindenschmid, der seit gut sieben Jahren in Fellbach lebt, das Straßenlokal Tante Emma am Backnanger Biegel ausgesucht. Man sitzt dort unter lindgrünen Sonnenschirmen am Rande des Willy-Brandt-Platzes. Die Murr rauscht nebenan über ein Wehr, viele Menschen genießen an diesem sonnigen Vormittag dort ihr zweites Frühstück. Er schätze am Wahlkreis diese Mischung, sagt Lindenschmid – einerseits die Nähe zur Großstadt, andererseits die ländlichen und beschaulichen Ecken. Das erinnere ihn an die Orte, an denen er aufgewachsen ist: Nürtingen und Frickenhausen im Landkreis Esslingen.

Mit 13, 14 Jahren habe er sein Interesse für die Politik bemerkt, sagt Lindenschmid. Bei seinen Mitschülern habe er „völliges Desinteresse für dieses Thema gespürt“. Allerdings fühlte der junge Mann, der sich in einer Schule in Stuttgart zum Fachinformatiker ausbilden ließ, bei den etablierten Parteien nicht zuhause. Das Gefühl habe sich dann mit der Euro-Krise verstärkt, die ihren Höhepunkt erreichte, als Lindenschmid gerade volljährig wurde. Es war die Zeit, als Bernd Lucke mit seinen Thesen und der AfD viel Widerhall fand. „Ich bin eines der Gründungsmitglieder“ sagt Lindenschmid nicht ohne Stolz. „Feuer und Flamme“ sei er für das Parteiprogramm gewesen. Lindenschmid kandidierte erstmals im vorigen Jahr für die AfD im Kreis Esslingen, er arbeitet jetzt im Büro des AfD-Landtagsabgeordneten Lars Patrick Berg.

Gegen „CDU-nahe“ Positionen

Die Partei hat indes seitdem einige Häutungen durchgemacht. Im Sommer 2015 unterlag der Parteichef Lucke gegen Frauke Petry in einer Kampfabstimmung und verließ die Partei. Eine Entscheidung, die Lindenschmid bis heute mitträgt. Lucke habe zu „CDU-nahe“ Positionen eingenommen, „keine klare Linie“ gehabt. Es sind Kritikpunkte, die Lindenschmid in Ansätzen auch über den Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen äußert, der zur Landtagswahl im Wahlkreis Backnang antrat. Meuthen habe jedoch eine Wandlung vollzogen, lobt Lindenschmid – der Bundesvorsitzende nehme jetzt auch mehr Termine im Wahlkreis wahr. Er selbst habe den Abgeordneten Lars Patrick Berg als Vorbild, der in seinem Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen oft präsent sei.

Was sagt Lindenschmid zum Kernthema der AfD, der Kritik an der Ausländerpolitik der Bundesregierung? Er sehe sich ganz auf Parteilinie, wenn er dagegen sei, Ressourcen für geduldete Flüchtlinge aufzuwenden. Man müsse sich um diejenigen kümmern, „die langfristig da bleiben“. Für Kriegsflüchtlinge solle es nur Ausbildungen geben, die diese in ihrem Heimatland anwenden könnten, in das sie bald nach Kriegsende zurückgeführt werden sollten. Wirtschaftsflüchtlinge müsse man abschieben, findet Lindenschmid. Dafür, auf Flüchtlinge an der Grenze zu schießen, sei er aber keineswegs – mit dieser Forderung sei die Parteivorsitzende Frauke Petry „falsch zitiert“ worden.

Äußerst fragwürdig war die Rolle der AfD nach den Schowo-Vorfällen in Schorndorf, als Parteifunktionäre auf der These der tausend bewaffneten Ausländer beharrten, auch wenn es von der Polizei längst einen anderen Informationsstand gab. Auch wenn er nicht dabei gewesen sei, sei er sich sicher, dass es Ausländergruppen gewesen seien, denen sich einige Deutsche angeschlossen hätten, beharrt Lindenschmid. „Keine Gruppe von Deutschen würde so gewalttätig agieren.“ Die Lehre sei für ihn, „auf solchen Festen keine Möglichkeiten mehr zu schaffen, dass so viele Menschen sich versammeln können.“ Das gelte auch für Unterkünfte für Asylbewerber, die dezentralisiert werden sollten.

Gegen Bürokratie, für mehr Breitband-Internet

Auf den Wahlkreis Schwäbisch Gmünd/Backnang hin angesprochen, sagt Lindenschmid, lägen ihn zwei Themen am Herzen. Viele Landwirte beklagten sich über die EU-Bürokratie – deren Abbau wolle seine Partei angehen. Zudem sei er für den Ausbau der Internet-Breitbandversorgung, weil Deutschland in diesem Bereich „einen hinteren Platz“ einnehme, so der Fachinformatiker. Und dieser Ausbau solle aus Bundesmitteln finanziert werden.

Auch wenn Lindenschmid nicht in den Bundestag einziehen sollte, so sieht er die Wahl am 24. September als großen Auftakt für das „Superwahljahr 2021“, wenn sowohl im Bund als auch in Baden-Württemberg neu gewählt wird. 2021 solle das Jahr der AfD werden, wünscht er sich – womöglich gemeinsam in einer Regierung mit der CDU als Juniorpartner.

Über Daniel Lindenschmid

Persönlich: Geboren wurde Daniel Lindenschmid 1992 in Nürtingen (Kreis Esslingen), dort und im benachbarten Frickenhausen ist er aufgewachsen. Lindenschmid ist ledig und lebt in Fellbach.

Politisch: Daniel Lindenschmid ist nach eigenen Angaben durch die Finanzkrise parteipolitsch aktiv worden, im Gründungsjahr 2013 trat er in die Alternative für Deutschland ein. Er kandidierte erstmals bei der Landtagswahl 2016 für die AfD im Wahlkreis Nürtingen. Lindenschmid ist stellvertretender Vorsitzender der AfD im Kreis und Vorsitzender der Jungen Alternative (JA) in Nordwürttemberg.

Beruflich: Daniel Lindenschmid hat die Realschule in Nürtingen und die IT-Schule in Stuttgart absolviert, er ist Fachinformatiker und in diesem Feld Fachmann für Systemintegration. Seit der Landtagswahl 2016 ist er persönlicher Referent im Landtagsbüro des AfD-Abgeordneten Lars Patrick Berg.

Fünf Fragen, fünf Tweets

Wir haben die Bundestagskandidaten aufgefordert, die Fragen im Stil der Internet-Kurznachrichten-Plattform Twitter zu beantworten. Dort sind für eine Nachricht maximal 140 Zeichen erlaubt.

1) In fünf Jahren kommt der Strom aus meiner Steckdose . . . ?

. . .weiterhin aus Frankreich.

2) . . . ist die Rente sicher, weil . . . ? 

. . . die etablierten Parteien das so sagen.

3) . . . ist das Feinstaubproblem in Stuttgart . . .? 

. . . trotz grüner Regierung noch vorhanden.

4)  . . . sind Flüchtlinge im Rems-Murr-Kreis . . .? 

. . . in das bis dahin hoffentlich befriedete Syrien zurückgekehrt und bauen ihr Land wieder auf.

5)  Schon heute würde ich an Donald Trump twittern:

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl, die Demokraten konnten mal wieder keinen besseren Kandidaten aufstellen.