Archäologen erhoffen sich unter den Gebäuden neue Erkenntnisse über die einstige Wasserburg in Stammheim. Foto: Chris Lederer

In der ersten Oktober-Woche sollen an der der Kornwestheimer Straße 23 und 25 die Abbrucharbeiten für ein Neubauprojekt mit sozialem Charakter beginnen – auch die Archäologen interessieren sich für das Grundstück, sie suchen nach Hinweisen auf ein Wasserschloss.

Stammheim - „Wir wollen Anfang der kommenden Woche mit dem Abbruch der beiden Gebäude beginnen“, sagt Architekt Till Frey. „Montag oder Dienstag geht es los.“ In vier bis sechs Wochen sollen das sogenannte Kachler-Haus an der Kornwestheimer Straße 23 und sein Nebengebäude Geschichte sein, um einem „Neubau mit sozialem Charakter“ Platz zu machen (wir berichteten).

Apropos Geschichte. Bevor mit dem Rohbau begonnen werden kann, werden Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes auf der Baustelle in Stammheim vorbeischauen und eine „Schürfgrube“ ausheben. Hierzu erklärt Thomas Kreuzinger vom Regierungspräsidium Stuttgart: „Bei der Grabung handelt es sich um eine sogenannte Sondage. Dies ist eine systematische archäologische Vorüberprüfung eines bestimmten Geländes.“

Burganlage aus dem 12. Jahrhundert vermutet

Dabei werde im Bereich Kornwestheimer Straße 23 und 25 sondiert, ob Funde angetroffen werden. Dies geschieht deshalb, weil in dem überplanten Bereich verschiedene archäologisch relevante Bereiche betroffen sein können: „So geht das unmittelbar benachbarte Stammheimer Schloss auf eine Burganlage (Wasserburg) zurück, die seit dem späten 12. Jahrhundert – etwa 1181 beziehungsweise gesichert 1193 wird erstmals hiesiger Ortsadel urkundlich genannt – sicher bestanden haben wird“, erklärt Kreuzinger. 1579/81 wurde an Stelle einer Wasserburg dann das Schloss Stammheim errichtet. Die dreiflügelige Anlage war durch einen Graben, Mauer und Tor an der Zugangsseite im Osten gesichert. Östlich der ehemaligen Burg beziehungsweise des Schlosses Stammheim schloss sich der Wirtschaftshof an. „Zugehörige Wirtschaftsbauten dürften hier bereits seit dem Mittelalter existiert haben“, so der RP-Sprecher. „Überreste dieser Anlage sowie der Wasserburg werden sich voraussichtlich im Boden erhalten haben. Vor allem der Wirtschaftshof, aber randlich auch die Burg, sind von der Planung betroffen. Ziel der archäologischen Sondage ist, genau dieses zu überprüfen.“ Für den Fall, dass das Denkmalamt fündig wird, haben die Bauherren der Firma Paulus Wohnbau und die Architekten einen Puffer eingeplant.

Arbeiten am Rohbau sollen Anfang 2018 starten

„Mit dem Rohbau, den Erd-, Verbau- und Stahlbetonarbeiten soll Anfang 2018 begonnen werden“, sagt Till Frey. Vorgesehen ist ein mehrstöckiger Neubau mit Satteldach. Im Erdgeschoss sollen zwei Arztpraxen (191 und 95 Quadratmeter) sowie ein Gemeinschaftsraum für die Bewohner eingerichtet werden. Interessierte Ärzte könnten sich noch melden.

Im ersten Obergeschoss sind laut Frey neun betreute Wohnungen für Senioren für die Stiftung Evangelische Altenheimat geplant. Im zweiten Geschoss sollen zwei Wohngruppen für Sehbehinderte der Nikolauspflege ihren Platz finden. Im darüber liegenden Dachgeschoss sind vier weitere Wohngruppen für die Nikolauspflege vorgesehen. „Das neue Gebäude wird im Vergleich zum Bestand um ein Geschoss erhöht“, sagt der Architekt Till Frey. „Der Baukörper ist in enger Abstimmung mit dem Amt für Stadtplanung und Statderneuerung entwickelt worden – wir haben sehr darauf geachtet, dass die Blickachsen auf das Schloss erhalten bleiben.“

Wenn alles nach Plan läuft, soll der Neubau im Sommer 2019 bezugsfertig sein.