Shakehands im Neuen Schloss: Gouverneur Jerry Brown (links) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: dpa

Auf dem Weg zum Weltklimagipfel in Bonn macht Gouverneur Jerry Brown in Stuttgart Station und rüttelt die baden-württembergischen Landtagsabgeordneten auf.

Stuttgart - Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown hat in einer engagierten Rede im baden-württembergischen Landtag zum gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. „Jeder schafft das Problem, dann muss auch jeder an der Lösung des Problems arbeiten“, sagte der Politiker der Demokraten vor rund 300 Zuhörern. „Das Problem ist riesig, es gibt eine Katastrophe, wenn wir nichts tun“, warnte er.

Kalifornien gehört zusammen mit Baden-Württemberg zu den Erstunterzeichnern eines subnationalen Abkommens zur Reduzierung von Treibhausgasen. Die Initiative mit dem Namen Under2 MOU wurde 2014 vom baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) zusammen mit Jerry Brown angestoßen und 2015 unterzeichnet. Inzwischen sind dem baden-württembergischen Umweltministerium zufolge 190 Staaten und Regionen aus sechs Kontinenten Mitglied der Koalition. Nachdem der US-Präsident Donald Trump den Rückzug der USA aus dem Klimaschutzabkommen von Parisangekündigt hat, hätten 18 amerikanische Bundesstaaten das subnationale Memorandum unterzeichnet.

Vereinigte Staaten „im Urlaub“

„Die Vereinigten Staaten sind vorübergehend kurz im Urlaub, aber sie kommen wieder, macht euch keine Sorgen“, sagte Brown unter großem Beifall der Zuhörer. Der Gouverneur lobte, dass sich auf nationaler Ebene auch Syrien dem Klimaschutzabkommen verpflichtet habe. „Wir hoffen, dass das bei den Vereinigten Staaten auch so bleibt“. Ohne Trump zu nennen, sagte Brown, „wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen die Realität erkennen“. Der Gegner im Kampf gegen den Klimawandel sei „ein Felsblock der Trägheit und der Selbstgefälligkeit“.

Brown plädiert für eine „kohlenstofffreie Welt“. Das erfordere „ungeheures Engagement“ und sei „eine weltumspannende Herausforderung“. Die Wirtschaft will Brown unter das Primat der Ökologie stellen. „Wirtschaft muss in der Ökologie passieren, nicht anders herum, das müssen wir den Menschen klar machen“. Es gehe um nichts weniger als das Leben, dieses Anliegen könne die Welt zusammenführen „auf einem Weg großer Harmonie“.

Koalition der Regionen gewinnt an Bedeutung

Umweltminister Franz Untersteller betonte nach dem Auftritt Browns, die Koalition der Regionen habe sich zu einem wichtigen Player bei der Weltklimakonferenz entwickelt. Jetzt gelte es, den Austausch zwischen den Regionen und das Monitoring auszubauen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht Browns Rede als „Impuls, mit ganzer Kraft an das Thema heranzugehen“. Er plädierte für die Intensivierung der Partnerschaft zwischen Kalifornien und Baden-Württemberg: „Die starken Länder müssen ziehen“. Starke Ökonomien müssen Kretschmann zufolge den Transformationsprozess voranbringen.

Jugendliche Zuhörer begeistert

Die Begeisterung, die der 79 Jahre alte Jerry Brown in seine Rede gelegt hatte, rang nicht nur dem SPD-Fraktionschef Andreas Stoch Anerkennung ab. Unter den Zuhörern waren zahlreiche Jugendliche, da am Mittwoch der Jugendlandtag in Stuttgart stattfand. „Wahnsinnig interessant“ war es für den 15 Jahre alten Valentin aus Waldkirch das Thema Nachhaltigkeit aus dem Mund eines Mannes zu hören, „der dazu viel gemacht hat“. Der gleichaltrige Paolo ergänzt, „es war eine packende Rede, Brown war überzeugend, er hat ein gutes Bild davon gegeben, was getan werden muss“.