Maurice Cullen, „The Ice Harvest“ (um 1913) Foto: National Gallery of Canada, Ottawa

Von der Licht- zur Schneemalerei: Die Münchner Kunsthalle entdeckt Kanadas Impressionismus, der sich erst spät vom französischen Vorbild emanzipiert hat.

München - Der Indian Summer lässt auf sich warten. Der Schnee auch. Erst zum Ende des Ausstellungsrundgangs zeigt sich das Land so, wie man es kennt. Hier rot brennender Ahorn, dort die dichte weiße Ummantelung des strengen nordamerikanischen Winters. „In neuem Licht: Kanada und der Impressionismus“ heißt die Schau in der Münchener Hypo-Kunsthalle, die in Kooperation mit der National Gallery in Ottawa nachzeichnet, wie die französische Lichtmalerei den Weg über den Atlantik fand. Zu entdecken sind knapp vierzig Künstler, die selten bis nie an deutschen Museumswänden hängen. Sie heißen Marc-Aurèle de Foy Suzor-Coté, William Blair Bruce oder James Wilson Morrice. In Kanada gab es im 19. Jahrhundert kaum künstlerische Ausbildungsmöglichkeiten, weswegen die aufstrebende junge Generation zu Hause nicht das lernen konnte, was sie lernte wollte. Die Welt so zu erfassen, wie Claude Monet oder Alfred Sisley es taten. Mit schnellem Pinsel und einem Auge, dem die präzise Wiedergabe der Dinge weniger wichtig war als die atmosphärische Eigenheit von Wind und Wetter, Tages- und Jahreszeiten.