Frankreichs Präsident reagiert nun mit Härte auf den islamistischen Terror in seinem Land. Doch er bewegt sich damit auf einem schmalen Grat. Foto: AFP/LUDOVIC MARIN

Frankreichs Regierung reagiert mit der Verschärfung von Gesetzen auf den Terror. Es droht dadurch eine weitere Spaltung der Gesellschaft, kommentiert unser Paris-Korrespondent Knut Krohn.

Paris - Frankreich wird wie kein zweites Land in Europa von Terroristen heimgesucht. Immer wieder ermorden fanatisierte Islamisten auf offener Straße unbescholtene Menschen. Es ist erstaunlich, wie gelassen die Gesellschaft auf diese ständige Bedrohung reagiert. Das Ziel der Attentäter ist es, Angst und Hass zu sähen, doch sie scheinen keinen Erfolg zu haben – aber der Schein trügt. Der Terror ist in diesem Fall ein eher langsam wirkendes Gift.

Angst vor Überfremdung

Umfragen belegen, dass die Angst vor Überfremdung längst die Mitte der französischen Gesellschaft erreicht hat. Immer mehr Menschen sehen die Errungenschaften der Republik von einem offensiv auftretenden Islam bedroht. Angeheizt wird dieses Gefühl von jenen Vertretern am rechten Rand, die gegen alle Muslime hetzen und sich von der Spaltung der Gesellschaft politischen Profit erhoffen. Die Diskussion über den Islam hat inzwischen eine unglaubliche Schärfe erreicht – und selbst die extremsten Positionen sind in Zeitungen und TV-Diskussionen längst hoffähig geworden.

Macron von der Realität eingeholt

Diese Veränderungen machen auch vor der Politik des Präsidenten nicht Halt. Schien Emmanuel Macron vor drei Jahren mit seinem mitreißenden Optimismus alles zum Positiven verändern zu können, ist er inzwischen von der Realität eingeholt worden – auch im Kampf gegen den Islamismus. Nach den blutigen Attentaten in Nizza und Paris reagiert er mit Härte auf den Terror und verschärft die Gesetze. Das ist notwendig und gut, die Gefahr aber ist, dass er die Gesellschaft weiter spaltet. Macron muss den Franzosen, egal welcher Religion, die Gelassenheit und das Vertrauen in ihre eigene Stärke wiedergeben. Nur wenn alle Verteidiger der Republik zusammenhalten, ist der Kampf gegen den Terrorismus zu gewinnen.