Pünktlich zum Weihnachtsfest gibt Papst Franziskus seinen konservativen Widersachern wieder Saures. Foto: AFP

Von wegen besinnliche Weihnacht: Der Papst nutzt seine Ansprache vor der römischen Kurie mal wieder für einen Rundumschlag und zerrupft die katholischen Granden in der Luft.

Stuttgart - „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, sagt der Volksmund. Doch wer ist im Fall des Konflikts zwischen Papst Franziskus und den Konservativen in der katholischen Kirche der lachende Dritte? In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft an die Mitarbeiter der römischen Kurie ruft Franziskus die Geistlichen jedes Jahr zu mehr Demut und Mitgefühl auf. Zum Weihnachtsfest 2014 stauchte er verdiente Vatikan-Granden zusammen, indem er ihnen „geistige Versteinerung“, „spirituellen Alzheimer“ und Machtallüren vorwarf.

Verräter, Ignoranten, Ruhmsüchtige

Doch was der 81-jährige Sanierer im Vatikan an diesem 21. Dezember 2017 den Traditionalisten an Vorwürfen entgegenschmettert, hat es so richtig in sich. „Verräter“ sollen unter ihnen sein. Ignoranten, welche „die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen“. Selbst ernannte „Märtyrer“, die, „wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden“, die Schuld dem „schlecht informierten Papst“ und einer „alten Garde“ zuschieben, anstatt „Mea culpa“ zu sagen.“

Päpstliche Brandpredigt

WOW! Was für eine Abreibung. Von Franziskus ist man deutliche Worte gewöhnt, aber so direkt, entlarvend und schonungslos waren sie selten. Der Papst ist niemand, der den Dreck vor der eigene kirchlichen Haustür untern Teppich kehrt. Keine freundlich-unverbindlichen Förmlichkeiten, um das Jahr besinnlich ausklingen zulassen, sondern Vorwürfe wie mit dem Stahlmeißel in Beton gehauen.

Unter den anwesenden Kardinälen der Brandpredigt war auch der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller. Der Papst hatte den konservative Hardliner Anfang Juli von seinem einflussreichen Posten abgelöst. Franziskus ist angetreten den vatikanischen Augiasstall auszumisten. Doch der Widerstand gegen Reformen ist weit größer als sich Jorge Mario Bergoglio bei seiner Wahl am 13. März 2013 gedacht haben dürfte.

Kampf um die Nachfolge

In der Öffentlichkeit tritt Franziskus gerne als charismatischer Erneuerer, unkonventioneller Reformer und tatkräftiger Macher auf. Doch intern beweist er ganz andere pontifikale, autoritative Führungsqualitäten.

Im Vatikan und im Episkopat rumort es schon seit langem. Dabei geht es längst um mehr als nur um die Amtszeit von Franziskus und temporäre Reformen. Die konservativ-klerikale Anti-Franziskus-Bewegung wird dieses Pontifikat aussitzen. Schon jetzt schlägt sie Pflöcke für die Nachfolge ein. Längst haben sie sich formiert und versuchen hinter den Kulissen Einfluss zu nehmen auf die künftige Entscheidung über den Nachfolger.