Positive Corona-Tests sollen im Land möglichst flächendeckend auf hochansteckende Mutationen hin untersucht werden. Foto: dpa/Daniel Cole

Die Landesregierung will möglichst alle positiven Coronatests auf Mutationen untersuchen lassen. Menschen, die sich mit hoch infektiösen Varianten angesteckt haben, könnte eine längere Quarantäne drohen.

Stuttgart - Die Landesregierung will über die Bestrebungen des Bundes hinaus nach Mutationen des Coronavirus fahnden. Dafür sollen in Labors im Land möglichst alle positiv getesteten Proben auf die bekannten Virusvarianten untersucht werden. Das geht aus einer Kabinettsvorlage des Sozialministeriums hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Darüber hinaus soll die Rate der Vollsequenzierung, mit deren Hilfe auch unbekannte Mutationen aufgespürt werden können, sukzessive gesteigert werden.

Mehr Kontrolle über die Mutationen

„Es geht dabei vor allem um zwei zentrale Punkte. Erstens um eine Kontrolle darüber, wo und wie sich bereits bekannte Mutationen verbreiten“, sagte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) unserer Zeitung. „Zweitens wollen wir schnell und effektiv nachweisen, ob sich neue, noch unbekannte Mutationen entwickeln.“

In den Plänen der Bundesregierung ist lediglich die Kostenübernahme für die Untersuchung von fünf bis zehn Prozent der positiven Proben vorgesehen. Baden-Württemberg kann allerdings seit vergangener Woche die neuen bekannten Virus-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika direkt in den Landes-Laboren – etwa beim Landesgesundheitsamt und bei Universitätskliniken – selbst nachweisen. „Diesen Weg wollen wir jetzt konsequent und zügig weiter ausbauen“, sagte Lucha. Bis Ende Juli sollen dafür bis 12,5 Millionen Euro aus dem Landesetat zur Verfügung gestellt werden. Die endgültige Entscheidung des Kabinetts darüber steht aber noch aus.

Ansteckende Varianten im Keim ersticken

„Ziel ist vor allem, die Verbreitung der stärker ansteckenden Virusvarianten im Keim zu ersticken und solchen Fällen oberste Priorität bei Quarantäne, Testung und Kontaktnachverfolgung einzuräumen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). So ist laut Kabinettsvorlage denkbar, für Menschen, die sich mit hoch infektiösen Varianten angesteckt haben, eine längere und strengere Quarantäne anzuordnen.

Zum Einsatz kommen sollen neben der Vollgenomsequenzierung auch einfachere Verfahren, die den Nachweis für die bereits bekannten Mutationen aus Großbritannien und Südafrika erbringen können. Dieses Vorgehen sei kostengünstiger, ressourcenschonender und schneller als routinemäßige Vollgenomsequenzierungen von Proben, heißt es in der Kabinettsvorlage. Aktuell wurde laut Kabinettsvorlage aus Baden-Württemberg bereits in zwölf Fällen die besonders ansteckenden Virusvarianten B.1.1.7 und B.1.351 nachgewiesen. 20 Proben werden noch untersucht.