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Im Winter steigt die Gefahr von Schimmelpilzen in der Wohnung. Dagegen hilft gleichmäßiges Heizen.

Stuttgart - Aus Sorge vor hohen Energiekosten machen Millionen Bundesbürger den gleichen Fehler: Sie sparen tagsüber beim Heizen, machen es sich abends mollig warm - und holen sich so immer öfter Schimmel ins Haus.

Denn im Winter entstehen an kalten Stellen wie Außenecken sogenannte Wärmebrücken, an denen Feuchtigkeit schnell kondensiert. Dadurch bilden sich feuchte Flecken - und später Schimmel, der krank machen kann. Viele merken nichts, weil manche Pilzarten unsichtbar wachsen. Jedes zweite Haus ist nach Einschätzung des Verbands Privater Bauherren (VPB) mittlerweile vom Schimmelpilz befallen. Betroffen sind Neu- wie Altbauten. Auch in Gebäuden, die jahrzehntelang schimmelfrei waren, wuchern nach einem strengen Winter häufig die Kulturen.

Die neuen, stark abgedichteten Fenster verstärken die Schimmelbildung: Sie sparen zwar Energie. Gleichzeitig entfällt aber auch das natürliche Lüften durch Fugen und Ritzen. Deswegen ist es umso wichtiger, selbst regelmäßig die Fenster zu öffnen - möglichst zwei- bis fünfmal am Tag. Wasserdampf, der beim Kochen oder Duschen entsteht, sollte man zudem sofort nach draußen befördern.

Die Fenster dabei nur zu kippen, um keine Wärme zu verlieren, ist gerade bei Eiseskälte die völlig falsche Strategie. Beim Stoßlüften dagegen kann die trockene Winterluft besonders viel Wasser aufnehmen und hinausbefördern. Auch wenn viele das bezweifeln: Fünf Minuten Stoßlüften - am besten mit Durchzug und abgeschalteter Heizung - kosten kaum Heizenergie. Denn die Frischluft wärmt sich rasch wieder auf, und Möbel und Wände kühlen in der kurzen Zeit kaum aus. Die Fenster sollten dabei erst geschlossen werden, wenn sie an der Außenseite nicht mehr beschlagen sind.

Gerade bei klirrender Kälte ist es laut Gernot Henrich, Leiter des unabhängigen Bochumer Instituts für angewandte Bauwerksdiagnostik (Ifab), zudem besonders wichtig, gleichmäßig durchzuheizen. Denn je stärker eine Wohnung auskühlt, desto besser können die Pilzkulturen blühen. Wird ein Raum nur noch spärlich beheizt, schlägt sich auf den kalten Wänden unweigerlich die Feuchtigkeit nieder, die beim ganz normalen Wohnen entsteht - durch Duschen, Putzen oder Kochen. Ein Vier-Personen-Haushalt gibt täglich zudem etwa acht bis 15 Liter Wasser allein durch Atmen und Schwitzen als Wasserdampf an die Raumluft ab.

Räume, die tagsüber auf 12 bis 16 Grad abkühlen, brauchen abends außerdem jede Menge Energie, um wieder auf ein angenehmes Raumklima zu kommen. Wer eine Wohnung dagegen konsequent auf mittlerem Niveau durchheizt, kommt nach Berechnungen des Fachmanns Henrich billiger davon. "Niedriger als auf Stufe 2 sollten die Heizkörper gerade bei klirrender Kälte nicht eingestellt sein."

Selten genutzte Räume können zwar etwas kühler sein. Sie müssen dann aber häufiger gelüftet werden, und die Raumluft sollte auch dort mindestens 16, 17 Grad betragen. Nur so kann sie genügend Feuchtigkeit aufnehmen. Außerdem müssen die Türen dann zubleiben. So kann sich die wärmere und feuchtere Luft aus der übrigen Wohnung nicht an den kalten Wänden niederschlagen. Der Temperaturunterschied zwischen Räumen darf wegen der Schimmelgefahr nicht größer als fünf Grad sein.

Möbel sollten zudem möglichst nicht an Außenwände gestellt werden. Wenn es aus Platzgründen nicht anders geht, sollte wenigstens eine Handbreit Abstand zur Wand bleiben, um Schimmelbildung zu vermeiden.